Umzug auf die Konversionsflächen: Droht dem Karlstorbahnhof die Spaltung?

Das Kino will nicht wie das Kulturhaus in die einstige US-Kaserne Campbell Barracks umziehen. Der Gegenvorschlag: Das Literaturhauses soll in das Gebäude ziehen.

25.03.2015 UPDATE: 26.03.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Seit 20 Jahren ist das Kino im östlichen Trakt des Karlstorbahnhofs angesiedelt - und will da auch bleiben, auch wenn das Kulturhaus auf die US-Fläche umziehen sollte. Foto: Hoppe

Von Micha Hörnle

Heute fällt - nicht von jedem Heidelberger bemerkt - eine wichtige Vorentscheidung für den Umzug des Karlstorbahnhofs auf die Rohrbacher US-Fläche der Campbell Barracks. Denn im Doppelhaushalt 2015/16, den heute der Gemeinderat verabschiedet, sind 3,3 Millionen Euro für die Verlegung vorgesehen. Insgesamt werden die Kosten mit knapp neun Millionen Euro angegeben, betreffen aber den Doppelhaushalt 2016/17, wenn die ehemalige Kasernen-Kutschenhalle zu einem Veranstaltungshaus umgebaut werden soll. Das ist deutlich weniger als die zwölf Millionen Euro, die für die Sanierung des alten Standorts - vor allem die Erweiterung des Saals - laut einer Machbarkeitsstudie angefallen wären. Und so ist für die Geschäftsführerin des Kulturhauses Karlstorbahnhof, Ingrid Wolschin, "der Umzug im Prinzip klar. Ich bin mir sicher, dass wir den Standort wechseln".

Nur: Das Karlstorkino, eine alteingesessene, bisher unter dem Dach des Karls᠆torbahnhofs angesiedelte (aber rechtlich unabhängige) Einrichtung, wird den Schritt nicht mitgehen: Die Mitgliederversammlung des Trägervereins votierte einmütig - bei drei Enthaltungen -, am angestammten Standort zu bleiben. Damit droht nun nach 20 Jahren eine Trennung von Kulturhaus und Kino. Der Kinovereinsvorstand will keinen großen Krach mit dem "Mutterhaus" Karlstorbahnhof, sondern einige klare Ansagen, denn bisher blieb das Kino bei den ganzen Umzugsplänen "nur eine Fußnote", wie die zweite Vorsitzende Renate Karst-Matausch klagt.

Denn im Grunde wisse man gar nichts, erst als sich um die Weihnachtszeit die Gerüchte verdichteten, dass es langsam ernst werden könnte mit der Verlegung, seien "unsere Mitglieder aufgewacht". Aber nicht nur die sind gegen den Umzug, sondern vor allem auch die Filmgäste. Bei einer Befragung von 120 Personen sprachen sich 80 Prozent für den Verbleib am östlichen Ende der Altstadt aus: "Am neuen Standort fürchten wir einen drastischen Besucherrückgang, vor allem bei unserem Stammpublikum", meint Vereinsvorsitzender Jo-Hannes Bauer, "das gefährdet unsere Existenz." Wolschin wiederum zeigte sich von dem Beschluss der Kinofreunde überrascht - und findet deren Grundsatzbeschluss gar nicht gut: "Das Kino ist Bestandteil unserer Arbeit. Es würde viel verloren gehen, wenn wir unterschiedliche Wege gehen." Denn bisher war sie sich sicher, dass das Kino selbstverständlich mit auf das Ex-Kasernengelände ziehen würde. Und nach Wolschins Worten sind die Kino-Mitarbeiter klar für den Umzug, deren Votum habe der Trägerverein übergangen.

Nun hat das Kino, das nur den östlichen Trakt des Ensembles belegt, weitreichende Ideen für den Rest des Gebäudes: Wenn erst einmal das Kulturhaus ausgezogen sei, könne hier doch das Literaturhaus einziehen. Dann könnte hier, nach Freiburger Modell, ein gemeinsames "Film- und Literaturhaus" entstehen. Nur: Bisher wurde der Literaturhaus-Freundeskreis noch nicht kontaktiert. "Das ist bisher nur eine Idee von uns", rechtfertigt sich Renate Karst-Matausch vom Kinoverein. Denn bisher hat sich der Literaturhaus-Verein auf den Wormser Hof, das Gebäude des ehemaligen Kinos "Lux-Harmonie" kapriziert. Verleger Manfred Metzner, einer der Impulsgeber des Literaturhauses, will sich gegenüber der RNZ nicht zum "Angebot" äußern, in den Karlstorbahnhof zu ziehen. Aber wahre Euphorie hört sich anders an. Zumal Metzner erstens Beiratsvorsitzender des Kulturhauses Karlstorbahnhof ist - und deswegen ihm bei seinen Umzugsplänen nicht in den Rücken fallen kann -, und zweitens hat man sich schon früh auf den Wormser Hof in der Mitte der Altstadt (und in der Nähe zu vielen Kultureinrichtungen) festgelegt. Was Metzner nicht sagt oder sagen will, spricht Wolschin offen aus: "Das Literaturhaus will nicht in den Karlstorbahnhof."

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Auch wenn heute wohl eine Vorentscheidung zum Umzug des Kulturhauses fällt: Nach Auskunft der Stadtverwaltung muss der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss über den Standort noch separat treffen. Der offene Streit zwischen Kino und Kulturhaus im Karlstorbahnhof ist jetzt schon da.

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