Heidelberg

Uni-Rektor fordert Impfprogramme für Studierende

Bernhard Eitel über Pandemiemaßnahmen, die Studierende entlasten sollen  - Wunsch nach Gewissheit für das Wintersemester

25.06.2021 UPDATE: 28.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
„Die Uhr tickt“, warnt Rektor Eitel und mahnt schnelle Impfungen für Studierende an. Foto: Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Als vor knapp zwei Wochen bei einer Impfaktion in der Heidelberger Altstadt Hunderte Dosen Biontech und Johnson & Johnson verabreicht wurden, waren es vor allem junge Menschen, die sich trotz Hitze stundenlang in die Schlange stellten – darunter auffällig viele Studierende. Das ist kein Zufall, betont Uni-Rektor Bernhard Eitel. Denn diese hätten es besonders schwer, an einen der begehrten Termine zu kommen. Warum das so ist, welche Konsequenzen das hat und was die Politik tun sollte, erklärt Eitel im RNZ-Interview.

Herr Eitel, tun Bund und Land aus Ihrer Sicht genug dafür, dass auch Studierende gegen Covid geimpft werden?

Nein. Ministerpräsident Kretschmann hat inzwischen mehrfach eingeräumt, dass man bei den Regelungen in der Corona-Pandemie die Studierenden und ihre Situation zu wenig im Blick hatte. Das gilt ganz sicher auch für den Bund. Bereits während der ersten Corona-Welle habe ich über die Medien – unter anderem die RNZ – versucht, auf die Situation aufmerksam zu machen, später kamen auch andere Organisationen dazu. Die Reaktion war jedoch eher schwach.

Und in der aktuellen Situation?

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Ist es leider ähnlich. Vor wenigen Wochen hat die Landesrektorenkonferenz in einem Schreiben an die Landesregierung verlangt, den Studierenden rasch ein Impfangebot zu machen, damit wir im Wintersemester in eine verantwortungsvolle, aber weitreichende Präsenz in Forschung und Lehre zurückkehren können. Bislang haben wir aber auch darauf wenig Resonanz erfahren.

Wie könnte die Resonanz denn aussehen?

Warum werden in den nun weniger ausgelasteten Impfzentren nicht Impfstraßen für die Studierenden eingerichtet? Ich habe den Eindruck, dass man auf die Eigeninitiative der jungen Leute setzt, sich irgendwie Zugang zu einer Impfung zu verschaffen. Aber während Schüler auf dem Radar sind, werden Studierende und die Hochschulen weitgehend ignoriert. Ich halte das für nicht ausreichend verantwortungsvoll.

Aber mittlerweile wurde die Priorisierung aufgehoben und Studierende können sich wie alle anderen auch einen Termin buchen. Warum sollte es hier eine "Sonderrolle" geben?

Wir haben leider keine Möglichkeit, uns einen Überblick zu verschaffen, wie viele impfwillige Studierende noch in der Warteschleife stehen. Aber wir wissen: Viele Studierende haben an ihren Studienorten keine Hausärzte, sind also auf Impfaktionen vor allem in den Städten oder die öffentlichen Impfzentren angewiesen. Zudem: Die Uhr tickt! Die Sonderrolle hatten bislang andere Gruppen. Nun müssen endlich die Studierenden nicht nur eine Chance, sondern Gewissheit erhalten, dass sie im Wintersemester geimpft sein können – und zwar komplett. Und sie haben auch einen fairen Anspruch darauf, etwas mehr Lebensqualität im täglichen Miteinander über den Sommer zu erhalten.

Abgesehen vom Impfen: Was müsste aus Ihrer Sicht sonst geschehen, um wieder ein halbwegs normales Studium zu ermöglichen?

Die Abstandsregel ist der limitierende Faktor für die Lehre. Wenn zum Wintersemester die Abstandsregel von eineinhalb Metern trotz 3G – also geimpft, getestet oder genesen – nicht fällt wie in Restaurants, im Nah- und Flugverkehr oder in den Schulen, dann ist keine Rückkehr zur Präsenz möglich. Wir müssten mit jedem Seminar oder Kolloquium in einen großen Hörsaal, und davon haben wir viel zu wenige! Wir fordern hier endlich Klarheit, sonst wird viel mehr zerstört als einige Prüfungen. Zwei Jahrgänge Studierende drohen uns verloren zu gehen, von mangelnden internationalen Perspektiven oder psychischen Schäden in einem der wichtigsten Lebensabschnitte, in dem Weichenstellungen für das ganze Leben getroffen werden, gar nicht zu sprechen. Wir brauchen endlich verantwortliches Handeln. Es fällt schwer, weiter die Rücksicht der 18- bis 28-jährigen für alle anderen Altersgruppen einzufordern!

Die Universität hatte eine eigene Impfaktion für ihre Mitarbeiter. Wie viele Impfungen wurden dabei durchgeführt?

Zuerst wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Universitätsklinikum und an der Medizinischen Fakultät Heidelberg geimpft. In Mannheim geschah dies über das dortige Universitätsklinikum. In einer ersten Kohorte stehen unserem Betriebsärztlichen Dienst bislang 500 Dosen zur Verfügung, die zum überwiegenden Teil auch schon verabreicht wurden. Diese Aktion wird fortgesetzt in dem Maß, in dem wir Impfstoff erhalten.

Wären solche Aktionen auch für Studierende denkbar?

Bislang sind wir als Universität über unseren Betriebsärztlichen Dienst nicht dazu berechtigt und müssen Studierende an Hausärzte und andere Stellen verweisen.

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