Konferenzzentrum: Die meiste Kritik gab es beim Altklinikum
Bürgerbeteiligung widmete sich der Standortsuche für ein neues Konferenzzentrum - Resonanz war abermals relativ dürftig

Übersichtlich war die Beteiligung der Bürger am Montagabend in der Stadthalle. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
In Heidelberg funktioniert die Bürgerbeteiligung ganz gut, wenn es um die Konversionsflächen geht. Aber ausgerechnet beim Konferenzzentrum will sie nicht so recht in die Gänge kommen: Am Montagabend zählte der Meriansaal 72 Personen, davon waren 24 Vertreter der Stadt, des Koordinationsbeirates für die Bürgerbeteiligung und Mitarbeiter der Hannoveraner Agentur "Plankom", die diese Veranstaltung organisiert. Macht also 48 "Normalbürger", die über die sechs Standorte berieten, die in die engere Auswahl gekommen sind. Und nur 13 waren erstmals bei einem solchen Forum, wie eine Umfrage des Moderators Oliver Kuklinski ergab.
Dabei zeichnete sich ab, dass das einzige innenstadtnahe Areal, das Altklinikum, in den Augen der Anwesenden auch das problematischste ist: Ein Konferenzzentrum vertrage sich nicht mit dem Umfeld, am wenigsten mit den Patienten der nahen Psychiatrie. Manche befürchteten auch, dass sich die Verkehrsprobleme verschärfen würden, schließlich führen dann auch deutlich mehr Autos auf der sowieso schon stark belasteten B 37. Albertus Bujard und Dieter Strommenger vom Koordinationsbeirat fragten sich, was denn Bergheim von einem Tagungszentrum habe: "Der Stadtteil ist doch schon gut entwickelt, man braucht das hier nicht." Andere wiederum befanden, dass die Lage am Neckar, die kurzen Wege in die Altstadt und die denkmalgeschützten Gebäude schon Charme hätten. Moderator Kuklinski fasste es so zusammen: "Der Standort ruft wohl viele Fragezeichen hervor und bietet nach Ansicht der Bürger wohl wenig Vorteile." Ein ganz anderes Bild hingegen bei den beiden Bahnstadt-Standorten am Czernyring: Daran gab es fast keine Kritik. Im Gegenteil: Hier gebe es die große Chance, den Stadtteil zu entwickeln, hier sei auch der geeignete Ort für eine moderne Architektur, und die Innenstadt bliebe vom Verkehr verschont. Und auch die Anwohner haben nichts gegen ein Konferenzzentrum.
Nicht ganz so euphorisch war die Resonanz bei den drei möglichen Arealen in der Kurfürstenanlage: Bei der alten Hauptpost (die aber erhalten bleibt) befürchteten manche einen Kollaps für die Lessingstraße als einer der wichtigsten Nord-Süd-Achsen; außerdem gehe eine Grünfläche verloren. Beim ehemaligen Sitz der Heidelberger Druckmaschinen sah man mögliche Konflikte mit den Anwohnern - was im Übrigen auch für den anderen Standort, die Stadtwerke, gelte. Manchen waren die Stadtwerke zu weit weg vom Bahnhof, außerdem müsste der stadteigene Energieversorger seine Verwaltung und sein Kundenzentrum verlegen. Und nicht jedem gefiel es, dass Tagungsgäste auf den Stadtwerke-Kamin blicken müssen, denn ganz wird das Unternehmen den Standort nicht verlassen, wenn das Konferenzzentrum doch dorthin käme. Und der OB-Kandidat des letzten Jahres, Alexander Kloos, fragte, ob es denn so geschickt sei, genau gegenüber einer Grünanlage zu tagen, in der sich bevorzugt Obdachlose treffen. So ganz überzeugten diese Standorte offenbar nicht, aber immerhin: Es gab auch keine Fundamentalkritik.
Geht es nach dieser ersten Bürgerreaktion, liegt die Bahnstadt in der Gunst vorn, es folgen die Standorte auf der anderen Seite der Schienen, und das Altklinikum hat mehr Gegner als Freunde.