Großer Rückhalt für Windkraftprojekt am Lammerskopf
Der Klimaausschuss unterstützt die Bewerbung regionaler Akteure mit klarer Mehrheit. Aber es gibt Sorge um den Naturschutz.

Heidelberg. (dns) 2015 und 2016 hatte Heidelberg zuletzt nach Flächen für Windkraft im Stadtgebiet gesucht. Doch von allen Arealen, die in Frage kamen, erhielten nur zwei grünes Licht vom Gemeinderat: Drei Eichen und die Kirchheimer Mühle – die beide nie umgesetzt wurden. Alle anderen wurden aus verschiedensten Gründen abgelehnt – etwa aus Sorge um die "Blickbeziehung Schloss und Neckartal".
Knapp sieben Jahre später diskutiert Heidelberg erneut über einen Windkraftstandort – und der Tenor ist ein ganz anderer. Bei nur einer Enthaltung stimmten am Mittwoch alle Mitglieder des Klimaausschusses einer Verwaltungsvorlage zu, in der die Pläne für bis zu 15 Windräder am Lammerskopf begrüßt werden und laut der der Gemeinderat sich für das Leuchtturmprojekt von Stadtwerken und Energiegenossenschaften stark machen will. Nur AfD-Rat Timothy Bartesch, der online zugeschaltet und deshalb nicht stimmberechtigt war, kündigte schon seine Ablehnung im Gemeinderat an.
Die veränderte Haltung dürfte vor allem an den Rahmenbedingungen liegen. Das Land muss mittlerweile Flächen für Windkraft ausweisen – und kann das auf eigenen Grundstücken auch ohne Zustimmung der Stadt tun. Hinzu kommt, dass die Möglichkeit besteht, dass nun nicht einer der großen Stromkonzerne zum Zug kommt, sondern das regionale Konsortium aus Stadtwerken und Genossenschaften – und somit sowohl Kommunen als auch Bürger vor Ort profitieren könnten. Gerade diese Initiative kommt bei den Gemeinderäten gut an. "Sehr durchdacht", lobte etwa Matthias Kutsch (CDU). "Gute Ideen, das finde ich richtig toll", ergänzte Ursula Röper (Grüne).
Weniger begeistert sind die Stadträte davon, dass das Land mit dem Lammerskopf ein Areal ausschreibt, in dem mehrere Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) liegen – wo also geschützte Tier- und Pflanzenarten zuhause sind. Auf Antrag der CDU hat sich der Ausschuss deshalb dafür ausgesprochen, "äußerst schonend" vorzugehen und bei Konflikten mit dem Naturschutz Öffentlichkeit, Verbände und Gemeinderat zu beteiligen.
Obwohl das Gremium einstimmig (bei einer Enthaltung) für den Antrag stimmte, wird er kaum Auswirkungen haben. Denn sollte das regionale Konsortium zum Zuge kommen, wären die Naturschutzverbände ohnehin über einen Beirat eingebunden, wie Umweltamtsleiterin Sabine Lachenicht betonte. Und sollte das Land sich gegen das Sonderverfahren entscheiden und ein anderer Betreiber zum Zug kommen, hätte man gar keinen Einfluss: "Der wird dann tun, was gesetzlich vorgegeben ist." Dass dort aber "Zielkonflikte" zwischen Natur- und Klimaschutz bestünden, sei allen bewusst, so Lachenicht. Als untere Naturschutzbehörde werde man diese "sachlich abarbeiten".
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Doch weder Lachenicht noch Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson, der die Sitzung in Vertretung leitete, konnten es sich verkneifen, den Stadträten nochmal zu sagen, dass sie selbst – beziehungsweise ihre Vorgänger – für die Konflikte verantwortlich sind. "Der Gemeinderat hatte 2015 einige Flächen ausgeschlossen, die kein FFH-Gebiet waren", so die Amtsleiterin. Und Erichson – damals Umweltbürgermeister – zitierte sich selbst aus einer Gemeinderatssitzung von 2015: "Die Entscheidung wird dazu führen, dass irgendwann andere entscheiden, wo in Heidelberg Windkraftanlagen stehen", las er vor. "Ich hätte nicht gedacht, dass das prophetisch sein würde."