Abgesagte Palästina-Ausstellung: Rathaus störte sich an "Dschihad"

Für die Stadtverwaltung überschritt eines der Kinder-Bilder die rote Linie - Außerdem sei der Ausstellungsort für Künstler und nicht für politische Organisationen da

11.08.2016 UPDATE: 12.08.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 18 Sekunden

Die Bilder zeigen die Welt, wie sie die Kinder im Gaza-Streifen erleben. Die Ausstellung im Bürgeramt-Mitte wurde nun verboten.

ani. Die Stadt wird konkret. Nachdem sie kurzfristig die Ausstellung "Erlebtes, Ängste und Träume - Kinder in Palästina" im Bürgeramt Mitte abgesagt hatte, nannte die Verwaltung jetzt den Auslöser für diese Entscheidung: "Die rote Linie wurde für uns bei einem Bild überschritten, auf dem in arabischer Schrift stand: ,Dschihad - Freiheit - Jerusalem - Arabisch - Ja!’", erklärte am Donnerstag ein Stadtsprecher. In der Bildunterschrift seien die arabischen Schriftzeichen ins Deutsche übersetzt worden.

"Dschihad" wird im europäischen Sprachraum häufig mit "Heiliger Krieg" übersetzt. So werden im Namen des "Dschihad" Gewalttaten ausgeübt, im Kampf gegen "Ungläubige". Doch gibt es auch andere, weniger militärische Auslegungen des Begriffs. Die wörtliche Übersetzung bedeutet eigentlich "sich Mühe geben für etwas" oder "streben nach etwas". Und so steht "Dschihad" für viele Muslime auch für den permanenten ethischen Auftrag des Individuums, sich selbst zu verbessern und Gutes für die Gesellschaft zu tun.

Absage erfolgte telefonisch

Außerdem stellte die Stadt klar, dass der Ausstellungsvertrag nicht mit der Palästina-/Nahost-Initiative abgeschlossen wurde, sondern mit einem Privatmann. Dieser sei auch rechtzeitig - und zwar telefonisch - über die Absage informiert worden, unter Angabe von Gründen. "Hätten wir von Anfang an gewusst, dass die Palästina-/Nahost-Initiative damit zu tun hat, wären wir anders damit umgegangen", so der Stadtsprecher. Denn die Ausstellungsräume in den Bürgerämtern stünden für Künstler zur Verfügung, nicht aber für politische Organisationen. "Und der Daseinszweck dieser Initiative ist eben ein politischer."

In diesem Zuge betont die Stadt auch noch einmal ihre Neutralitätspflicht. Die Absage der Ausstellung sei von der Amtsleitung des Bürgeramtes mit dem zuständigen Dezernenten für die Bürgerämter, Wolfgang Erichson, und in letzter Instanz auch mit Oberbürgermeister Eckart Würzner abgestimmt gewesen.

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In der Ausstellung "Erlebtes, Ängste und Träume - Kinder in Palästina" sollten Zeichnungen von Kindern gezeigt werden, die in zwei Trauma-Rehabilitationszentren im Gaza-Streifen und in der Stadt Ramallah im Westjordanland entstanden sind. Sie zeigen den Alltag, wie ihn Kinder im Nahen Osten erleben.

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