Tagung: Jugendliche unterschätzen Gefahren mobiler Medien
Posten, chatten, downloaden - mobile Medien wie Smartphones werden von jungen Leuten intensiv genutzt, die Gefahren dabei oft unterschätzt. Experten sagen aber auch: Das Medienwissen der Jugendlichen lässt sich für Schule und Bildung gut nutzen.

Eine Schülerin schreibt mit ihrem Smartphone einen Whatsapp-Dialog mit einer Freundin. Foto: dpa
Hannover (dpa) - Jugendliche unterschätzen aus Expertensicht die Gefahren mobiler Medien und gehen leichtfertig mit persönlichen Daten um. Außerdem schlagen sich soziale Ungleichheiten auch in der Mediennutzung nieder, wie eine Fachtagung der Landesstelle Jugendschutz am Mittwoch in Hannover ergab.
Junge Leute seien sich nicht bewusst darüber, in welchem Umfang die Anbieter von sozialen Netzwerken Daten sammelten und so Einfluss auf ihr Leben nähmen, sagte Medienexpertin Prof. Nadia Kutscher. Zwar gebe es ein Gefühl von Aufgeklärtheit, ein konsequenter Umgang mit persönlichen Daten finde aber nicht statt. Mädchen seien dabei noch etwas vorsichtiger als Jungen. Die soziale Zugehörigkeit werde zum Preis des Kontrollverlustes über die eigenen Daten erkauft.
Die Expertin der Universität Vechta sagte, es gebe zwar den Eindruck, dass mobile Medien jedem eine gleichberechtigte Teilhabe und Information ermöglichten. Tatsächlich spiegelten sich soziale Ungleichheiten aber auch in der Mediennutzung wieder. Sozial Schwache stellten viele Daten und Fotos ins Netz. Die Möglichkeit einer demokratischen Teilhabe, etwa im Rahmen von Bürgerkampagnen im Netz, nutzten aber eher Menschen mit höherer Bildung. Auch trüge der Eindruck, dass alle jungen Leute Vollprofis mit Smartphone, Tablet & Co. seien. Die Kompetenzen seien ungleich verteilt, ebenso sei die Medienerziehung milieuabhängig.
Der intensive Umgang junger Leute mit modernen Medien könne auf der anderen Seite gut für den Schulunterricht und die Jugendarbeit genutzt werden, sagte die Medienpädagogin Maren Risch. Die Fähigkeiten Jugendlicher im Filmen etwa lasse sich für Projekte einsetzen. Das Können der Schüler könne zum informellen Lernen in der Bildungsarbeit genutzt werden. Ein Lehrer erklärte auf der Tagung, dass er Smartphones als Wörterbuch oder Nachschlagewerk von den Schülern nutzen lasse. Dies mache ihre Ranzen leichter.
97 Prozent der 12- bis 19-Jährigen verfügen nach Angaben der Landesstelle Jugendschutz über ein internetfähiges Handy. 192 Minuten täglich sind Jugendliche im Durchschnitt online, um Nachrichten zu posten oder Filme und Fotos anzuschauen oder hochzuladen. Eine Internetabhängigkeit gebe es dabei viel seltener als vermutet, sagte Kutscher. Eine problematische Internetnutzung gebe es bei einem bis maximal fünf Prozent der Surfer.



