Experten antworten

Was tun bei Glioblastom?

Gewebe des aggressiven Hirntumors wird bei Operation entfernt. Danach folgt meist eine Kombi-Behandlung.

09.07.2025 UPDATE: 08.07.2025 07:58 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Bei der Krebsbehandlung gehören Operation, Strahlentherapie und medikamentöse Therapie zu den zentralen Säulen. Doch Forscher suchen ständig nach neuen Ansätzen. Foto: obs/Novocure GmbH/Andrea Obzerova

RNZ. Jährlich erkranken etwa drei von 100.000 Menschen in Deutschland an einem Glioblastom, einem besonders aggressiven Hirntumor. Die Diagnose reißt die Erkrankten oft ohne Vorwarnung aus ihrem Alltag, denn ein Glioblastom kann sich ohne vorherige Anzeichen sehr schnell entwickeln. Bei einer Telefonaktion beantworteten Expertinnen und Experten Leserfragen rund um die Erkrankung. Hier das Wichtigste zum Nachlesen.

Wie ist das Vorgehen, wenn sich der Verdacht auf ein Glioblastom bestätigt? "Wenn sich der Verdacht auf ein Glioblastom bestätigt, wird in der Regel so viel Tumorgewebe wie möglich operativ entfernt", erklärt Dr. Anna-Luisa Luger. "Danach folgt meist eine kombinierte Behandlung mit Bestrahlung und Chemotherapie." Und die Fachärztin für Neurologie ergänzt: Zusätzlich kann eine spezielle Therapie mit elektrischen Wechselfeldern (TTFields) eingesetzt werden, die das Tumorwachstum hemmen soll. Die Ärzte prüfen auch, ob eine Teilnahme an einer Studie sinnvoll ist, um Zugang zu neuen Behandlungsmöglichkeiten zu ermöglichen."

Trifft eine Strahlentherapie auch gesundes Hirngewebe? "Bei der Bestrahlung gilt es so wenig gesundes Gewebe wie möglich und so viel wie nötig zu behandeln", wie Dr. Felix Bock erklärt. "Dafür wird ein Sicherheitsbereich um das Operationsgebiet und die ehemalige Tumorlokalisation festgelegt. Dieser Sicherheitsbereich beinhaltet für gewöhnlich auch gesundes Gewebe", führt der Facharzt für Strahlentherapie aus. "Da jedoch vor allem im Randgebiet der Operation mit Rückfällen zu rechnen ist, ist die Einbeziehung dieses Sicherheitssaumes sinnvoll und führt in der Regel nicht zu schweren Nebenwirkungen."

Wird erneut operiert, wenn der Tumor zurückkommt? "Eine erneute Operation wird insbesondere dann in Betracht gezogen, wenn eine weitgehend vollständige Entfernung des Tumors möglich ist und der Patient einen guten Allgemeinzustand aufweist", erklärt Jörg Illert, Facharzt für Neurochirurgie. "Dabei ist das individuelle Risiko für neurologische Defizite oder Komplikationen sorgfältig abzuwägen. Als Alternativen zur Operation stehen Chemotherapie, Strahlentherapie und die Behandlung mit Tumortherapiefeldern zur Verfügung."

Wer unterstützt, um mit den seelischen Folgen der Diagnose fertig zu werden? "Neben selbst gewählten Bezugspersonen wie Freunden und Familienangehörigen können auch Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung darstellen." Darauf weist Dr. Felix Bock hin. "Darüber hinaus kann die Kontaktaufnahme mit Psychoonkologinnen und Psychoonkologen bereits mit Diagnosestellung hilfreich und entlastend sein. Bei umfangreichen und stark einschränkenden seelischen Belastungen ist auch die Begleitung durch eine Psychologin oder einen Psychologen zu erwägen. In einigen Regionen gibt es darüber hinaus Vereine mit unterstützenden Angeboten oder gar ehrenamtlichen Begleitungen."

Welche Möglichkeiten gibt es, um die Betreuung zu Hause so lange wie möglich sicherzustellen? Dr. Felix Bock: "Die Betreuung in der Häuslichkeit ist für viele Patienten ein großer Wunsch. Lassen Sie sich von Ihrer zuständigen Pflegekasse oder einer unabhängigen Pflegeberatung informieren, welche Unterstützung dabei möglich ist. Wir empfehlen zudem die frühzeitige Abstimmung mit einem Sozialdienst der behandelnden Klinik. Dort kann auch über benötigte Hilfsmittel beraten werden. In vielen Regionen gibt es zudem aufsuchende Dienste, zum Beispiel ambulante Hospizdienste. Sollten zunehmende einschränkende Symptome im Vordergrund stehen, kann eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) erwogen werden."

Wie kann ich mir die Anwendung von TTFields vorstellen? "TTFields werden über flexible Elektroden auf der Kopfhaut angewendet, die in einem speziellen Muster aufgeklebt werden", erklärt Dr. Anna-Luisa Luger. "Diese Elektroden sind mit einem tragbaren Gerät verbunden, das schwache elektrische Wechselfelder erzeugt und rund um die Uhr getragen wird – meist in einer Tasche oder einem Rucksack. Die Behandlung ist schmerzfrei und kann zu Hause durchgeführt werden, erfordert aber regelmäßiges Rasieren der Kopfhaut und eine Tragezeit von möglichst 18 Stunden pro Tag, um wirksam zu sein."

Info: Weitere Infos unter anderem unter www.krebsinformationsdienst.de und www.krebshilfe.de sowie www.krebsgesellschaft.de.