Hoher Sachschaden durch Feuer

Abiturienten zogen wie die Vandalen durch die Heidelberger Altstadt

Bis zum Abend feierten die Schüler am Dienstag noch überschaubar - In der Nacht liefen die Dinge aus dem Ruder

26.04.2017 UPDATE: 27.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 31 Sekunden
Angezündetes Papier beschädigte ein Haus in der Unteren Straße. Foto: Polizei

Heidelberg. (hö) Einen ersten Vorgeschmack auf das Ende der Schulprüfungen in den nächsten Wochen gaben Abiturienten von Technischen und Wirtschaftsgymnasien der Region, die am Dienstag ihre letzten Prüfungen geschrieben hatten - gut eine Woche vor den anderen Abiturienten. Sie verheerten nicht nur die Neckarwiese, sondern gleich die Altstadt mit. Das sei ein Novum, so Polizeisprecher Norbert Schätzle: "Sonst machen die Abiturienten der allgemeinbildenden Schulen solchen Stress."

Zunächst feierten die Schüler am Dienstag noch relativ überschaubar mit maximal 250 Personen ab 15 Uhr bis in den Abend hinein auf der Neckarwiese. Sogar ein Autokorso von Schwetzingen zur "Partylocation" nach Heidelberg hatte sich in Bewegung gesetzt, wurde aber von der Polizei gestoppt. Es wurde heftig getrunken, und die Wiese war an der Theodor-Heuss-Brücke völlig vermüllt - doch es blieb weitgehend friedlich.

Das sollte sich ändern: Zu später Stunde zog ein Großteil der Schüler weiter. Schätzle berichtet, dass die Innenstadt für einen regnerisch-kalten Dienstagabend außerordentlich voll gewesen sei - wahrscheinlich kamen noch andere junge Leute dazu. Im Laufe der Nacht liefen die Dinge dann aus dem Ruder: Da wurden die Plastiksäcke mit Papierschnipseln, die von einer Baustelle in der Neugasse stammen, aufgerissen, und der Müll über mehrere Hundert Meter in der Hauptstraße "verteilt"; außerdem wurden etliche Glasabfallkörbe umgetreten. Eine Streife erwischte gegen 2.30 Uhr eine Gruppe, die Lust an Randale und Radau hatte - und gab den jungen Leuten unmissverständlich zu verstehen, dass sie die Flaschen aufzulesen und die Körbe wieder aufzustellen hätten.

Kurz zuvor war die Aufregung noch größer, als gegen 2 Uhr auf dem Universitätsplatz ein 19-Jähriger zusammengeschlagen wurde. Er kam mit einer stark blutenden Kopfwunde in eine Klinik. 30 Personen beobachteten die Szenerie, immerhin erhielten so die Polizisten eine erste Beschreibung der Täter. Kaum eine Stunde später, kurz nach 3 Uhr, wurden zwei Männer in der Plöck kontrolliert, auf die die Beschreibung zutraf. Die Kleidung eines der Verdächtigen hatte deutliche Blutflecken. Ob beide in die Schlägerei verwickelt waren, wird noch ermittelt.

Gegen 2.15 Uhr zündeten Unbekannte in der Unteren Straße an der Ecke zum Küchengässchen Papiermüll an. Angestellte zweier naher Kneipen entdeckten das Feuer und versuchten, es zu löschen, bis die Feuerwehr eintraf. Allerdings konnte nicht verhindert werden, dass die Fassade des denkmalgeschützten Hauses erheblich beschädigt wurde; der Sachschaden wird auf mehrere Tausend Euro geschätzt.

Zeugen zu allen Vorfällen melden sich bitte unter Telefon 06221/99-1700.