Wenn Männer Opfer sind
Die Hemmschwelle über Gewalt in der Partnerschaft zu sprechen, ist bei Männern noch höher als bei Frauen. Vielen wird erst in der Beratung bewusst, das es sich überhaupt um Gewalt handelt.

Düsseldorf. (dpa-tmn) Gewalt in der Partnerschaft ist meist ein Tabuthema. Wird sie doch publik, hört man meist von Frauen, die zum Opfer werden. Doch es gibt auch Frauen, die Täterinnen sind. Das fängt bei psychischer und emotionaler Gewalt an, etwa durch Sticheln, Hetzen, Demütigen oder indem sie fiese Gerüchte verbreiten. Und einige wenden körperliche Gewalt an - dann sind die Opfer oft Männer.
"Rund 20 Prozent der von Partnerschaftsgewalt betroffenen Personen sind Männer. Zählt man häusliche Gewalt durch andere Familienmitglieder hinzu, steigt der Anteil männlicher Betroffener sogar auf etwa 30 Prozent", berichtet Männerberater Manfred Höges vom Sozialdienst katholischer Männer (SKM) in Düsseldorf, der auch auf der Plattform "Echte Männer reden" vertreten ist.
Raus aus dem vermeintlichen Tabu
"Typisch ist, dass Männer in die Beratung zunächst mit ganz anderen Geschichten kommen. Sie berichten von Streit und Problemen mit ihren Partnerinnen. Oft zeigt sich erst im späteren Beratungskontext ab dem zweiten Gespräch, dass es sich auch um Gewalt dreht", so Höges. Dass Betroffene damit nur zögerlich um die Ecke kommen, habe etwas damit zu tun, dass das Thema tabuisiert ist. "Weil letztlich wir Männer so aufgewachsen sind, zu zeigen, dass wir stark sein müssen, keine Schwäche zeigen dürfen. Da kommt es schlecht rüber, wenn man als Mann Gewalt erfährt", erklärt Höges die Schamgedanken.
Oft werde auch weniger darüber gesprochen, weil die Betroffenen befürchten, andere glauben ihnen ohnehin nicht, weil eine Frau ja nicht so stark sein könne. Höges berichtet von Fällen, wo Opfer mit dem Bügeleisen attackiert wurden.
"Auch psychische Gewalt ist Gewalt"
Doch die Gewalt müsse nicht immer nur körperlicher Natur sein. Betroffene Männer glauben, solange sie nicht geschlagen werden, sei es keine Gewalt. "Doch auch psychische Gewalt ist Gewalt, etwa wenn man permanent erniedrigt und beleidigt wird oder suggeriert bekommt "Du kannst nix" oder "Du taugst nichts"", erklärt der Berater. Das Schlimme sei, dass die Betroffenen am Ende gar nicht mehr wissen, was richtig oder falsch sei.
Häusliche Gewalt beschränke sich nicht nur auf Partnerschaften, betont der Männerberater. Sie komme auch unter anderen Familienmitgliedern vor, etwa zwischen Eltern und Söhnen, wenn etwa der 18-jährige Sohn den Vater schlagt. Da kommt zu der Schmach auch noch das Gefühl dazu, in der Erziehung versagt zu haben", so Höges.
Hier finden Betroffene Unterstützung und Hilfe
Egal, welche Spielart von Gewalt und wer einen attackiert - Höges Rat lautet: Holen Sie sich Hilfe! Beispielsweise auf der Plattform "echte-männer-reden.de". Denn auf Dauer könne man das nicht mit sich selbst ausmachen. Keiner sollte alleine bleiben mit dem, was ihm widerfahren ist.
Unterstützung gibt es ebenfalls beim Hilfetelefon Gewalt an Männern unter 0800 1239900 (kostenfrei), eine interaktive Karte mit Hilfsangeboten für Männer bietet außerdem die Webseite "Ohne Gewalt leben" der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM).