Heidelberg

Der PHV-Ankerinvestor ist "weg wie die Würschtl vom Kraut"

Der Software-Konzern antwortete nicht mehr auf Anfragen der Stadt. Jetzt fühlt man sich nicht mehr gebunden.

23.01.2022 UPDATE: 24.01.2022 13:24 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden
Ein Bild aus glücklicheren Tagen: OB Eckart Würzner und RIB-Vizepräsident Christoph Schuhmacher (am Tisch, v.r.) mit der Kooperationsvereinbarung. Foto: Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Es sollte eine einzigartige Kooperation werden, ist aber einfach versandet: Im April 2017 kündigten die Stadt und der Stuttgarter Software-Konzern RIB an, bei der Entwicklung des neuen Stadtteils in Patrick-Henry-Village eng zusammenzuarbeiten. Das Unternehmen sollte nicht nur den kompletten Stadtteil als digitales Modell nachbilden, es wollte als "Ankerinvestor" auch einen großen Teil der Fläche selbst kaufen, um dort einen Standort mit zunächst rund 100 Mitarbeitern zu errichten.

Oberbürgermeister Eckart Würzner freute sich damals über den "starken und renommierten Partner", der eine effizientere und bessere Planung ermögliche. Der damalige RIB-Vizepräsident Christoph Schuhmacher betonte noch im Mai 2019 auf RNZ-Anfrage: "Die Chance ist einzigartig und der Zeitpunkt ist jetzt." Zudem kündigte er an, dass sein Konzern in jedem Fall "einen höheren, zweistelligen Millionenbetrag" in PHV investieren wolle. Er stellte sich einen eigenen "Tower" für das Unternehmen im Stadtteil vor und war sicher, dass dieses digitale Pilotprojekt weitere Firmen anziehen werde.

Doch knapp fünf Jahre nach der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung ist von dieser Begeisterung nichts mehr zu spüren – im Gegenteil. "Der Investor ist weg wie die Würschtl vom Kraut", sagte der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck jüngst in einer Ausschusssitzung auf Nachfrage der Linken-Fraktion.

Ein Pressesprecher der Stadtverwaltung drückt es auf RNZ-Nachfrage diplomatischer aus: "Die Einbindung von RIB musste in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen – unter anderem wegen der Frage zur Verortung des Ankunftszentrums – zurückgestellt werden." Der potenzielle Investor habe "nennenswerte Teile" von PHV selbst kaufen wollen – und das habe man ihm nicht garantieren können.

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Gleichzeitig gab es bei dem Unternehmen einen Wechsel in der Führungsetage. Christoph Schuhmacher, offenbar eine treibende Kraft hinter der Kooperation, verließ den Vorstand. Und dann erkaltete das Interesse in Stuttgart wohl irgendwann. Warum genau und wann lässt sich nicht wirklich beantworten – denn offiziell beendet wurde die Zusammenarbeit nie.

Stattdessen antwortete das Unternehmen schlicht nicht mehr auf Anfragen der Stadt, wie Odszuck berichtete. "Von Seiten RIB erfolgte ebenfalls keine Aktivität zur Kontaktaufnahme", fügt der Sprecher der Stadtverwaltung hinzu. Auch auf RNZ-Anfragen reagierte das Software-Unternehmen weder 2020 noch in den letzten Tagen.

Nachdem aus der Landeshauptstadt keine Lebenszeichen mehr kamen, sah man die Kooperation im Rathaus als beendet an. "Wir fühlen uns an den Investor nicht mehr gebunden", sagte Odszuck. Im Dynamischen Masterplan für den neuen Stadtteil in PHV spielt RIB schon keine Rolle mehr, ein großer "Ankerinvestor" hätte sich wohl ohnehin nicht mit den Zielen und dem Plan, dass die meisten Flächen von einer städtischen Gesellschaft entwickelt werden, vertragen.

Und so endete die Zusammenarbeit, die mit so viel Jubel begann, sang- und klanglos. Immerhin betont der Stadtsprecher: "Für die Stadt sind keine nennenswerten Kosten entstanden."

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