Die Kultur murrt beim Stadt-Etat
Programm- und Haushaltswerkstatt der SPD - Kulturamt soll mehr Begegnungen stiften - Auch Plakatierungsregeln in der Kritik

Die Heidelberger Stadtbücherei. Foto: Reinhard Lask
Von Anica Edinger
Heidelberg. Für viele Kulturschaffende waren die Haushaltsreden von Finanzbürgermeister Hans-Joachim Heiß und Oberbürgermeister Eckart Würzner im letzten Gemeinderat wie eine Hiobsbotschaft: Schließlich hatten einige Anträge zur Erhöhung ihres städtischen Zuschusses im Doppelhaushalt 2019/2020 eingereicht - doch nicht alle wurden berücksichtigt. Sie hatten sich nun bei der Programm- und Haushaltswerkstatt der SPD-Fraktion zusammengefunden - dieses Mal zum Thema "Kultur".
An drei Tischen sollte im Literaturcafé der Stadtbücherei zu den drei Themen "Zukunft der Kulturförderung in Heidelberg", "Weiterentwicklung der Kulturlandschaft" sowie "Haushalt" diskutiert werden. Und natürlich war an letzterem besonders viel los.
Da war etwa ein Vertreter der Sammlung Prinzhorn, der entrüstet war: Eine Erhöhung seines Zuschusses auf mehr als 200.000 habe er beantragt, doch im Planentwurf bleibt die städtische Förderung bei gut 30.000 Euro im Jahr. Dabei sollte das zusätzliche Geld in eine Erweiterung der Sammlung gesteckt werden, wie SPD-Stadtrat Andreas Grasser erklärte.
Auch das Medienforum, Betreiber des Karlstorkinos, hätte gerne mehr Geld von der Stadt gehabt. "Wir hatten eine Erhöhung um fast 20.000 Euro beantragt", berichtete Stefan Friedel vom Medienforum, "doch sie wurde nicht berücksichtigt". Dabei stagniere der Zuschuss schon seit Jahren bei leicht über 100.000 Euro. "Doch die Fixkosten laufen uns so langsam davon", meinte Friedel. Die Vertreter der SPD am Tisch schrieben alles fleißig mit, jetzt will man sehen, was man für die Kulturschaffenden noch tun kann.
Mit der Kritik an der Verwaltung war es aber damit an diesem Abend noch nicht getan. Am Tisch "Weiterentwicklung der Kulturlandschaft" war schnell kein Platz mehr auf der beschreibbaren Tischdecke. Im Fokus dort: das Kulturamt. Das müsse viel mehr moderieren zwischen all den Kulturschaffenden in der Stadt, meinte ein Vertreter des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI). Es solle Begegnungen stiften, müsse einen Gesamtüberblick über das haben, was kulturell in dieser Stadt so alles geschieht. "Sodass es auch einmal darauf hinweisen kann, wenn zwei Einrichtungen etwas ähnliches machen und eventuell zusammenarbeiten könnten", meinte einer am Tisch.
Und: Das Amt dürfe nicht selbst zum Veranstalter werden - wie jüngst bei den Literaturtagen geschehen. So werde Konkurrenz zu den echten Kulturschaffenden dieser Stadt gefördert. "Das ist eigentlich ein Affront", fand der DAI-Vertreter. Karl Emer, SPD-Stadtrat, hörte aufmerksam zu. Später meinte er dann: "Das gibt mir schon zu denken."
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Anke Schuster diskutierte unterdessen mit Bernhard Fauser und Jai Gonzales vom Unterwegstheater. Fauser beklagte: "Mir fehlt eine klare Positionierung in der Kulturverwaltung, was in dieser Stadt gewünscht wird." Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, hat die SPD vor zwei Jahren, bei den letzten Haushaltsberatungen, ihren Leitantrag zur Kulturförderung eingereicht. Ein Ziel: Transparenz schaffen in der bisher eher beliebigen Förderkultur der Stadt. "Es gab diese Liste, auf der man eben stand, oder eben nicht, und nach der man eine Förderung bekam", meinte Schuster. In ihren vielen Jahren als Stadträtin sei es nur einmal vorgekommen, dass jemand von der Liste geflogen sei.
Gerade ist das Kulturamt deshalb dabei, Kriterien für die institutionelle Förderung - also für jene Kulturschaffende mit eigenem Haus oder eigenem Ensemble - auszutesten. Unter den Kulturschaffenden habe das zu einem Aufschrei geführt, meinte Schuster. "Alle haben jetzt Angst, da raus zu fallen." Deshalb sei Kommunikation so wichtig. Und in einer ersten Diskussion mit einigen Betroffenen sei schon vieles klarer geworden.
Was sie an diesem Abend aber auch lernte: "In Sachen Plakatierung müssen wir nachjustieren." Denn: Gerade die "Kleineren" unter den Kulturschaffenden hätten es da schwer. Und die sie seien nun mal auf Plakate angewiesen: "Wie sollen sie sonst auf sich aufmerksam machen?"