Leben in der Notunterkunft: Kein Fahrschein und nichts zu tun
Die aktuelle Situation in der Notunterkunft Patrick Henry Village, ist nicht nur die Schuld der Flüchtlinge
hö. Für manches, was viele Heidelberger gerade verstört, können die Flüchtlinge in der Notunterkunft Patrick Henry Village nichts. Da sie keine kostenlosen Busfahrscheine wie in Karlsruhe bekommen - das hatte die Stadt Heidelberg zwar angeregt, es wurde aber vom Regierungspräsidium aus Kostengründen abgelehnt -, sind sie gezwungen, zu Fuß die Umgebung zu erkunden. Daher auch die größeren Menschengruppen an der Speyerer Straße.
Im Grunde widerspricht diese Notunterkunft den Integrationszielen der Stadt: Sie ist zu abgelegen, es wohnen zu viele Menschen auf einem Haufen, für die es außerdem keinerlei Beschäftigung gibt - außer Warten und Spazierengehen. Nach den städtischen Richtlinien sollen es nicht mehr als 100 Bewohner pro Unterkunft sein und die dann möglichst mitten im Stadtteil. Außerdem gibt es städtischerseits Sprach- und Qualifizierungskurse. Auch aus diesem Grund gibt es bisher keine Klagen aus Kirchheim über die dauerhafte Flüchtlingsunterkunft am Kirchheimer Weg, die vor einem Monat bezogen wurde.
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Problematisch ist auch, dass momentan alleinstehende Männer, vor allem aus Nordafrika und dem Kosovo, die Mehrheit der Notunterkunftsbewohner in Patrick Henry Village stellen. Als vor vier Monaten das erste Flüchtlingsprovisorium in den Patton Barracks bezogen wurde, kamen vor allem syrische Familien, deren Mitglieder sich gegenseitig Halt gaben. Nach Angaben des Regierungspräsidiums stammen nur sieben Prozent aller im Dezember neu registrierten Flüchtlinge aus Syrien, aber über 60 Prozent aus Ex-Jugoslawien. Gerade Kosovaren versuchten, dem harten Winter in ihrer Heimat zu entkommen, indem sie sich in Deutschland als Asylbewerber registrieren lassen, weiß die Leiterin des städtischen Sozialamts, Angelika Haas-Scheuermann. Aber: Auch sie haben das Recht, einen Asylantrag zu stellen.