Heidelberg

Hohes Unfallrisiko in der Weststadt

Serie Sicherheitsaudit: Klagen über hohes Tempo im verkehrsberuhigten Bereich sind besonders häufig - Erste Verbesserungen erreicht

19.12.2017 UPDATE: 20.12.2017 07:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Bereits umgesetzt: Eine Bodenwelle in der Kleinschmidtstraße soll das Tempo von Autofahrern drosseln. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Wie kann die Verkehrssicherheit für Kinder und Senioren in den Stadtteilen verbessert werden? Welche Verbesserungen schlägt der Sicherheitsauditor Jens Leven vom Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation (Bueffee) vor? Und was davon wurde bereits umgesetzt? Die Stadtredaktion stellt einige Zwischenergebnisse von Levens Untersuchung in einer losen Reihe vor. Für drei Stadtteile gibt es bereits eine Bilanz. Los geht es heute mit der Weststadt.

Hintergrund

Das Sicherheitsaudit ist auf zwei Jahre ausgelegt. Der Gemeinderat gab im Herbst 2016 dafür grünes Licht. Bei dem Gutachten des Wuppertaler Büros für Forschung, Entwicklung und Evaluation (Bueffee) geht es um die Verkehrssicherheit von Kindern und Senioren -

[+] Lesen Sie mehr

Das Sicherheitsaudit ist auf zwei Jahre ausgelegt. Der Gemeinderat gab im Herbst 2016 dafür grünes Licht. Bei dem Gutachten des Wuppertaler Büros für Forschung, Entwicklung und Evaluation (Bueffee) geht es um die Verkehrssicherheit von Kindern und Senioren - konkret also um Schulwege sowie die Situation vor Kindergärten und Einrichtungen für Ältere. Um schwierige Stellen zu finden, wurden alle Eltern von Heidelberger Grundschulkindern aufgefordert, Schwachstellen aufzuzeigen; die Kinder und Jugendlichen an weiterführenden Schulen wurden direkt befragt. Diese Phase der Untersuchung ist fast abgeschlossen. In der zweiten Phase schauen sich die Gutachter Jens und Tanja Leven zusammen mit den Betroffenen und Vertretern des städtischen Verkehrsmanagers vor Ort um. Schon während der Laufzeit des Audits werden Verbesserungsvorschläge umgesetzt. Ein Schwerpunkt ist dabei, das Gehwegparken zu verhindern und das Tempo der Autofahrer zu reduzieren. hob

[-] Weniger anzeigen

Wie gefährlich ist die Weststadt? Ziemlich. Leven hat für das Sicherheitsaudit nicht nur die Statistiken der Polizei für ganz Heidelberg ausgewertet, sondern auch Eltern und Schüler befragt. Das Ergebnis: 50 Prozent der Unfälle mit Fußgängern und Radlern entfallen auf nur 50 Straßen. Von 2012 bis Oktober 2016 wurden rund 465 Unfälle mit Fußgängern und 1537 mit Radfahrern in Heidelberg von der Polizei dokumentiert. In der Weststadt gibt es kaum Unfallschwerpunkte. Die Vorfälle sind über den gesamten Stadtteil verteilt. In der Liste der 30 unfallträchtigsten Strecken taucht die Weststadt daher nur drei Mal auf. Am ehesten von einem Schwerpunkt lässt sich in der Rohrbacher Straße sprechen: 18 mal verunglückte hier ein Passant - nur in der Bergheimer Straße und in der Kurfürsten-Anlage ist es schlimmer. Bei den Unfällen mit Radlern nimmt die Rohrbacher Straße mit 85 sogar den traurigen Spitzenplatz ein. Die Lessingstraße fällt mit 24 Unfällen gerade noch in die Kategorie "Top 15". Von 2012 bis 2016 ereigneten sich im Stadtteil 314 Unfälle mit Radlern und Fußgängern, nur in Bergheim gab es mehr.

Wie sehen es die Bewohner des Stadtteils? Sie identifizierten 39 Gefahrenstellen, die in eine Bürgerliste aufgenommen wurden. Immer wieder geht es dabei um überhöhte Geschwindigkeiten im größten verkehrsberuhigten Bereich Heidelbergs - denn praktisch im ganzen Bereich von der Bahnhof- bis zur Franz-Knauff-Straße und von der Lessing- bis zur Rohrbacher Straße sind maximal sieben bis zehn Stundenkilometer erlaubt. Weitere Probleme sind fehlende Querungshilfen für Fußgänger oder Radler und nicht eingehaltene Parkverbote.

Bei der Begehung in der Weststadt stellte Leven zahlreiche größere und kleinere Gefahren fest. Immer wieder ging es dabei um das Thema sichtbehinderndes Parken, wie zum Beispiel am Spielplatz in der Goethestraße oder an der Kreuzung Lessing- / Zähringerstraße. Der Kreisverkehr an der Franz-Knauff-Straße verfehle seine geschwindigkeitsreduzierende Wirkung. Das Problem: Er ist so konstruiert, dass die Autofahrer, die vom Bergfriedhof weiter in Richtung Rohrbacher Straße wollen, kerzengerade über die Kreuzung rasen können. Leven spricht in diesem Zusammenhang von einer "Durchschusswirkung". An der Weststadtseite dieses Kreisels fehle auch ein Fußgängerüberweg, ebenso wie etwas weiter stadteinwärts in der Rohrbacher Straße, an der Haltestelle Kaiserstraße.

Welche Verbesserungsvorschläge wurden schon umgesetzt? Es sind vor allem Kleinigkeiten, für die nicht extra Geld beantragt werden muss. Schlecht zu erkennende Verkehrsschilder wie in der Blumenstraße wurden gereinigt, Sträucher wie an der Ecke Blumen-/Albert-Mays-Straße zurückgeschnitten. Das Verkehrsmanagement ließ aber auch Bodenschwellen in der Blumenstraße anbringen, die Kleinschmidtstraße wurde aufgepflastert. Zudem wurden in der Weststadt bereits einige Geschwindigkeitskontrollen angeordnet.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.