Langjähriger Zoo-Direktor Dieter Poley ist tot
1972 übernahm er den Tierpark im desolaten Zustand. Die Tiere standen für ihn im Mittelpunkt.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. 26 Jahre lang hat Dr. Dieter Poley die Geschicke des Heidelberger Zoos gelenkt. Jetzt ist der engagierte Tier- und Naturschützer im Alter von 86 Jahren gestorben. Vielen älteren Heidelberger Bürgerinnen und Bürgern wird der langjährige Zoodirektor in guter Erinnerung sein. Denn mit ihm begann eine neue Ära. Er legte den Grundstein für die Neuausrichtung des Heidelberger Tiergartens. Einige werden sich auch an die zahlreichen Zooreisen erinnern, die unter Poleys fachkundiger Leitung in viele unterschiedliche Länder wie Chile oder auch nach Namibia führten. Darüber hinaus hat sich Poley schon in den 1970er- und 80er-Jahren intensiv für Naturschutz eingesetzt – zu einer Zeit, in der sich nur wenige Menschen Gedanken über Umwelt- und Müllprobleme machten.
Als Poley am 1. April 1972 nach Heidelberg kam, war der Zoo in keinem guten Zustand. Finanziell stand es schlecht, die Besucherzahlen stagnierten, das Gelände war verwahrlost, die Anlage veraltet. Vor Poley lag eine gewaltige Aufgabe, die er bis 1998 mit großem Engagement und viel Herzblut meisterte. Stück für Stück brachte er den Zoo auf Vordermann, gewann neue Spender, darunter Heidelberger Banken.
Dabei fing der damals 37-Jährige erst einmal klein an. "In Heidelberg sollte man sich zunächst darauf beschränken, den Rahmen zu putzen und den Garten gefälliger zu machen", schilderte Poley in einem RNZ-Artikel seine ersten Plänen bei seiner offiziellen Vorstellung. Doch dann ging es Schlag auf Schlag. 1973 wurde die Robbenanlage eingeweiht – noch heute ist die Fütterung der Tiere eine beliebte Attraktion bei großen und kleinen Zoobesuchern.

1977 folgte die Afrikaanlage und 1979 das Raubtierhaus. 1981 kam das Bärenschaufenster dazu, 1985 ließ Poley neue Vogelanlagen bauen, 1989 folgte das Menschenaffenhaus und 1991 das Küstenpanorama. Eng zusammengearbeitet hat Poley bei allen Bauprojekten mit dem Handschuhsheimer Architekten Hans Peter Pollich. Aus der Zusammenarbeit sollte sich eine Freundschaft entwickeln – beide standen noch vor wenigen Monaten im Briefwechsel. "Es war ihm ein Anliegen, den Besuchern den Zoo interessant nahezubringen, aber nicht wie einen Vergnügungspark", erinnert sich Pollich im Gespräch mit der RNZ. "Die Tiere standen immer im Mittelpunkt."
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Geboren wurde Poley am 26. März 1935 in München, er wuchs in Sachsen auf und machte eine Lehre als Papiermacher. Später holte er das Abitur nach, studierte unter anderem Zoologie und Botanik in Göttingen und Braunschweig und dissertierte über sinnesphysiologische und anatomisch-morphologische Besonderheiten bei Kolibris. Vögel zu beobachten war schon früh seine Leidenschaft.
Im Zoo Duisburg arbeitete Poley zunächst als Wissenschaftlicher Assistent, später als Oberassistent und Vertreter des damaligen Duisburger Direktors Wolfgang Gewalt und setzte außerdem seine wissenschaftliche Arbeit fort, Höhepunkt war 1971 ein Forschungsauftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Mexiko. Poley brachte also nicht nur Engagement und frischen Wind nach Heidelberg, sondern auch einen großen Wissensschatz.

Klaus Wünnemann, der 1998 die Nachfolge von Dieter Poley antrat, erinnert sich: "Er hatte den Zoo immer als naturkundliche Bildungseinrichtung im Sinne." Unterstützung hatte Poley stets auch von seiner Frau Ingrid, die sich ebenfalls stark für den Zoo und die Tiere engagierte und ein besonders großes Herz für die Menschenaffen zeigte. Sie war es, die 1975 den ersten kleinen Orang-Utan, der im Zoo geboren wurde, aufzog – zehn weitere Handaufzuchten sollten folgen. Nachdem Poley 1998 in den Ruhestand gegangen war, lebte er zurückgezogen in einem kleinen Ort bei Münster in Hessen und widmete sich wieder seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Ein Andenken an Poley sind auch seine zahlreichen wertvollen Veröffentlichungen mit den Schwerpunkten Zootiere, Tiergärtnereinen und Ornithologie.