Der Füllfederhalter bekommt sein eigenes Museum

Neue Ausstellungsräume im Alten Rathaus in Handschuhsheim sollen an die Wirtschaftsgeschichte des Stadtteils erinnern

25.11.2016 UPDATE: 26.11.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Thomas Neureither (2.v.r.) erklärt dem Stadtteilvereinsvorsitzenden Gerhard Genthner, dem Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck und Oberbürgermeister Eckart Würzner (v.l.) eine Maschine zur Füllhalterproduktion, die im neuen Museum ausgestellt ist. Foto: Philipp Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. In Handschuhsheim stand einst die größte Füllfederhalterfabrik Europas. Die Firma Kaweco gehörte zur Weltspitze und hatte - wie viele andere Füllfederhalterfabriken auch - ihren Sitz in Heidelberg. Zwar gibt es heute noch das Kaweco-Gebäude in der Handschuhsheimer Landstraße 98, doch sonst erinnert nur noch wenig daran, dass die Stadt einst Füllfederhalter-Hochburg war. Das soll sich jetzt ändern: Am Donnerstag wurde im alten Handschuhsheimer Rathaus ein Museum eröffnet, das vom Stadtteilverein betrieben wird. und das an die Blütezeit der Schreibgeräteherstellung im Stadtteil erinnern soll.

Eigentlich war geplant, die alte Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr im Handschuhsheimer Rathaus, in der der VW-Kübelwagen der Wehr abgestellt war, als Archiv und Leseraum zu nutzen. Doch auf Betreiben des ehemaligen Vorsitzenden Martin Hornig entstand die Idee, die Räumlichkeiten für ein Füllfederhaltermuseum zu nutzen. "Uns als Stadtteilverein ist es wichtig, dass die Tradition nicht in Vergessenheit gerät", sagte Gerhard Genthner, der heute Vorsitzende des Stadtteilvereins ist. Dafür hat nicht nur die Stadt, sondern auch der Verein beträchtliche Mittel für das Museum bereitgestellt. Während die Stadt sich um die Bausubstanz kümmerte, bezahlte der Stadtteilverein die Inneneinrichtung. "Den Grundstock für unsere Spendenaktion hat der Verkauf eines ganz besonderen Füllers gelegt", berichtet Genthner. Dr. Manfred Lamy vom gleichnamigen Wieblinger Schreibgerätehersteller hatte eine limitierte Auflage eines Füllers mit Handschuhsheimer Wappen aufgelegt und dem Verein zur Verfügung gestellt. Insgesamt sind durch den Verkauf und die Spenden rund 36.000 Euro zusammengekommen. "Ich hoffe, dass die Räume des Füllfederhaltermuseums ein Teil des Stadtteils und ein Teil von ganz Heidelberg werden", sagte Genthner.

"Für die Handschuhsheimer ist der Füllfederhalter ein Stück Stadtteilgeschichte", weiß auch Oberbürgermeister Eckart Würzner. Er freue sich, dass mit dem Museum ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehe. Er lobte auch den Stadtteilverein für seine Initiative und seine Bereitschaft, sich an den Kosten zu beteiligen. "Dafür haben wir dann gerne auch 248.000 Euro in die Hand genommen", so Würzner. Die ehemalige Fahrzeughalle bekam von Architekt Harald Schwarz eine neue Bodenplatte und eine Fußbodenheizung, auf dem die alten Sandsteinplatten wieder verlegt wurden. Das Mauerwerk wurde im oberen Teil gedämmt und im unteren freigelegt sowie die Heizung erneuert. Die Exponate werden in Glasvitrinen gezeigt, die an der Wand befestigt sind und die durch Holzpodeste unterbrochen werden. Dort sollen die Besucher selbst aktiv werden. Sie dürfen die Ausstellungsgegenstände sogar anfassen.

Im Museum werden vor allem Exponate aus der Privatsammlung von Thomas Neureither gezeigt. Seine Vorfahren waren selbst an der Füllfederhalter-Produktion beteiligt. Seit Jahren sammelt er Schreibgeräte und hat viele der alten Maschinen aus Fabriken vor dem Schrottplatz bewahrt. "Ich sammle gegen das Vergessen", sagte er bei der Eröffnung. Seine Leidenschaft begann vor 25 Jahren, als er in der Tiefburgschule zum ersten Mal eine Ausstellung für die Schüler zeigte. Im Museum werden aber nicht nur vierteljährlich wechselnde Spezialthemen zu sehen sein, dort sollen auch Seminare zum Thema Schreiben stattfinden. Im Nebenraum befindet sich eine Werkstatt mit Maschinen, an denen gezeigt wird, wie früher aus einem Rohling ein Schreibgerät entstand.

Fi Info: Das Museum im Alten Rathaus, Dossenheimer Landstraße 5, hat heute, 26. November, und morgen, 27. November, jeweils von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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