Gelage in der Altstadt

Heidelberg will vorerst doch kein Alkoholverkaufsverbot einführen

Erst waren die Neckarwiesen der Feier-Hotspot, nun ist es die Altstadt. Die Stadt will jetzt gegen die Exzesse rund um die Alte Brücke vorgehen.

31.10.2021 UPDATE: 15.12.2021 20:45 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Beliebter Treffpunkt: Auf und an der Alten Brücke treffen sich an Wochenenden viele junge Leute. Meist ist viel Alkohol im Spiel. Je später der Abend, desto enthemmter sind manche. Das Ergebnis sind Ruhestörungen, Vermüllung – und manchmal auch Gewalt. Foto: privat

Heidelberg. (ani) Im Oktober sorgte Oberbürgermeister Eckart Würzner für Aufregung: Damals kündigte er an, ein nächtliches Alkoholverkaufsverbot für Spätsupermärkte in Teilen der Altstadt durchsetzen zu wollen. Als Grund führte er volltrunkene, lärmende und randalierende Jugendliche an, die in den Sommer- und Herbstmonaten insbesondere im Bereich der Alten Brücke für Ärger sorgten und die Polizei wie auch den Kommunalen Ordnungsdienst auf Trab hielten. Anwohner und Hotelbetreiber klagten über schlaflose Nächte.

Nun, gut zwei Monate später, sind die Pläne der Verwaltung offenbar erst einmal vom Tisch. Auf RNZ-Anfrage erklärt ein Stadtsprecher: "Zwischenzeitlich hat sich die Lage an der Alten Brücke – und in der Altstadt allgemein – beruhigt." Deshalb sei ein örtlich und zeitlich beschränktes Alkoholverkaufsverbot wie im Oktober vorgesehen "zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig". Die Lage werde dennoch weiter fortlaufend beobachtet, heißt es aus dem Rathaus.

Update: Mittwoch, 15. Dezember 2021, 20.45 Uhr


Heidelberg will Alkoholverkaufsverbot einführen

Erst waren die Neckarwiesen der Feier-Hotspot, nun ist es die Altstadt. Die Stadt will jetzt gegen die Exzesse rund um die Alte Brücke vorgehen.

Heidelberg. (dpa) Nächtliche Ruhestörung und übermäßiger Alkoholkonsum sind in Heidelbergs Altstadt immer wieder ein Problem - jetzt soll ein nächtliches Alkoholverkaufsverbot Abhilfe schaffen. "Anders ist der Situation nicht mehr Herr zu werden", sagte ein Stadtsprecher. In Kürze werde die Stadt eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Davon betroffen ist aber nicht der Ausschank in Kneipen, Clubs und Außengastronomie, sondern es geht um den Verkauf etwa in sogenannten "Spätis". Das sind Kioske, die bis spät in die Nacht hinein Alkohol verkaufen. Die Grünen halten nichts von den Plänen von Oberbürgermeister Eckart Würzner.

Die rechtliche Lage für das Vorhaben ist knifflig, nachdem die grün-schwarze Landesregierung 2017 das generelle nächtliche Alkoholverkaufsverbot abgeschafft hat. In Heidelberg heißt es: Das schließe aber nicht aus, dass Städte und Gemeinden in brisanten Situationen davon Gebrauch machen könnten. "Man muss das nur gut begründen", sagte der Sprecher. Der Stadt gehe es darum, die Nachschubwege für Hochprozentiges - vor allem Wodka - trocken zu legen.

Auch interessant
Heidelberg: "Feierbad"-Jugendgruppe kritisiert Verbotspolitik
Heidelberger Altstadt: Es gibt noch immer zu wenig Angebote für Jugendliche
Heidelberg: Altstadt-Anwohner fühlen sich alleingelassen
Heidelberg: Wasserspielplatz auf der Neckarwiese ist neuer Party-Hotspot
Alkoholverbot: Wie Mannheim seine "Partyzone" trockenlegte

Das vorgesehene Verbot trägt laut Stadt der Tatsache Rechnung, dass seit etlichen Wochen teils mehrere Hundert Menschen - auch aus der Umgebung - mit Ghettoblastern, Gejohle und intensivem Konsum harter Drinks feiern. Schwerpunkt ist dabei die Alte Brücke. Auch alle Bemühungen der beiden Nachtbürgermeister um mehr Rücksichtnahme hätten bei den 16- bis Anfang 20-Jährigen nicht gefruchtet. Die romantische Altstadt mit vielen Bars und Restaurants ist ein Magnet für junge Leute. Die Zeiten, in denen das vorgesehene Verbot gelten soll, stehen noch nicht abschließend fest.

Die Grünen, die im Heidelberger Gemeinderat die größte Fraktion bilden, kritisieren die Pläne und verlangen mehr Prävention von Oberbürgermeister Würzner. "Verbote sind keine Dauer-Lösung", heißt es in einer Mitteilung der Fraktion. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren viel zu wenig dafür getan, jungen Menschen nicht-kommerzielle Treffpunkte anzubieten. Es fehle an Jugendsozialarbeitern und Streetworkern, die Eskalationen im Vorfeld verhindern könnten. Unterstützung erhält Würzner hingegen von der CDU.

Nächtliche Alkoholkonsumverbote hingegen sind recht gebräuchlich. Nach einer Abfrage des Innenministeriums am 11. Juni 2021 hatten landesweit 19 Kommunen diese Möglichkeit im Kampf gegen Exzesse genutzt, darunter Reutlingen, Karlsruhe, Bruchsal, Karlsbad, Alfdorf, Rheinfelden und Rottweil.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.