1. Theater im alten Kabelwerk
Die Geschichte beginnt ganz weit weg von Dom und Co, auf der anderen Rheinseite: Das Mülheimer Schanzenviertel mit seinen alten Industriehallen hat sich im letzten Jahrzehnt zu einem spannenden Stadtteil entwickelt, der unter anderem Studios und Universitäten aus der Medienbranche beherbergt.
Eine der größten Fabriken war einst das Carlswerk. Wo früher Kabel gefertigt wurden, sitzt heute unter anderem das Kölner Schauspielhaus. Dies allerdings nur während der Sanierung der Bühnen Köln, voraussichtlich bis 2023. Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn die Spielstätte erhalten bliebe. Die Produktionen sind oft gewagter als im Schauspielhaus und beziehen auch schon mal Laienschauspieler aus der benachbarten Keupstraße ein (siehe Tipp 4).
Sogar ein Urban-Gardening-Projekt gehört dazu. Im Carlsgarten wachsen Gemüse und Kräuter in Bäckerkisten, Einkaufswagen oder Badewannen, jeder darf mitarbeiten und ernten. Wer sich lieber bekochen lässt, muss auch nicht weit laufen: Das Offenbach am Carlsgarten lässt sich mit regionalen Produkten alle 14 Tage neue, leckere Gerichte einfallen. (www.schauspiel.koeln)
2. Severinsviertel: Dolce Vita mit kölschem Gefühl
Die Kölner bezeichnen ihre Heimat gern als die nördlichste Stadt Italiens. Das liegt nicht nur am warmherzigen Gemüt der Rheinländer. An manchen Ecken fühlt man sich tatsächlich wie im Süden. Im Severinsviertel zum Beispiel, das gleichzeitig unheimlich viel original Kölsches bietet.
Auf dem Chlodwigplatz trifft man sich in einem der vielen Straßencafés, oder man sonnt sich auf dem Mäuerchen der Severinstorburg. Das mittelalterliche Stadttor markiert den Eingang zur Severinstraße, der Hauptader des gleichnamigen "Veedels". Hier liegt der südländische Feinkostladen neben der Metzgerei Hennes, dem Tapaslokal und der Kölsch-Brauerei im Backstein-Bau. Beim Schlendern entdeckt man auch das eine oder andere nette Geschäft und das Traditionskino Odeon.
Ansonsten lohnen sich Abstecher in die kleinen Nebenstraßen: An St. Magdalenen leuchten die Fassaden so farbenfroh wie in Neapel, und der Severinswall führt an Antiquitätenladen und "Fiffibar" vorbei zum Rheinufer. (www.severinsviertel.info)
3. Schlendern im Rheinauhafen
Am Schokoladenmuseum endet nicht nur der übliche Altstadt-Besuch, hier beginnt auch der Rheinauhafen. Nach aufwendigem Umbau wurde er erst vor wenigen Jahren wiedereröffnet, seine futuristischen Kranhäuser sind relativ bekannt. Erstaunlicherweise ist die Promenade, die sich unter ihnen hindurch nach Süden erstreckt, meist relativ leer. An heißen Sommernachmittagen liegt sie im Schatten, und wenn man Glück hat, weht dazu eine leichte Brise. Am Elisabeth-Treskow-Platz gibt es einen kleinen Spielplatz und mehrere Restaurants. Meine Empfehlung: Mezedes, griechische Vorspeisen, auf der Rheinterrasse von Limani.
Ein paar hundert Meter weiter stößt man plötzlich auf die Wurstbraterei aus dem Kölner Tatort. Steht die nicht eigentlich ...? Genau: Für die Sendungen wird das Büdchen auf die andere Rheinseite verfrachtet, normalerweise steht es hier. Gleich dahinter gibt es eine Beachvolleyball-Anlage und einen Skatepark. Die weniger Sportbegeisterten lassen sich einfach am Rheinufer nieder und schauen dem Fluss beim Treiben zu. (www.rheinauhafen-koeln.de)
4. Die Vielfalt der türkischen Küche auf 800 Metern
Nur wenige Schritte von unserer ersten Station im Carlswerk entfernt beginnt eine andere Welt. Schon bevor man sie erreicht, schleicht sie sich ganz indiskret in die Nase: Grillfleisch, eindeutig, aber nicht irgendein Grillfleisch: Auf der Keupstraße regiert der Holzkohlegrill.
Traurige Berühmtheit erlangte die wohl türkischste Straße Kölns durch das Nagelbomben-Attentat im Jahr 2004, doch längst pulsiert hier wieder das Leben. Vor allem das kulinarische. Auf 800 Metern findet sich ein gutes Dutzend Restaurants, Imbissbuden und Bäckereien mit orientalischen Köstlichkeiten. Ich esse gerne im Asmali Konak; es ist rustikal, aber stilvoll eingerichtet, serviert leckere Vorspeisen, Grillgerichte oder Fisch und dazu guten Wein zu moderaten Preisen.
Eingefleischte Döner-Fans werden hier genauso überrascht wie Vegetarier: Die türkische Küche ist vielfältig, und auf Holzkohle gegrilltes Gemüse ist mindestens genauso lecker wie Lammspieß auf Auberginen. (www.asmali-konak.eatbu.com)
5. Kunst und Clubbing in Ehrenfeld
Ehrenfeld boomt wie kaum ein anderer Stadtteil Kölns. Das frühere Arbeiterviertel ist genauso multikulti wie hip. Es gibt zahlreiche Galerien, und Ehrenfeld ist auch Kölns Streetart-Hochburg. Auf einem Streifzug durch die Straßen kann man Murals und Graffiti von international bekannten Künstlern entdecken.
Ehrenfeld ist aber nicht nur was für Kunstfans, sondern auch für Nachtschwärmer. Zum Aufwärmen (oder Abkühlen) empfiehlt sich der Biergarten von Bumann und Sohn. Am späteren Abend verwandelt sich die dazugehörige Bar in einen Club. Noch mehr Bars mit Biergärten: Herband’s - für Fans von Pop, Hip-Hop und Funk - oder Sonic Ballroom für Punkrocker. "Die hängenden Gärten von Ehrenfeld" sind dagegen gar keine Gärten, sondern einfach nur eine angesagte Bar.
Ein besonderer Tipp: Der selbsternannte Freistaat Odonien ist eine Mischung aus Freiluftatelier und Kulturzentrum. Im Reich des Künstlers Odo Rumpf finden regelmäßig Konzerte, Partys und Festivals statt. Ein Besuch lohnt sich alleine wegen der außergewöhnlichen Location. (www.odonien.de)
6. Die kölsche Riviera
Strandurlaub in Köln? Oh ja - der Rhein hat mehr zu bieten als man denkt. In Rodenkirchen zum Beispiel. Direkt hinter dem kleinen, mittelalterlichen Ortskern des südlichen Stadtviertels liegt die kölsche Riviera: In mehreren Buchten kann man hier auf richtig feinem Sand liegen; eingerahmt wird das Ganze von einer Liegewiese voll schattenspendender Trauerweiden.
Noch weiter südlich und noch unbekannter ist die Groov. Die kleine Halbinsel liegt auf der anderen Rheinseite in Porz-Zündorf. Nie gehört? Die meisten Kölner auch nicht. Hier gibt es ebenfalls feinsandige Strände, dazu dichten, alten Baumbestand. Auf dem Zündorfer Marktplatz direkt hinter der Groov setzt sich das Feriengefühl fort. Alte Fachwerkhäuschen, kleine Restaurants. Da wirkt die Großstadt ganz weit weg.
Achtung: Füße abkühlen ist im Rhein okay, das Schwimmen kann allerdings lebensgefährlich sein. (www.rodenkirchener-riviera.de)
7. Auf Weltreise durch die Flora
Einmal von den "kölschen Alpen" über England in die Subtropen: In der Flora kann man ganz kostenlos eine kleine Weltreise unternehmen. Mittelpunkt des Botanischen Gartens ist das Festhaus von 1864, das ebenfalls Flora heißt. Vom Haupteingang führt ein bunter Blumenteppich in barocken Ornamenten zur Flora. Zu ihre Seite erstreckt sich ein Laubengang mit einer fünfstufigen Wasserkaskade im Stil der italienischen Renaissance.
Einen tollen Ausblick darauf hat man von der Terrasse des Dank Augusta. In dem Gartenlokal bestellt man nicht einfach, man lässt sich eine "Picknicktasche" befüllen. Leckereien wie Gulasch, Möhren-Kokos-Suppe oder American Cheesecake kommen - nachhaltig verpackt - in Weckgläsern. Das Lokal bietet übrigens den einzigen öffentlichen Zugang zum Festhaus, das ansonsten für Veranstaltungen (teuer) vermietet wird.
Der Ausflug lohnt sich aber ja auch vor allem wegen der Außenanlage, die noch einiges mehr zu bieten hat. Zum Beispiel einen Gebirgsgarten, eine Palmenallee oder einen Duftpflanzen-Garten für Blinde und Sehende. (www.dankaugusta.de)
8. Bummeln im Belgischen Viertel
Das kleine Veedel besteht nur aus wenigen Straßen, und doch kann man hier Stunden verbringen, ohne sich zu langweilen. Fangen wir an bei der trubeligen Aachener Straße: Der breite Fußgängerweg ist im Sommer fast durchgehend bestuhlt, die Luft gefüllt mit Gelächter und Gerüchen von Pizza bis Curry.
Die Brüsseler Straße führt ins ruhigere Herz des Belgischen Viertels. Hier existieren Gründerzeit-Fassaden und Graffiti genauso nebeneinander wie alteingesessene Kölner und hippe Zugezogene. Letztere haben in den vergangenen Jahren viele ausgefallene Boutiquen und eine kleine Markthalle eröffnet. Wenn ich ein Geschenk suche, gehe ich gerne ins Belgische Viertel. Schöne Kunstdrucke, exotische Pfeffersorten, japanische Lampions - irgend etwas Besonderes finde ich immer. (www.chicbelgique.de)
9. Kinderspaß in Wildpark und Waldbad
Ein Geheim-Tipp für Familien: Am nordöstlichen Stadtrand von Köln, im beschaulichen Dünnwald, liegt ein großer Wildpark, der kostenlos zugänglich ist und eine ganze Menge zu bieten hat. Kinder können heimische Tiere wie Wildschweine und Damwild entdecken, aber auch seltene, vom Aussterben bedrohte Wisente, europäische Bisons. Am besten beobachten lassen sie sich von der überdachten Aussichtsplattform in der Mitte des Parks. Die Wege sind gut ausgebaut und kinderwagentauglich. Kleine Abenteurer können auf geschnitzte Holzskulpturen klettern, auf dem Spielplatz toben oder im Mutzbach planschen.
Mehr Wasser gibt es im benachbarten Waldbad. 1923 vom "Ortskartell Dünnwald" gebaut, ist es bis heute eines der letzten unabhängigen Bäder Kölns. Das Waldbad liegt mitten im Grünen, viele Bäumen spenden Schatten. Es gibt zwei Wasserrutschen und ein eigenes Gasthaus mit dem passenden Namen Wildwechsel. (www.waldbad-camping.de)
10. Bei schlechtem Wetter: Museums-Hopping
Falls das Wetter gar nicht mitspielen will, gibt es eine gute Notlösung: Museums-Hopping. Alleine die neun städtischen Museen bieten eine unglaubliche Vielfalt an Ausstellungen. Hinzu kommen universitäre, kirchliche und private Museen. Eine Auswahl.
Im Museum für Angewandte Kunst kann man Kunsthandwerk vom Mittelalter bis zum Jugendstil begutachten. Seit 10. August ist auch die Design-Abteilung wieder geöffnet, sie zeigt Design-Klassiker von den Anfängen im 19. Jahrhundert über Bauhaus und Popkultur bis heute.
Die Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur legt einen Fokus auf dokumentarischer Fotografie. Im Zentrum steht das August-Sander-Archiv mit dem größten Bestand an Bildern des deutschen Fotografen.
Der Schweizer Architekt Peter Zumthor hat 2007 das Kunstmuseum des Erzbistums Köln auf den Resten der spätgotischen Kirche St. Kolumba neu gebaut. Seither heißt es Kolumba. Die Sammlung umfasst Werke von der Spätantike bis in die Gegenwart, in einem Raum können die Besucher zudem auf Stegen über archäologische Ausgrabungen spazieren. (www.museenkoeln.de)