Heidelberg wächst - und damit die Aufgaben
Mobilitätsnetz, Stadt an den Fluss, vor allem aber Geld für Familie, Kinder, Bildung, Wohnen und Verkehr: All das steht im Haushalt.

Insgesamt will die Stadt in den nächsten beiden Jahren mehr als 1,2 Milliarden Euro ausgeben. Foto: dpa
Von Holger Buchwald
Es bleibt dabei: Oberbürgermeister Eckart Würzner will auch mit dem neuen Doppelhaushalt die "Stadt an den Fluss" bringen. "Der Neckarufertunnel ist im Entwurf drin", sagte er im Vorfeld der Gemeinderatssitzung am letzten Donnerstag. Allerdings nur als Mittel für den Bürgerdialog: Die Heidelberger sollen selbst Ideen einbringen, wie ihre Stadt mehr von der Lage am Fluss profitieren kann.
Die Schwerpunkte in Würzners Haushaltsrede lagen aber woanders - nämlich auf den Bereichen Familie, Kinder und Bildung sowie Wohnen und Verkehr. "Heidelberg ist eine gefragte Stadt", sagte der OB: "Während die Bevölkerung in Deutschland schrumpft, wächst Heidelberg. Wir brauchen neue Schulen, neue Kitas, neue Wohnquartiere, zusätzliche Straßenbahntrassen und Radverkehrsachsen."
Ein Beispiel für die Dynamik in Heidelberg ist für Würzner die Konversion der ehemaligen US-Militärflächen. Trotz der Größe der Aufgabe bleibe die Belastung des Haushalts überschaubar: Für die Bürgerbeteiligung, die Planung, Wettbewerbe und Ähnliches seien jährlich nur rund zwei Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Den Löwenanteil der Investitionen trägt in diesem Bereich das "Heidelberger Bündnis für Konversionsflächen", das zwischen 270 und 300 Millionen Euro investieren möchte.
Kultur und Sport sind für Würzner gleichermaßen wichtig. "Unser Theater und Orchester bieten jährlich über 1000 Veranstaltungen auf höchstem Niveau. Die Vorstellungen sind reihenweise ausverkauft." Somit sind die 17,9 Millionen Euro jährlich für diese Institution für den OB gut investiertes Geld. Kaum etwas verbinde die Menschen überdies so schnell und so intensiv wie der Sport, betont Würzner: "130 Vereine bieten Woche für Woche ein Angebot, mit dem sich 40.000 Menschen in der Stadt identifizieren." Dieses Engagement unterstütze die Stadt gerne - zum Beispiel mit dem Neubau der Erlenweghalle, der Erweiterung des Turnzentrums, aber auch mit Zuschüssen für den Bau von Kunstrasenplätzen des TSV Handschuhsheim und HC Heidelberg. Ein für die Stadt wichtiges Projekt sei die Großsporthalle. Insgesamt will Würzner in den Sportbereich 11,5 Millionen Euro investieren.
Die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge wird Heidelberg in den nächsten beiden Jahren mehr als bisher beschäftigen. Das schlägt sich auch auf den Haushalt nieder. Mehr als 20 Millionen Euro sind in 2015 und 2016 für laufende Ausgaben und Investitionen vorgesehen.
In allen Umfragen ist der Verkehr für die Heidelberger immer eines der wichtigsten Themen. Daher will Würzner am Straßensanierungsprogramm festhalten, für das in beiden Jahren rund 40 Millionen Euro zur Verfügung steht. Wichtig sei es aber auch, den Radverkehr zu verbessern. Dazu gehöre auch eine neue Nord-Süd-Achse westlich des Hauptbahnhofes - mit einer Neckarbrücke ins Neuenheimer Feld.
Trotz der schlechten Vorzeichen für das Mobilitätsnetz möchte Würzner an den Plänen für den Ausbau des Straßenbahnnetzes festhalten. Zugleich belasten die sinkenden Zuschüsse des Bundes und des Landes den Haushalt. Beim Öffentlichen Nahverkehr rechnet Würzner mit Verlusten in Höhe von 29 Millionen Euro. Deshalb wird der Übertrag an die Stadtwerke auf 20 Millionen Euro pro Jahr erhöht.
Info: Mehr Informationen zum Haushalt gibt es im Internet. Würzner und Finanzbürgermeister Hans-Jürgen Heiß präsentieren den Entwurf bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 3. Februar, im Rathaus. Beginn ist um 19 Uhr. Aufgeschlüsselt nach Ämtern hat die RNZ die wichtigsten Empfänger aufgelistet.
Referat des Oberbürgermeisters
Stadtteilvereine: jeweils 70.000 Euro in 2015 und 2016
Zuschüsse an Vereine für die Nutzung der Stadthalle: 25.000 Euro in beiden Jahren
Freiwilligenbörse: je 93.000 Euro
Amt für Stadtentwicklung
Kriminalprävention: je 336.300 Euro
Tierheim: 90.600 Euro
Amt für Chancengleichheit
Internationales Frauen- und Familienzentrum: 92.760 Euro in 2015 und 95.080 in 2016
Frauennotruf (Beratung): 142.480 Euro in 2015 und 146.040 in 2016
LuCa Mädchenhaus: 100.760 Euro in 2015, 103.280 in 2016
Fonds zur Förderung von Projekten zur Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit: je 150.000 Euro
Landesprogramm "gute und sichere Arbeit": je 168.000 Euro
Kämmereiamt
Tiergarten: 2 Millionen Euro für 2015, 2,1 Millionen für 2016
Heidelberg Marketing: je 1,9 Millionen Euro
Internationale Bauausstellung: je 1,1 Millionen Euro
Heidelberger Frühling: je 710.000 Euro
Technologiepark: je 554.000 Euro
Exploratorium: 428.000 Euro
Stadtmarketing: 42.000 Euro
Amt für Schule und Bildung
private Realschulen: je 22.700 Euro
private Gymnasien: je 305.900 Euro
Freie Waldorfschule: je 20.600 Euro
Volkshochschule: 1,26 Millionen Euro in 2015, 1,3 Millionen in 2016
Akademie für Ältere: je 141.180 Euro
Kulturamt
Deutsch-Amerikanisches Institut (Schurman Gesellschaft): 692.750 Euro in 2015, 700.750 Euro in 2016
Kulturhaus Karlstorbahnhof: 542.540 Euro in 2015, 530.540 Euro in 2016
Kunstverein: 278.870 Euro in 2015, 281.870 Euro in 2016
Zimmertheater: 244.000 Euro in 2015, 247.000 Euro in 2016
Unterwegstheater: 188.150 Euro in 2015, 191.150 Euro in 2016
Internationale Filmfestspiele Mannheim-Heidelberg: je 180.000 Euro
Choreographisches Zentrum: je 110.000
Medienforum (Karlstorkino): 98.440 Euro in 2015, 99.240 Euro in 2016
Museum Haus Cajeth: je 80.920 Euro
Klangforum: je 80.380 Euro
Halle 02: je 75.000 Euro
Enjoy Jazz: je 70.520 Euro
Taeter-Theater: je 46.390 Euro
Amt für Soziales und Senioren
Förderung der Altenarbeit: je 1,68 Millionen Euro
Institutionelle Förderung (Eingliederungshilfe): je 846 860 Euro
Schuldnerberatungsstelle: 197.810 Euro in 2015, 200.500 Euro in 2016
Sozialpsychiatrischer Dienst: je 134.380 Euro
Aidshilfe: je 104.360 Euro
Selbsthilfebüro: 97.030 Euro in 2015, 99.160 Euro in 2016
Katholische Gesamtkirchengemeinde: 64.800 Euro in 2015, 65.800 Euro in 2016
Pro Familia: 60.800 Euro in 2015, 61.700 Euro in 2016
Verbände der Liga der Freien Wohlfahrtspflege: jedes Jahr 60.000 Euro
Soziale Arbeit Mörgelgewann: 54.200 Euro in 2015, 56.300 Euro in 2016
Projekt Manna: je 50.000 Euro
Kinder- und Jugendamt
Kindertagesstätten - freie Träger: 19 Millionen Euro in 2015, 20 Millionen Euro in 2016
Kleinkindbetreuung - Zuschüsse für freie Träger: 17,7 Millionen Euro in 2015, 19,5 Millionen Euro in 2016
Tagespflege: 2,9 Millionen Euro in 2015, 3,1 Millionen Euro in 2016
Jugendzentren: 1,97 Millionen Euro in 2015, 2 Millionen Euro in 2016
Jugend- und Schulsozialarbeit: 964.400 Euro in 2015, 988.200 Euro in 2016
Erziehungsberatungsstellen: 727.900 Euro (2015), 743.600 Euro (2016)
Soziale Arbeit Mörgelgewann: 335.800 Euro (2015), 342.700 Euro (2016), zusätzlich 24.000 Euro über das Sozialamt
Hortbetreuung (freie Träger): 325.000 Euro (2015), 330.000 Euro (2016)
Stadtjugendring: je 338.400 Euro, zusätzlich 66.400 Euro über das Referat des Oberbürgermeisters
Gutscheine Kleinkindbetreuung: 275.000 Euro (2015), 290.000 Euro (2016)
Elternberatung in Kindertageseinrichtungen: 132.500 Euro (2015), 137.500 Euro (2016)
Frühe Hilfen - HEIKE - Keiner fällt durchs Netz: je 157.500 Euro
Sportamt:
Sportförderungsprogramm: je 648.800 Euro
Abwicklung Hallennutzungsentgelte: je 260.870 Euro
Sportkreis Heidelberg: je 177.730 Euro
Jugend- und Sportgruppen: je 122.070 Euro
Amt für Baurecht/Denkmalschutz
Wohnungsentwicklungsprogramm: je 700.000 Euro
Bilanz: Mit 45 Millionen Euro im Jahr 2015 vergibt das Kinder- und Jugendamt die meisten Zuschüsse, was vor allem auf die Kinderbetreuung zurückzuführen ist. Auf den Plätzen folgen mit 6,85 Millionen Euro das Kämmereiamt, das auch für den Tiergarten und Heidelberg-Marketing zuständig ist, das Amt für Soziales und Senioren mit 3,8 Millionen Euro sowie das Kulturamt mit 3,35 Millionen. Dessen Zuschussetat ist damit drei Mal so groß wie der des Amtes für Sport und Gesundheitsförderung (1,1 Millionen).