Heidelberg

Gemeinderatskandidaten diskutierten in Kirchheim

Parkraum, Kitas und die Linie 26: Themen der Lokalpolitik beschäftigte die Kandidaten. Das Interesse der Stadtteilbewohner war groß.

13.05.2024 UPDATE: 13.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Volles Podium (v.l.): Till Ikemann (SPD), Felix Grädler (Grüne), Seraphim Kirjuhin (HiB), Judith Marggraf (GAL), Tilo Müller (FWV), Tim Nusser (FDP), Patrick Schmidt (Die Partei), Imke Veit-Schirmer (Linke), Donadeus Kulms (Heidelberger), Martin Ehrbar, Birgit Müller-Reiss (Bunte Linke) und Sven Geschinski (AfD). Foto: Rothe

Von Yvonne Kaul

Heidelberg. Als "fair und friedlich" lobte Moderator Hans-Hermann Büchsel am Ende die politische Vorstellungsrunde in Kirchheim – was angesichts der derzeitigen Angriffe auf Politiker in mehreren deutschen Städten nicht selbstverständlich ist. Jeder und jede der zwölf Teilnehmer auf dem Podium hatte zweimal 2,5 Minuten Zeit, um seine oder ihre Meinung zu Themen wie Energie, Verkehr oder Wohnungsmarkt auf den Punkt zu bringen. Eingeladen hatte Pfarrer Fabian Kliesch von der Evangelischen Bonhoeffer-Gemeinde. Bereits 2019 lud er zu einem solchen Austausch ein, auch diesmal war der Saal gut gefüllt und das Interesse der Kirchheimer groß.

Es war ein Ritt durch die breite kommunalpolitische Landschaft, viele Themen waren Kirchheim-bezogen. Im Mittelpunkt der ersten Runde standen die Themen Umwelt, Verkehr und Ortsverschönerung. Unter anderem das Thema Parkraumbewirtschaftung sorgte für erregte Gemüter. Strikt dagegen waren Tilo Müller (Freie Wähler), Martin Ehrbar (CDU) sowie Sven Geschinski (AfD). Seraphim Kirjuhin (Heidelberg in Bewegung) sowie Till Ikemann (SPD) schlugen Quartiersgaragen vor, um Autos aus dem Zentrum an den Rand der Stadt zu verlagern. Tim Nusser (FDP) mahnte beim Thema Radschnellwege nach Schwetzingen oder Walldorf mehr Tempo an. Er habe in Heidelberg mindestens 20 Diskussionsrunden zu diesem Thema erlebt, aber noch keine einzige Radschnellstraße gesehen. Nusser, Kirjuhin und Felix Grädler (die Grünen) plädierten außerdem für die Ausweitung der "Fips"-Rufbusse auf Kirchheim.

Ein weiterer Streitpunkt: die Straßenbahnlinie 26. Für die einen dauert der Weg zum Bismarckplatz zu lang. Andere – wie Judith Marggraf (GAL) – finden die Trasse angemessen. Nach Meinung von Donadeus Kulms (Heidelberger) sollte die Bahnstadt anders angebunden werden, damit die 26 schneller ankomme. Marggraf regte zudem an, die Buslinie 33 künftig über Rohrbach fahren zu lassen, das würde die Anbindung zum Bismarckplatz beschleunigen und einige Schulen besser erschließen.

Dass die geplante Begrünung des Kirchheimer Kerweplatzes und der Schwetzinger Straße eine tolle Sache ist, darin waren sich viele einig. Ehrbar wunderte sich jedoch, dass man ausgerechnet beim Kerweplatz angefangen habe – "da, wo am wenigsten los ist".

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Nach der ersten Themenrunde beantworteten die Kandidaten an Stehtischen individuelle Fragen der Besucher. Danach kamen die Themen Wohnungsmarkt, Fachkräftemangel, Zuwanderung, sowie Schulen und Pflegedienste dran. Dass sich die Schulen teilweise in einem schlimmen Zustand befänden und dringender Sanierung bedürften – darin waren sich alle einig. So auch die Kirchheimer Kurpfalzschule, der Imke Veit-Schirmer (Linke) "einen katastrophalen Zustand bereits vor 25 Jahren" bescheinigte. Birgit Müller-Reiss (Bunte Linke) kritisierte grundsätzlich, dass sich Heidelberg in den vergangenen Jahren zu stark auf Prestigeprojekte wie den SNP-Dome oder das Kongresszentrum konzentrierte – und keine Prioritäten in sozialen Bereichen setzte. Ehrbar merkte an, dass an den Schulen in Heidelberg schon viel passiert sei.

Die meisten Kandidaten stimmten überein, dass Kirchheim beim Thema Kindertagesstätten gut aufgestellt sei. Schließlich werden zurzeit zwei neue Kitas gebaut. Es bleibe die Frage, wie man die Kitas mit Personal ausstattet. Das führte schnell zum Thema Fachkräftemangel, das für Kontroversen sorgte. Während Ehrbar Integration über Sprachkurse forderte, meinte Marggraf, dass Arbeiten auch ohne Deutschkurs gehen sollte. "Dass jemand gerne arbeiten würde, aber nicht darf, weil er keinen Deutschkurs gemacht hat – das geht einfach nicht", so Marggraf.

An Vorstellungen, wie man den knappen Wohnungsmarkt in den Griff bekommt, mangelte es nicht. Grädler sagte, die Baugenehmigungen sollen beschleunigt und bezahlbarer Wohnraum im Patrick-Henry-Village geschaffen werden. Laut Ikemann sollte man den Anteil der städtischen Wohnungen erhöhen. Da die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) schneller baue als die Stadt, solle diese verstärkt ins Boot geholt werden, meinte auch Veit-Schirmer. Nusser war der Ansicht, dass weder die Stadt noch die GGH schnell genug bauen würden. Und Müller-Reiss konstatierte: "Der neue Haushalt wird sehr schwierig."

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