"Aids und Kinder" Heidelberg

Noch heute viel Ausgrenzung und Diskriminierung

Der Verein unterstützt seit seiner Gründung im Jahr 1989 betroffene Familien - Von den Gründungsmitgliedern lebt nur noch eines

30.11.2017 UPDATE: 01.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden

Die Rote Schleife ist ein Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und Aids-Kranken. Foto: privat

Von Arndt Krödel

Heidelberg. "Noch heute findet ganz viel Ausgrenzung und Diskriminierung statt. Gerade Familien mit Kindern, die von HIV betroffen sind, gehen nach wie vor sehr versteckt damit um", erzählt Elke Adler. Für die 59-Jährige, Vorstandsmitglied im Verein "Aids und Kinder" in Heidelberg und Mutter von vier erwachsenen Kindern, ist der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember immer noch ein wichtiges Datum.

Etwa 36,7 Millionen Menschen leben weltweit mit dem HI-Virus (in Deutschland derzeit rund 88.400 ). Im Jahr 2016 wurden rund 1,8 Millionen Neuinfektionen verzeichnet, davon etwa 160.000 bei Kindern.

Elke Adler erfuhr 1987 die Diagnose "HIV positiv" - vermutlich hatte sie sich durch eine Blutkonserve infiziert, in einer Zeit, als gespendetes Blut noch nicht standardmäßig auf das "Humane Immundefizienz-Virus" untersucht wurde. Nach Aussagen der Ärzte hatte sie noch ein Jahr zu leben.

An die bedrückende Angst in dieser Lebensphase, die eigene Familie anzustecken, erinnert sie sich noch heute. Noch im gleichen Jahr der Diagnosestellung hörte sie von einem Modellprojekt an der Heidelberger Universitäts-Kinderklinik, bei dem HIV-infizierte Kinder betreut wurden, und nahm den Kontakt auf. Zwei Jahre später wurde dann der Verein "Aids und Kinder" gegründet, und seit 1993 sitzt Elke Adler im Vorstand. Von den betroffenen Gründungsmitgliedern ist sie die letzte, die noch lebt.

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Neben der Unterstützung von Kindern und Familien, die von Aids beziehungsweise HIV betroffen sind, engagiert sich Adler auch bei der Aids-Hilfe Heidelberg, bei der sie vor 18 Jahren einstieg und hauptsächlich Präventionsarbeit an Schulen und bei Jugendlichen in Kirchen- und Jugendgruppen leistet. Dort geht sie ganz offen damit um, dass sie HIV-positiv ist. "Aber es hat lange gedauert, diese Stärke zu entwickeln", erzählt sie. Eine Erfahrung, die sie mit ihrer Vorstandskollegin Alicja teilt. Die 44-Jährige hatte sich 1991 bei ihrem damaligen Partner angesteckt, der seine eigene Infektion verheimlichte.

Als sie 2003 während ihrer zweiten Schwangerschaft Blutungen hatte, erfuhr sie, dass sie HIV-positiv ist. Weil man sie in der Heidelberger Uni-Frauenklinik nicht aufnehmen wollte, ging sie zur Geburt ihres zweiten Kindes - ein Sohn, der heute 14 Jahre alt ist - in die Uni-Frauenklinik nach Mannheim. Da hatte sie Elke Adler bereits kennengelernt, die ihr viel Mut machte und sie unterstützte. "Elke ist mein Vorbild", bekennt Alicja. Sie engagierte sich im Verein "Aids und Kinder" und begann, in einem langsamen Prozess mit ihrer eigenen Betroffenheit offener umzugehen, gegenüber der Familie und der Umwelt. Seit einer Woche ist sie auch Vorstandsmitglied. "Ohne den Verein würde ich wohl viele Sachen nicht schaffen", stellt sie fest.

Info: Aids und Kinder e.V. Baden-Württemberg, Dammweg 58, 69123 Heidelberg, Tel. 0163 / 804 45 72 (Mailbox), E-Mail: info@aidsundkinder.de; www.aidsundkinder.de. Spendenkonto: Sparkasse Heidelberg, IBAN DE38.6725.0000.5179 84. Am Wochenende ist der Verein auf dem Wieblinger Weihnachtsmarkt vertreten, am 10. Dezember auf dem Weststädter Weihnachtsmarkt.

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