Eigentümer verlegen Restaurant aus Mannheim nach Heidelberg
Neues Lokal, alter Streit - Stadt bereitet unterdessen Klageschrift zur Räumung vor

Aus dem Mannheimer Industriehafen in die Heidelberger Idylle: Das Hofbauer-Restaurant "Oben" zieht jetzt auf den Kohlhof und soll im Juni eröffnen. Die Stadt will das Anwesen aber weiterhin zurückkaufen. Foto: Alex
Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Neues Kapitel im Streit um den ehemaligen "Alten Kohlhof": Die Eigentümer des Gebäudes, die Familie Hofbauer, zieht mit dem Restaurant "Oben" aus Mannheim auf den Kohlhof um. "Wir bauen jetzt um und wollen im Juni neu starten und das Restaurant dauerhaft hier unterbringen", sagt Michael Hofbauer. Sterne-Koch Robert Rädel hatte in dem Restaurant in der "Manufaktur" vier Monate lang die Gäste bewirtet - und wird dies künftig in Heidelberg tun.
Bereits im Januar war im ehemaligen "Alten Kohlhof" das "Oben 2" eröffnet worden. Die Stadt Heidelberg sah mit diesem Restaurant aber nicht die Bedingung des Grundbucheintrags erfüllt, wonach die Eigentümer zum Betrieb einer Gaststätte verpflichtet sind - unter anderem, weil dort erst ab acht Personen Reservierungen angenommen wurden. Nun soll es Änderungen geben: "Nach dem Umzug wollen wir die Öffnungszeiten erweitern", kündigt Hofbauer nun an. "Die Grundbuchauflage sahen und sehen wir aber weiterhin als bereits erfüllt an." Warum also nun dieser Schritt? "Wir machen das, um zu vermeiden, dass die Sache vor Gericht geht", so Hofbauer.
Denn die Stadt will den Verkauf des Anwesens - gemäß eines Beschlusses des Gemeinderats vom Oktober 2016 - rückabwickeln. "Der beauftragte Rechtsanwalt bereitet die Klageschrift derzeit vor", teilt ein Stadtsprecher mit. Dennoch sei man weiterhin interessiert an einer außergerichtlichen Einigung.
Laut Hofbauer hat ihn die Stadt aufgefordert, bis Ende April ein "tragfähiges Konzept" für eine Gaststätte vorzulegen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die Stadt seit Mitte Januar die Rückabwicklung vorantreibt - und sie seitdem offiziell gar kein Interesse mehr daran hat, dass der jetzige Eigentümer am Kohlhof ein Restaurant betreibt. Die Stadt kommentiert den Vorgang nicht weiter, da es sich um ein privatrechtliches Verfahren handele. Hofbauer meint: "Es ist nicht möglich, diese Aufforderung der Stadt zu erfüllen, da es kein Konzept gibt, das sich wirtschaftlich trägt", so Hofbauer. "Auch unser jetziges Unterfangen wird in hohem Maße defizitär sein." Man habe der Stadt immer wieder Angebote gemacht, die nicht akzeptiert worden seien. So habe man etwa den Abriss des alten Gebäudes und Neubau eines Hotels mit 60 Zimmern vorgeschlagen. "Nur solch ein Konzept hätte hier die Chance, wirtschaftlich zu funktionieren", so Hofbauer. Ein unabhängiges Gutachten, das der Stadt vorliege, habe genau dies ergeben. Darauf habe die Verwaltung aber nie reagiert. "Die Stadt will, dass alles so bleibt, wie es früher einmal war", sagt Hofbauer. "Ein Ausflugsrestaurant ist aber wirtschaftlicher Selbstmord."
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Ihm seien nun die Hände gebunden, da er das Anwesen ja nicht an Dritte verkaufen dürfe - und die Stadt lediglich den alten Kaufpreis von 1997 bezahlen wolle. "Das waren 750.000 Deutsche Mark - wir haben ein Vielfaches bezahlt und in das Gebäude gesteckt", sagt Hofbauer. Zudem suche eine Immobilienfirma für ihn schon seit September einen Pächter oder Käufer: "Es gab nicht einen einzigen Interessenten."
Einer Gerichtsverhandlung sieht Hofbauer gelassen entgegen: "Ich wüsste nicht, was wir noch hätten tun können." Es könne nicht sein, dass man einem Unternehmer vorschreiben könne, wie er sein Unternehmen zu führen habe. "Das Gericht müsste dann klären, ob das alles den Sitten eines demokratischen Staates entspricht."