Campus unterwegs: Bürokratie statt "la vie en rose"

RNZ-Campus-Mitarbeiterin Patricia Adams berichtet über ihren Auslandsaufenthalt in Paris.

18.05.2015 UPDATE: 25.11.2014 06:01 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden

Von Patricia Adams

"Sehr geehrte Frau Adams, wir freuen uns, ihnen mitteilen zu können, dass Sie für das Erasmus-Stipendium in Paris zugelassen wurden." Als ich diesen Brief im Mai bekam, stand fest: Die nächsten zwei Semester lebe ich "la vie en rose".

Wohnungssuche und Umzugsplanung wurden erst mal auf die lange Bank geschoben und die wirklich wichtigen Dinge geplant: Wer geht noch nach Paris? Wo kann man am besten feiern gehen? Als die Abreise immer näher rückte und ich immer noch keine Wohnung gefunden hatte, wurde meine Vorfreude jedoch von Stress überschattet.

Der Heidelberger Wohnungsmarkt ist gegen den Pariser beinahe entspannt, und man kann locker mit der doppelten Miete für winzige und heruntergekommene Apartments rechnen. Mit mehr Glück als Verstand konnte ich dann doch noch drei Wochen vor Abreise ein Zimmer in der französischen Hauptstadt ergattern. Winzig und schrecklich überteuert, aber sauber.

Ich dachte, jetzt sei die schlimmste Hürde genommen, doch ich hatte die französische Bürokratie unterschätzt. Bei Unterzeichnung des Mietvertrages musste ich haufenweise Dokumente vorlegen und mit einer Anwältin kommen (die ich bezahlen musste). Mit Mietvertrag konnte ich endlich ein französisches Konto eröffnen – wichtigste Voraussetzung, um einen Handy- und Internetvertrag abzuschließen sowie eine Jahreskarte für die Metro zu kaufen.

Alles dauerte wochenlang und funktionierte niemals beim ersten Versuch. Hinzu kam noch, dass nach der ersten Woche in meiner Wohnung der Strom nicht mehr richtig funktionierte, sodass es kein warmes Wasser mehr gab. Die Vermieter waren natürlich pünktlich zum Stromausfall nach China (!) in den Urlaub gefahren und kaum zu erreichen.

Mitte der dritten Woche duschte ich immer noch kalt, und das Internet in meiner Wohnung funktionierte auch immer noch nicht. Ich versuchte es also zum dritten Mal bei der Hotline des Telefonanbieters und kam diesmal endlich zum Fachmann durch. Dieser legte allerdings tatsächlich nach meinem dritten "Pardon Monsieur, mais je n’ai pas vous compris", entnervt auf. "Blödes Land, ich fahr nach Hause!", dachte ich mir.

Statt den Zug nach Hause zu buchen, wählte ich aber eine andere Variante. Ich rief meine Freundin an und wir setzten uns mit einer Flasche Wein und französischen Macarons an die Seine. Der Blick auf den Louvre bei Sonnenuntergang erinnerte mich wieder daran, warum ich in der Erasmusbewerbung Paris als erste Wahl angegeben hatte.

Mittlerweile dusche ich warm und habe, dank der Hilfe französischer Freunde, eigenes Internet. "La vie en rose" kann beginnen!

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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