Star-Architekten wollen in den Wettbewerb
Stararchitekten wollen das Konferenzzentrum in der Bahnstadt planen - 127 Büros bewarben sich, 36 dürfen beim Wettbewerb mitmachen

Auf der gelb unterlegten Fläche am Czernyring, südlich vom Hauptbahnhof, soll das neue Konferenzzentrum entstehen. Heute entscheidet der Gemeinderat über die Auslobung des Architektenwettbewerbs. F.: Kay Sommer/RNZ-Repro
Von Micha Hörnle
Bis vor 20 Jahren kannten die meisten die baskische Hauptstadt Bilbao nur wegen der Bombenanschläge der Terrorgruppe ETA - geschweige denn, dass jemand freiwillig in diese kaputte Industriestadt gefahren wäre. Doch das änderte sich, als 1997 das Guggenheim-Museum mit der spektakulären Architektur des Amerikaners Frank O. Gehry eröffnet wurde. Auf einmal wollte jeder sehen, wie sich eine Stadt mit einem spektakulären Bauwerk selbst hochrappelt, es wurde zum Ziel von Architekturtouristen - und schon war der Name "Bilbao-Effekt" geboren.
Nun hofft Heidelberg auf etwas Ähnliches - auch wenn man die beiden Städte absolut nicht vergleichen kann. In diesem Fall müsste man diesen Effekt eher mit "Aufmerksamkeit durch grandiose Architektur" übersetzen - nachdem die Heidelberger Neubauten der vergangenen zehn Jahrzehnte in der Regel solide, wenn auch meist unaufgeregt waren. Da es in der Bahnstadt keinen Denkmal- und Ensembleschutz wie in der Altstadt gibt - unvergessen sind die Debatten um den Anbau an die Stadthalle 2010 -, wäre hier beim neuen Konferenzzentrum der geeignete Platz dafür.
Noch gibt es keine konkreten Entwürfe, aber heute wird der Gemeinderat über die Auslobung eines Architekturwettbewerbs entscheiden. Insgesamt 127 Büros aus der ganzen Welt wollten mitmachen, davon kamen zwölf auf eine Art Vorzugsliste, weil sie sich in besonderer Form schon durch öffentliche Großbauten - im besten Fall gar ein Konferenzzentrum - qualifiziert hatten; weitere 24 wurden unter dem Rest ausgelost. Diese insgesamt 36 Büros - 24 deutsche und zwölf aus dem Rest Europas - sollen nun ein detailliert vorgegebenes Raumprogramm samt Öko-Standards in eine aufregende Hülle gießen, die am besten international aufhorchen lässt.
Das ist manchen Architekten durchaus gelungen, die auch beim Heidelberger Wettbewerb mitmachen. Am bekanntesten ist Coop Himmelb(l)au aus Wien, die im chinesischen Dalian ein Kongresshaus gebaut haben, das ein wenig wie ein gestrandeter silberner Wal aussieht. Andere klingende Namen sind Gerkan, Marg und Partner aus Hamburg, die die Mannheimer Kunsthalle, die Leipziger Messe, den Berliner Hauptbahnhof und den immer noch nicht eröffneten Berliner Großflughafen entworfen haben. Auch der in Heidelberg durch das Schlossbesucherzentrum bestens bekannte Max Dudler steht auf der Liste, aber auch eine Heidelberger Arbeitsgemeinschaft (AAg Loebner-Schäfer-Weber, SSV-Architekten, Jens In Het Panhuis / Jürgen Mayer), die bereits 2009 für ihren Anbau für die Stadthalle einen dritten Preis gewonnen hatte.
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Unter den 36 Namen finden sich aber vor allem diejenigen, die in der Fachwelt einen guten Klang haben, aber einer breiten Öffentlichkeit eher nicht so bekannt sind - wie der französische Bahnhof- und Flughafenarchitekt Paul Andreu, das Basler Team Degelo (Erweiterung der Unibibliothek Freiburg und des Kongresszentrums in Davos) aber auch ausgesprochene Spezialisten für Konferenzzentren wie das spanische Büro Mangado mit Bauten in Palma und Pamplona. Alle Büros müssen zum 18. Juli ihre Entwürfe abgeben, die Entscheidung fällt ein Preisgericht am 11. Oktober.
Für Heidelberg-Marketing-Chef Matthias Schiemer gibt es keinen Favoriten: "Es ist nicht ausgemacht, dass die größten und renommiertesten Büros auch die besten Entwürfe liefern." Denn bei allem Wunsch nach spektakulärer Architektur ist ihm wichtig, dass das Raumprogramm und auch der Kostenrahmen eingehalten werden. Was Schiemer besonders freut: "Wirklich viele wollen unbedingt in Heidelberg bauen. Unsere Stadt hat schon eine große Strahlkraft."