Ende des Jahres heulen die Sirenen wieder
Im März hat die Stadt begonnen, das Netz aufzurüsten. Insgesamt werden 25 Anlagen installiert.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. 16 von 25 sind geschafft – bis Ende August sollen auch die restlichen neun Sirenen im Heidelberger Stadtgebiet installiert sein. Spätestens Ende des Jahres können dann alle Bürger im Notfall schnell informiert werden – wie früher, mit einem klassischen Heulton.
Im März hat die Stadt damit begonnen, das Sirenen-Netz wieder aufzubauen. Einen Zwischenbericht gab es am Montag bei der Pressekonferenz von Oberbürgermeister Eckart Würzner, die ausnahmsweise bei Wohnland Breitwieser in Rohrbach-Süd stattfand. Denn auch auf dem Dach des Möbelhauses ist seit Neuestem eine Sirene installiert. Nach und nach werden sämtliche Stadtteile ausgerüstet.
"Die Alarmierung der Bevölkerung muss immer gesichert sein, und Sirenen sind das sicherste Element", sagte Würzner. Die Flut im Ahrtal vor zwei Jahren habe dies erneut gezeigt. Dort sei das Funknetz ausgefallen, auch deshalb wurden so viele Menschen von den Wassermassen überrascht. Der Leiter der Feuerwehr, Heiko Holler, bestätigt das. Aus Sicht des Katastrophenschutzes biete ein "Warnmittel-Mix" die beste Sicherheit.
In Heidelberg sei man insgesamt gut gerüstet. Neben der Warn-App "Nina", die auf dem Handy installiert werden kann, gibt es etwa die Möglichkeit, Warnungen über Infotafeln im Stadtgebiet oder am Hauptbahnhof laufen zu lassen. Auch das Verschicken von Warn-SMS sei eine Option, so Holler. Und bei Bedarf können die Rettungskräfte auch mit Lautsprecherwagen warnen – zuletzt geschehen, als im Februar 2019 eine Blaufärbung des Trinkwassers kurzzeitig für Aufregung sorgte.
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Trotz allem habe die klassische Sirene einen ganz anderen "Weck-Effekt", als etwa eine Nachricht auf dem Handy, ist Holler überzeugt. Für Peter Lazarus, Geschäftsführer von Breitwieser, war es eine Selbstverständlichkeit, das Möbelhaus-Dach für die Installation der Sirene zur Verfügung zu stellen. Sein Kollege Claus Johann ergänzte: "Wir sind froh, dass wir einen Teil dazu beitragen können, die Bevölkerung zu schützen."
Sebastian Schindler, Projektleiter bei der Hörmann Warnsysteme GmbH, und Randolf Holl vom Büro SIQ, das die Standorte ermittelt hat, machten deutlich, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. So viele Möglichkeiten, Sirenen zu installieren, gebe es gar nicht. Und nicht alle privaten Gebäudebesitzer seien dazu bereit.
Bis Anfang der 1990er-Jahre gab es flächendeckend Sirenen. Installiert wurden sie mit Beginn des Kalten Krieges, um die Bevölkerung vor Feuer, Katastrophen oder einem militärischen Angriff zu warnen. Im Zuge der Wiedervereinigung wurden sie nach und nach abgeschafft – aus Kostengründen.
Heidelberg hat bereits 2019 mit dem Wiederaufbau des Sirenen-Netzes begonnen. 2022 hat der Gemeinderat dann einen entsprechenden Beschluss gefasst. Der Aufbau wird mit einer Förderung von rund 176.000 Euro aus dem Sirenenförderprogramm des Bundes unterstützt. Die Gesamtkosten liegen bei rund 535.000 Euro. Die Sirenen sind moderner als früher, deshalb reichen auch 25 aus, um das gesamte Stadtgebiet zu beschallen, früher waren dafür 95 Sirenen nötig. Und die neuen funktionieren etwa auch bei einem Stromausfall weiter.
Die meisten Sirenen werden auf Gebäuden installiert, die der Stadt oder der Wohnungsbaugesellschaft GGH gehören. Zwei müssen auf frei stehenden Masten angebracht werden, sieben auf Gebäuden von Privatleuten oder Unternehmen – eine kommt etwa auch auf das Dach der RNZ im Pfaffengrund.
