Eckart Würzner im RNZ-Interview

OB kämpft immer noch für den Neckarufertunnel

Erinnerung an ein altes Versprechen - "Die ,Neckarorte’ lösen nicht das Problem des Durchgangsverkehrs"

27.12.2018 UPDATE: 28.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden

OB Eckart Würzner begrüßt die momentan laufende Aufwertung des Neckarufers, ein Tunnel wäre ihm aber lieber. Foto: Rothe

Von Sebastian Riemer und Micha Hörnle

Heidelberg. Im ersten Teil des RNZ-Jahresinterviews hatte OB Eckart Würzner überraschend angedeutet, den Dauerstreit um den Alten Kohlhof beenden zu wollen. Im zweiten Teil spricht er sich weiter für einen Neckarufertunnel aus und verteidigt die geplante Partnerschaft mit der chinesischen Stadt Hangzhou.

Das Neckarufer wird gerade in vielen Stadtteilen neu entdeckt. In der Altstadt am Neckarlauer baut die Stadt sogar. Macht das den Neckarufer-Tunnel, den Sie immer wollten, überflüssig?

Es ist toll, dass die "Neckarorte" Lust machen auf mehr. Aber das löst nicht das Problem des Durchgangsverkehrs. Ich bin traurig, dass es mir bisher nicht gelungen ist, mehr Gemeinderäte davon zu überzeugen, welch unglaubliche Aufwertung eine Uferpromenade für Heidelberg bedeuten würde. Es geht ja - in der Altstadt-Lösung - nur um 800 Meter.

Sie kämpfen also immer noch für den Tunnel, mit dem sie 2006 angetreten sind?

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Ja, ich arbeite noch immer dafür, dass wir eine Neckaruferpromenade bekommen.

Vielleicht hilft ja der neue Gemeinderat ab Mai 2019. Was sind Ihre Wünsche, was mit dem neu gewählten Gremium besser läuft als bisher?

Wir treffen ja pro Gemeinderatssitzung etwa 60 Beschlüsse - 90 Prozent davon einstimmig. Das zeigt: Trotz der vielfältigen politischen Strömungen findet der Rat meist gute, einvernehmliche Lösungen. Aber ich wünsche mir schon manchmal eine größere Bereitschaft zur Veränderung. Wir brauchen nicht nur Bestandserhalt, sondern Entwicklungsmöglichkeiten - gerade für die nächsten Generationen!

Nicht wenigen Heidelbergern gefällt das Motto "Alles so losse" aber sehr gut. Der 2018 verstorbene Wassili Lepanto war ja auch ein großer Bewahrer.

Ich kannte Wassili Lepanto sehr gut: Er hat sich dafür eingesetzt, das Schutzwürdige zu erhalten - aber nicht, notwendige Entwicklungen zu verhindern. Wir sind uns ja in der Altstadt oder auch in Neuenheim alle einig: Hier wollen wir keine großen baulichen Veränderungen. Aber wir müssen Heidelberg für die nächste Generation mitdenken - und dabei darf dann nicht nur die Generation ab 65 Jahren mitreden.

Keiner weiß, wo in Heidelberg in den nächsten drei Jahren große Veranstaltungen stattfinden sollen. Wäre es nicht klüger gewesen, zuerst das Konferenzzentrum zu bauen und danach die Stadthalle zu sanieren?

Wir haben für die Stadthalle unglaublich großzügige Spendenzusagen - diese Chance dürfen wir nicht vergeben. Aber wir werden andere Räume aktivieren, etwa Kirchen oder die Neue Aula der Universität. Und richtig große Veranstaltungen können ja auch für drei Jahre in die Region ausweichen.

Welchen Sinn macht es eigentlich, eine Partnerschaft mit Hangzhou einzugehen, einer Stadt also, die in einer Diktatur beheimatet ist?

Ich finde es wichtig, auch mit diesem Kulturraum den Austausch zwischen Städten zu intensivieren. Das ist ja gerade der Charme, wenn das Verhältnis auf Regierungsebene mitunter schwierig ist. Ich käme ja auch nicht auf die Idee, den Austausch mit Palo Alto zu beenden, weil die US-Regierung nichts von Klimaschutz hält.

Sie waren 2018 wieder viel unterwegs, etwa auf internationalen Konferenzen. Ist Heidelberg Ihnen zu klein geworden oder flüchten Sie vor den vielen Problemen hier?

Weder noch. Viele wichtige Themen, welche die Städte betreffen, werden heute in Brüssel entschieden: etwa Emissionsstandards oder Auflagen beim Wohnungsbau. Es ist wichtig, dass die Städte dort wahrgenommen werden. Und als Präsident des Klimaschutz-Städtenetzwerks "Energy Cities" setze ich mich weltweit für unsere Ziele ein. Auch das ist wichtig für die Menschen in Heidelberg.

2017 waren William und Kate da, 2018 der Dalai Lama. Wer kommt 2019?

Wir werden wieder einen spannenden Gast haben. Aber den kann ich noch nicht verraten.

Donald Trump? Barack Obama?

Ich sage es Ihnen, sobald es spruchreif ist.

Vor einem Jahr sagten Sie im RNZ-Jahresinterview, dass Sie 2022 noch einmal als Oberbürgermeister antreten wollen. Gilt das noch?

Das gilt. Ich liebe diese Stadt, ich lebe hier gerne mit meiner Familie. Und wir haben noch einige Aufgaben vor uns.

Herr Würzner, danke für dieses Gespräch.

Darf ich noch etwas sagen?

Gerne.

Mir ist wichtig zu betonen, dass in allen Stadtteilen vieles auf den Weg gebracht wurde. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Wir haben die neu gestaltete Eppelheimer Straße, ein neues Stadtteilzentrum in der Südstadt, die sanierte Hauptstraße in der Altstadt, ein neues Seniorenheim in Ziegelhausen, einen neuen Nahversorger in Schlierbach und im Pfaffengrund. In Wieblingen wurden die Wohnungen unserer städtischen Wohnungsgesellschaft GGH stark modernisiert - und vieles mehr. Das alles verbessert ganz direkt die Lebensqualität der Menschen. Und neben den vielen großen und kleine Projekten ist es mir immer besonders wichtig, dass wir auch weiterhin so ein gutes soziales Miteinander in Heidelberg haben.

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