Ist die Bergheimer Straße gefährlich?
Das glaubt zumindest der Elternbeirat der Wilckensschule - Wegen der Gesetze kann die Stadt keine Ampeln aufstellen

Bergheim. Morgen beginnt der "Zu-Fuß-zur-Schule-Monat". In Heidelberg trommelt Oberbürgermeister Eckart Würzner seit Juni für diese weltweite Kampagne. "Den täglichen Schulweg zu Fuß zurückzulegen, fördert die gesunde Entwicklung, die Konzentrationsfähigkeit und Lernleistung sowie die Möglichkeit, soziale Kontakte aufzubauen", schrieb das Stadtoberhaupt an alle Leiter der Grundschulen und die Elternvertreter. Die meisten werden sich wohl auch in diesem Jahr wieder an der Aktion beteiligen. Doch aus Bergheim kommt Widerstand.
Thomas Schell, der scheidende Elternbeiratsvorsitzende der Wilckensschule, spricht sich vehement gegen die Kampagne aus. Trotz Unterschriftenaktionen, Anregungen und Wünschen der Bergheimer Bürger habe es die Stadt bisher nämlich versäumt, die Bergheimer Straße für die Grundschüler sicherer zu gestalten. Auch die nördliche Kirchstraße zwischen Bergheimer und Vangerowstraße sei im Bereich der Schule entgegen der Forderungen der Eltern immer noch kein verkehrsberuhigter Bereich. "Natürlich ist es auch aus meiner ärztlichen Sicht prinzipiell sehr gesund, zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Es ist auch prinzipiell sehr gesund, zu schwimmen, aber nicht in einem Haifischbecken", antwortete der Mediziner in einem Brief an Würzner. Ungeachtet der Kritik will sich die Leitung der Wilckensschule trotzdem an der Kampagne beteiligen.
Nach einem Zeitungsartikel zur Fußgängersicherheit in Heidelberg meldete sich Schell auch bei der RNZ-Stadtredaktion. Der Arzt hat selbst vier Kinder im Alter zwischen einem und neun Jahren und ärgerte sich besonders über ein Zitat des stellvertretenden Leiter des städtischen Amtes für Verkehrsmanagement, Jürgen Kuch. "Ich sehe keine Stelle, an der es für Fußgänger besonders brenzlig wäre", hatte dieser behauptet. Schell hingegen sieht besonders die Erst- und Zweitklässler auf dem Weg zur Wilckensschule "erheblich gefährdet". Bei einem Vor-Ort-Termin in der Bergheimer Straße zeigt er, dass die Zebrastreifen von vielen Autofahrern gar nicht beachtet werden. Mehrere Wagen lassen ihn im Bereich der Aral-Tankstelle nicht über die Straße. "Die Leute kommen direkt von der Autobahn und sind mit der Situation hier vielleicht auch überfordert", zeigt Schell Verständnis. Er würde es daher sehr begrüßen, wenn in der Bergheimer Straße, in der aus beiden Richtungen Straßenbahnen und Autos kommen, Fußgängerampeln aufgestellt werden könnten.
Dies ist aus Sicht der städtischen Verkehrsmanager aber leider nicht möglich. In der Bergheimer Straße gilt nämlich seit dem Umbau Ende der 1990er-Jahre "Tempo 30". Und in solch einer Zone sind laut Paragraf 45 der Straßenverkehrsordnung Ampeln nicht erlaubt. Nur für Lichtsignalanlagen, die vor November 2000 aufgestellt wurden, gilt Bestandschutz. Auch eine Verkehrsberuhigung in der nördlichen Kirchstraße sei leider nicht möglich, da es in diesem Bereich keine Wohnbebauung gebe, so ein Stadtsprecher auf Anfrage der RNZ.
Die Situation in der Bergheimer Straße ist insbesondere für Grundschüler unübersichtlich. Das weiß auch die Stadt. Eine weitere Verbesserung der Situation sei aber nur längerfristig möglich. Dann könne man sich zum Beispiel weitere Gewegnasen als Querungshilfen vorstellen oder breitere Verkehrsinseln in der Mitte der Straße, die von den Schülern genutzt werden können. Auch die Stadt weiß, dass die Situation insbesondere für Grundschüler in der Bergheimer Straße schon etwas übersichtlich ist. Bis dahin müssen sich aber Thomas Schell und seine Mitstreiter mit einem "Danke"-Schild begnügen. Das immer freundlich blinkt, wenn sich ein Autofahrer in der Bergheimer Straße an "Tempo 30" hält.