RNZ-Thema Einbruch: Ist die Einbruchserie in Heidelberg endlich vorbei?

Der Pfaffengrund kommt zur Ruhe. Aber die Polizei gibt keine Entwarnung. In der ganzen Stadt gibt es erneut mehr Einbruchsfälle als im Vorjahr

25.10.2014 UPDATE: 25.10.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Ist die Einbruchserie endlich vorbei?
Von Sebastian Riemer

Seit Jahren steigen die Einbruchszahlen in Heidelberg. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. Bis Ende September gab es 295 Einbrüche und Einbruchsversuche, vergangenes Jahr waren es bis dahin 232 - eine erneute Zunahme um 27 Prozent.

Besonders im Fokus stehen dieses Jahr der Pfaffengrund und Neuenheim, zwei Stadtteile, die über Wochen mit erschreckender Regelmäßigkeit heimgesucht wurden. Allerdings scheinen diese Serien vorerst ein Ende gefunden zu haben. "In Neuenheim war der Schwerpunkt im April und Mai, danach flaute es etwas ab", so Polizeisprecher Norbert Schätzle. "Und im Pfaffengrund ist es seit gut zwei Wochen auch ruhiger." Nach dem 8. Oktober gab es dort nur einen Einbruch sowie in der Nacht auf Donnerstag einen erfolglosen Versuch in der Marktstraße. Alleine in den zwei Monaten zuvor hat die Polizei 24 vollendete oder versuchte Einbrüche gezählt.

Kehrt jetzt Ruhe ein? Das kann niemand so genau sagen, auch die Polizei will keine Entwarnung geben. In Neuenheim hatte die Polizei im Frühsommer drei junge Frauen vorübergehend festgenommen, die für einige Taten im Stadtteil verantwortlich gewesen sein könnten. Auch im Pfaffengrund habe man "viele verdächtige Personen kontrolliert", so Schätzle. Der Kontrolldruck sei groß, auch die Bürger seien sehr achtsam. Daher könnte es sein, dass die Täter weitergezogen seien.

Dass Einbrecher sich diese beiden Stadtteile aussuchen, hat verschiedene Gründe. Im Pfaffengrund mit seinen kleinen Gassen, Hecken und Gärten können sich die Verbrecher leicht verstecken - und durch die Nähe zur B 37 und zur Autobahn rasch flüchten. Neuenheim hat andere "Vorteile": Dort leben viele wohlhabende Menschen, bei denen mehr zu holen ist. Außerdem ist der Stadtteil relativ anonym: Wenn Menschen, die nicht ortsansässig sind, eine Wohnung über Stunden beobachten, fällt das nicht unbedingt jemandem auf.

Die Polizei will sich den Vorwurf nicht gefallen lassen, sie tue zu wenig. "Wir sind mit sehr vielen Leuten unterwegs, haben unser Team auch noch einmal mit fremden Kräften aufgestockt." Im Rahmen der "Woche des Einbruchsschutzes" wurden am Donnerstag zwischen 15.30 Uhr und 1.30 Uhr nachts 214 Fahrzeuge und über 260 Personen kontrolliert. Schwerpunkt der Kontrollen waren Kirchheim, Wieblingen, der Pfaffengrund und das direkt angrenzende Eppelheim. Hinweise auf mögliche Einbrecher gab es allerdings nicht. Lediglich drei "kleine Fische" gingen den Beamten bei der Aktion ins Netz - wegen Trunkenheit am Steuer und Marihuana-Besitz.

Sorgen machte der Polizei eine über Facebook organisierte Art "Bürgerwehr". So trafen sich etwa in der Nacht auf Sonntag, 11. Oktober, gegen Mitternacht rund 40 Personen auf dem Marktplatz. Die Polizei war mit einer Streife vor Ort. "Zudem haben wir erfahren, dass einzelne Privatpersonen nachts Fahrzeuge angehalten und Personenkontrollen durchgeführt haben sollen", schrieb die Polizei in einem offenen Brief an die Pfaffengrunder. Man unterstütze wachsame Bürger, die aber bitte nicht selbst tätig werden, sondern bei verdächtigen Beobachtungen sofort den Polizeinotruf 110 wählen sollten.

Trotz der großen Anstrengungen hat sich die Aufklärungsquote bei Einbrüchen nicht verbessert. Im Gegenteil: In den ersten neun Monaten des Jahres wurden (bisher) 6,6 Prozent der Taten aufgeklärt. Im selben Zeitraum des vergangenen Jahres waren es 8,5 Prozent.



Einbrüche in den Stadtteilen in den ersten neun Monaten des Jahres 2014:

Altstadt: 8. Bahnstadt: 3. Bergheim: 11. Boxberg: 2. Emmertsgrund: 3. Handschuhsheim: 33. Kirchheim: 22. Neuenheim: 59. Pfaffengrund: 36. Rohrbach: 17.

Schlierbach: 9. Südstadt: 16. Weststadt: 41. Wieblingen: 22. Ziegelhausen: 10.



(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.