Jetzt wächst das Konferenzzentrum in die Höhe
Bauarbeiten in der Bahnstadt im Zeitplan - Geschäftsführer: Kongresse werden nach Corona wieder anlaufen - Besondere Architektur

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Es tut sich was am Czernyring, zwischen Max-Jarecki- und Einsteinstraße. Unaufhaltsam wächst der Rohbau für das neue Kongresszentrum in der Bahnstadt in die Höhe. Die künftige Tiefgarage nimmt bereits Gestalt an, die Pkw-Abfahrt vom ersten in das zweite Untergeschoss ist bereits gut zu erkennen. Ein paar Meter weiter sind die 85 Arbeiter der Baufirma Züblin mit dem Erdgeschoss beschäftigt. Über einen Kran schwebt Beton-Nachschub ein.
"Wir bewegen uns innerhalb des Budgets und des Zeitplans", verspricht Projektleiter Jürgen Wachter von der städtischen Bau- und Servicegesellschaft (BSG). Wobei Letzteres ein Kampf werde. Bis November soll der Rohbau stehen, klärt Wachters Kollege Wahid Saberi auf. Das Konferenzzentrum, die größte Baustelle der Stadt Heidelberg, sei bisher von der Corona-Krise verschont geblieben. "Wir haben das Glück, dass wir uns noch in der Rohbau-Phase befinden und daher im Freien arbeiten und die Sicherheitsabstände einhalten können."
Hintergrund
> Das neue Konferenzzentrum, das auf Neudeutsch "Heidelberg Convention Center" heißt, wird rund 100 Millionen Euro kosten und ist damit die derzeit größte städtische Baustelle. Es wird zwei repräsentative Eingänge geben, einen am Czernyring, einen in der Max-Jarecki-Straße
> Das neue Konferenzzentrum, das auf Neudeutsch "Heidelberg Convention Center" heißt, wird rund 100 Millionen Euro kosten und ist damit die derzeit größte städtische Baustelle. Es wird zwei repräsentative Eingänge geben, einen am Czernyring, einen in der Max-Jarecki-Straße im Westen.
> Im großen Saal ist Platz für rund 1800 Tagungsbesucher, im kleinen für weitere 818. Dazu sind mehrere kleine Räume geplant, die teilweise mit der Ausstellungsfläche verbunden werden können.
> In der Tiefgarage können 364 Pkw parken.
> Die Anlieferung erfolgt über einen Vorhof, der auch von 40-Tonnern genutzt werden kann. Die Lkw können von der Einsteinstraße in diesen Hof einfahren und ihn über die neue Goeppert-Mayer-Straße auf der Gebäuderückseite wieder verlassen.
> Der Vorplatz zieht sich bis an den Czernyring, der auch von den Kongressen "bespielt" werden kann.
> Die Straßenbahnhaltestelle Europaplatz liegt direkt vor der Haustür. (hob)
Ende des ersten Quartals 2023 soll das neue Konferenzzentrum fertiggestellt sein. Betreiber ist die Heidelberger Kultur- und Kongressgesellschaft. "Unsere erste Veranstaltung ist für Mai geplant", sagt HKK-Geschäftsführer Gerhard Reiter, als er zusammen mit "Heidelberg Marketing"-Chef und den Projektleitern der BSG über die Baustelle führt.
Reiter hat keine Angst, dass das Kongress- und Tagungsgeschäft nach der Corona-Krise nicht mehr anlaufen wird. Das Konferenzzentrum werde definitiv nach wie vor gebraucht. "Klar ist die Veranstaltungsszene im Umbruch", gibt Reiter zu. Doch da das Heidelberger Haus gerade erst gebaut werde, könne man sehr gut auf die neuen technischen Anforderungen reagieren. "Viele Kongresse werden in Zukunft hybrid ablaufen – sowohl in Präsenz als auch digital", glaubt Reiter.
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Dafür sei man bestens ausgestattet. Und das berge auch eine Chance: So könne das Heidelberger Konferenzzentrum künftig noch größere Kongresse organisieren, auch wenn der große Saal "nur" rund 1800 Sitzplätze fassen soll. "Kongressteilnehmer könnten auch per Video aus Übersee zugeschaltet werden." Und daher werde die Universitätsstadt Heidelberg, die auch noch mit der historischen Altstadt und dem Schloss punkten könne, noch attraktiver für die Veranstalter. "Modern in der Bahnstadt tagen, romantisch in der Stadthalle feiern", diese Formel geht auch für "Heidelberg Marketing"-Chef Mathias Schiemer auf, der zugleich Reiters Co-Geschäftsführer bei der HKK ist. Um beides gemeinsam vermarkten zu können, hat man im Neubau auf eine große Bühne und Konzerttechnik verzichtet.

Mit der Architektur des renommierten Büros Degelo soll das neue Konferenzzentrum ein Wahrzeichen Heidelbergs werden und sich von den eher funktionalen und weißen Gebäuden in der Umgebung abheben. Die Fassade wird aus Neckartäler Sandstein gemauert. Wie die welligen und senkrecht scharrierten Elemente aussehen werden, ist an einem kleinen Modell in der Einsteinstraße zu erkennen. "Das Gebäude wird dynamisch und schön", glaubt Saberi. Es sei ein Meilenstein in der Bahnstadt.
Von dem spektakulären Architektenentwurf mit den abgewinkelten und mit riesigen Glaselementen versehenen Eingängen ist außer dem durch einen roten Bauzaun markierten Grundriss von 100 mal 93 Metern noch nicht viel zu erkennen. Doch in den nächsten Monaten wird das Gebäude Stockwerk für Stockwerk bis auf 20 Meter anwachsen. Nicht nur Gerhard Reiter, der in der Bahnstadt wohnt und jeden Tag hier vorbeikommt, findet das "total spannend".