Stadt und Besitzer nähern sich im Gastronomie-Streit an
Restaurant "Oben" öffnet im September – Klageschrift bleibt wohl vorerst in der Schublade – Eigentümer lädt Stadträte ein

Im ehemaligen "Alten Kohlhof" am Hang des Königstuhls sollen bald wieder regelmäßig Gäste bewirtet werden. Foto: privat
Von Sebastian Riemer
Über ein Jahr dauert der Streit um das ehemalige Ausflugslokal "Alter Kohlhof" am Königstuhl bereits an - nun gibt es Anzeichen einer Annäherung zwischen Stadt und Besitzer. Denn im September soll dort ein Restaurant eröffnen, das aus Sicht der Stadt offenbar den Bedingungen aus dem Grundbucheintrag entsprechen könnte.
"Die Klageschrift ist vorbereitet", teilt ein Stadtsprecher auf RNZ-Anfrage zwar mit. Bei Gericht eingereicht werden soll sie aber offenbar vorerst nicht. Denn er sagt auch: "Die Gespräche und Kontakte zur Erreichung einer gastronomischen Nutzung bestehen weiterhin beidseitig." Die Stadt habe sich sogar vor Ort überzeugen können, dass "konkrete Schritte zur Eröffnung einer Gastronomie erfolgt sind".
Hintergrund
Der Streit um den "Alten Kohlhof" basiert auf 20 Jahre alten schriftlichen Festlegungen. Als die Stadt das Anwesen im Juni 1997 verkaufte, stand im Kaufvertrag: "Der Käufer verpflichtet sich zum Betrieb der Gaststätte mit Hotelbetrieb unter dem Namen ,Alter Kohlhof’." Im
Der Streit um den "Alten Kohlhof" basiert auf 20 Jahre alten schriftlichen Festlegungen. Als die Stadt das Anwesen im Juni 1997 verkaufte, stand im Kaufvertrag: "Der Käufer verpflichtet sich zum Betrieb der Gaststätte mit Hotelbetrieb unter dem Namen ,Alter Kohlhof’." Im Grundbuch wird diese Verpflichtung für 25 Jahre, also bis Juni 2022, festgeschrieben. Nach dem Rechtsverständnis der Stadt darf sie das Grundstück zurückkaufen, wenn der jeweilige Eigentümer diese Auflage nicht erfüllt. Die Familie Hofbauer, die das Anwesen im Juni 2015 kaufte, wollte dort nach eigenen Angaben ein Café und Gourmetrestaurant einrichten. Nachdem das von ihr betriebene "Landgut Lingental" in Leimen nach Wasserschäden geschlossen werden musste, zerschlugen sich die Pläne. Die Hofbauers teilten der Stadt mit, dass eine Gastronomie im "Alten Kohlhof" ihrer Ansicht nach nicht wirtschaftlich zu betreiben sei. Daraufhin beschloss der Gemeinderat im Oktober 2016, dass die Stadt das Grundstück zurückkaufen soll. Anfang dieses Jahres leitete die Stadt die Rückabwicklung ein. rie
Schon Anfang des Jahres hatte im ehemaligen "Alten Kohlhof" das "Oben 2" eröffnet. Aufgrund eingeschränkter Öffnungszeiten, hoher Hürden bei der Tischreservierung und der mangelnden Konzession sah die Stadt mit diesem Restaurant die Verpflichtung aus dem Grundbuch jedoch nicht als erfüllt an. Nun soll aber schon im September ein neues Restaurant eröffnen, das "Oben" heißen wird. Unter diesem Namen bewirtete Robert Rädel bis vor einigen Monaten in einem historischen Fabrikgebäude im Mannheimer Hafenpark die Gäste. Nun wird der Sternekoch in Heidelberg kochen, die Küche wurde dafür laut Michael Hofbauer bereits erweitert.
In einem Brief an die Stadt, den Hofbauer auch der RNZ schickte, schreibt er: "Das Restaurant-Team unter dem seit 2012 bei uns angestellten Küchenchef Robert Rädel hat sich vorgenommen, den Standort Heidelberg für außergewöhnliche Küche international bekannt zu machen." Man wolle eine "kompromisslos nachhaltige, naturnahe, umweltschonende und regionale Küche" anbieten. Dabei würden die Produkte nicht nur aus regional verfügbaren Märkten bezogen, man setze zunehmend auch auf eigenen Anbau.
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Hofbauer bleibt aber bei seiner Einschätzung, dass am Kohlhof kein kostendeckender Betrieb möglich sei: "Wir betreiben das Restaurant nicht unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit, sondern mit einer Botschaft gegen Fast Food, kulinarische Eintönigkeit, Billig- und Fertigprodukte und die Problematik einer gesellschaftlichen Entfremdung durch Masse statt Klasse." Natürlich sei jeder Gast willkommen, Laufkundschaft lasse sich "innerhalb unseres Nachhaltigkeitskonzepts" allerdings nicht adäquat bedienen. Im Restaurant gebe es 20 Plätze, man müsse vorab reservieren. Bis die neue Internetseite fertig ist, sei dies per E-Mail an info@busenbrunnerhof.de möglich. Geöffnet sei vorerst donnerstags bis sonntags jeweils ab 18 Uhr, man orientiere sich aber an der Nachfrage. "Selbstverständlich ist das Restaurant nach vorheriger Absprache auch zum Mittagessen geöffnet, sofern sich eine Gruppe von circa acht Personen ankündigt." Bei Abendreservierungen gelte die Acht-Personen-Klausel nicht.
Ein von vielen zurückgewünschtes Ausflugslokal wird es also nicht geben. Dazu schreibt Hofbauer: "Wir denken, dass dem berechtigten Wunsch der Heidelberger Bevölkerung nach einem Ausflugslokal am Kohlhof durch das Zusammenspiel unseres Restaurant-Konzepts mit der in unmittelbarer Nachbarschaft betriebenen Außenbewirtung angemessen Rechnung getragen wird." Damit meint er die kleine Hütte, in der Achim Villain und Heike Messmer-Villain im Winter etwa Glühwein und Schmalzbrot angeboten hatten.
Hofbauer hofft, dass nicht zuletzt durch die "vollständige Verlagerung unseres Betriebs der Streit um einen Wiederkauf beigelegt werden könnte und der Gemeinderat seine Entscheidung gegen eine Veränderung am Kohlhof revidiert". Dazu lädt er alle Stadträte ein, sich vor Ort zu überzeugen, dass die Gastronomie "real existiert".