Ein Jahr "Neckarorte" und noch zig Ideen
Die Stadt und der Verein ziehen Bilanz - Der Neckarstrand war ein voller Erfolg: "Das war einmalig für Heidelberg" – Nächster Schritt: Bauen

367 Kilometer lang von der Quelle bis zur Mündung: Der Neckar. Foto: Stefan Weindl
Von Anica Edinger
Die Heidelberger wollen an den Fluss. Das dürfte spätestens nach diesem Sommer als bewiesen gelten. "Wenn man nur ein kleines Bänkchen irgendwo an den Neckar stellt, die Leute setzen sich sofort hin", sagt Nils Herbstrieth. Der Architekt muss es wissen, denn er ist nicht nur Mitglied in der Heidelberger Architektenkammer, sondern auch im Verein "Neckarorte".
Seit mittlerweile fast genau einem Jahr hat es sich die einstige Initiative - erst im Frühjahr dieses Jahres wurde sie zum Verein - zur Aufgabe gemacht, bislang wenig beachteten Orten überall am Neckarufer Leben einzuhauchen. Seither gab es acht Veranstaltungen mit unterschiedlichen Kooperationspartnern an verschiedenen Orten - vom Schlierbacher "Strandfest" über das "Anbaden" am Bergheimer Iqbal-Ufer bis hin zum "Neckarglühen" mit Glühwein oder früh morgendlichem Yoga ebenfalls in Bergheim. Über 100.000 Euro wurden investiert. Der Verein war es auch, der zusammen mit der Stadt im Juli die "Neckarlounge" ins Leben rief - ein Strandbereich am Neckarlauer mit Bar und Sitzgelegenheiten. Die "Neckarlounge" wurde schließlich zu einem riesigen Erfolg. Herbstrieth erzählt: "Wir konnten dort sogar Leute gewinnen, die wir vorher gar nicht kannten, die aber der Sache wegen dann ehrenamtlich am Strand mitgeholfen haben - etwa an der Bar." Ein letztes Mal für dieses Jahr öffnet die Neckarlounge am kommenden Wochenende. Die Wettervorhersage ist vielversprechend. Danach wird abgebaut, nur einige Sitzgelegenheiten bleiben über den Winter erhalten.
Doch auch vonseiten der Verwaltung wurde wohl das Potenzial erkannt, das der Neckarlauer und viele weitere Orte am Ufer bieten. Alexander Krohn von der Stadt sagt: "Den ganzen Sommer über war die Lounge immer gut besucht." Man habe den Sonneruntergang mal aus einem ganz anderen Blickwinkel genießen können - "das war einmalig für Heidelberg", sagt Krohn. Er koordiniert das Projekt aufseiten der Stadt, ist quasi der "Stadt-an-den-Fluss-Beauftragte". In der Verwaltung wurde mittlerweile eigens eine Stabsstelle zum Thema eingerichtet, unter Vorsitz des Ersten Bürgermeisters Jürgen Odszuck gibt es auch eine Projektgruppe "Stadt an den Fluss". Auch Mitglieder des Vereins "Neckarorte" sind dabei, regelmäßig gibt es Treffen zwischen allen Beteiligten. "Das Engagement ist immens", sagt Krohn. Schließlich haben die "Neckarortler" noch viele Ideen.
Eine davon wird am morgigen Mittwoch eingeweiht: die sogenannte "Neckartreppe" am Neckarlauer - "eine Sitzstufenanlage", wie Krohn erklärt. Außerdem soll in naher Zukunft eine Machbarkeitsstudie für eine - so der stadtinterne Arbeitstitel - "Promenade am Neckar mit Wasserterrassen" in Auftrag gegeben werden. Anhand dieser soll geprüft werden, was alles rechtlich machbar ist. Auch verrücktere Ideen sollten dabei auf den Prüfstand - "vom Flussbad bis hin zu einer Neckarsauna", so Krohn. Das große Ziel ist jedenfalls: "Vom Temporären zu richtigen baulichen Maßnahmen."
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Doch bis es so weit ist, wird der Verein mit aktuell rund 30 Mitgliedern weiterhin Veranstaltungen organisieren - auch im kommenden Jahr. Immerhin bleiben die Sitzgelegenheiten am Iqbal-Ufer vorerst bis Ende März stehen. Ein "Neckarglühen" sei noch für diesen Winter geplant, verspricht Herbstrieth. Ob es wieder ein "Anbaden" geben wird, ist unterdessen noch nicht sicher. Denn nach dem letzten Mal habe das Gesundheitsamt Bedenken angemeldet, wie der Architekt berichtet.
Auch er sagt: "Irgendwann soll die Stadt richtig an den Fluss kommen, mit dauerhaften Einrichtungen." Der Wille vonseiten der Stadt und der Politik sei da. Nils Herbstrieth: "Nur - um etwas dauerhaft entstehen zu lassen, braucht man Geld. Dann wird sich zeigen, wie groß der Wille tatsächlich ist."