Bewerbungstipps: "Wir wollen nicht die Partybilder vom Wochenende sehen"

Im Interview erklärt der MLP-Personalchef, worauf es bei Bewerbungen ankommt - und was so gar nicht geht 

06.07.2015 UPDATE: 07.07.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Als Bewerber sollte man sich bewusst sein, dass Unternehmen die Facebook-Seite überprüfen können, und sich überlegen: Was sollen potenzielle Arbeitgeber sehen und was lieber nicht? Foto: dpa

Von Denis Schnur

Fotos bitte professionell, Xing kann helfen und bei Facebook sollte man nicht alles teilen. Hans-Joachim Letzel, Leiter Recht und Personal bei MLP, gibt Tipps für Jobsuchende. Um die 3000 Bewerbungen gehen bei dem Wieslocher Finanzdienstleister jährlich ein.

Herr Letzel, angenommen ich würde mich bei Ihnen bewerben - sollte ich vorher noch einmal mein Facebook-Profil checken, oder schauen Sie sich das nicht an?

Wir schauen uns Facebook-Profile nicht standardmäßig an. Aber als Bewerber sollten Sie sich bewusst sein, dass Unternehmen das tun könnten und überlegen: Was sollen potenzielle Arbeitgeber sehen und was lieber nicht? Es kommt auch auf die Stelle an. Wer ins Online-Marketing will, kann davon ausgehen, dass der Personaler schaut, welche Infos er online findet.

Hans-Joachim Letzel. Foto: MLP

Bleiben wir also bei meiner schriftlichen Bewerbung. Worauf achten Sie da?

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Es sind oft einfache Dinge, die viele vergessen: So kommen etwa ein Drittel der Bewerbungen hier unvollständig an, haben Rechtschreibfehler oder Lücken im Lebenslauf.

Gibt es etwas, bei dem Sie sofort sagen würden: "Der ist nicht interessant"?

Wenn die falsche Firma angeschrieben wird oder man sich auf eine Stelle bewirbt, die es bei uns nicht gibt. Dann lesen wir nicht weiter.

Auch nicht, wenn ich nur aus Versehen das falsche Unternehmen angeschrieben habe?

Wenn ein Bewerber merkt, dass er versehentlich das falsche Anschreiben versandt hat, liegt es an ihm, uns zu kontaktieren und das Richtige nachzureichen. Ich würde raten, Bewerbungen wie eine Abschlussarbeit zu behandeln, die lässt man ja auch gegenlesen. Man muss immer im Hinterkopf haben: Das Erste, was der Personaler in der Hand hat, ist dieses Stück Papier. Der Mensch dahinter ist natürlich wichtiger, aber die Bewerbung ist der Türöffner für ein mögliches Gespräch.

Und was würde mir helfen, einen Fuß in diese Tür zu bekommen?

Ein prägnantes und individualisiertes Anschreiben ist viel wert. Worauf Personaler auch achten, ist eine gewisse Kontinuität und Zielstrebigkeit im Lebenslauf. Das heißt nicht, dass Bewerber nicht den Job wechseln oder sich umorientieren können. Aber wenn jemand jedes Jahr bei einer anderen Firma arbeitet, bleibt bei Personalern oft nicht die Berufserfahrung hängen, sondern die Frage, warum sich derjenige nicht länger in einem Unternehmen halten kann.

Wenn mich eine Stelle interessiert, ich aber nicht genau auf das Anforderungsprofil passe - kann ich das mit meiner Bewerbung wettmachen?

Definitiv. Da möchte ich Bewerbern auch Mut zusprechen. Wenn man merkt, dass das eigene Profil nicht zu 100 Prozent auf die Stelle passt, sollte man im Anschreiben neben den zum Stellenprofil passenden Kompetenzen auch die Bereitschaft zur Entwicklung signalisieren. Bei uns kommt das häufig vor: Wer sich etwa als Mediziner bei MLP für eine selbstständige Beratertätigkeit bewirbt, wird bei uns dafür umfassend ausgebildet.

Wie wichtig sind Netzwerke wie Xing, LinkedIn und Co.? Braucht man das?

Wir nutzen diese Netzwerke, und das würde ich auch Bewerbern empfehlen. Sie sind für uns deutlich interessanter als etwa Facebook. Wir wollen etwas über die Erfahrung von Bewerbern wissen und nicht die Partybilder vom Wochenende sehen. Außerdem funktionieren sie auch andersrum: Wenn wir eine Stelle ausschreiben und in meinem Netzwerk ist eine Person, die passen könnte, gehen wir gezielt auf diese zu.

Zu guter Letzt: Was war denn das Schrägste, das Sie je in einer Bewerbung gefunden haben?

Wenn Bewerber ein Foto mitschicken - was nicht verpflichtend ist - sollte es auf jeden Fall ein Professionelles sein. Da haben wir schon seltsame Sachen gesehen. Vom Bewerber mit Rose im Mund bis hin zu Strandfotos. Wir lachen gerne, für die Bewerbung ist das aber nicht zuträglich.

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