Im Innern des Wartgesbergvulkans bei Strohn. Foto: srt
Von Heidrun Braun
Eine Wanderung durch die Vulkaneifel ist immer auch eine spannende Zeitreise in die explosive Vergangenheit, die diese in Deutschland einzigartige Landschaft aus Vulkankegeln und kreisrunden Kraterseen schuf. Die nach vulkanischen Wasserdampfexplosionen entstandenen Seen heißen in der Vulkaneifel Maare. Dieser mundartliche Begriff, hat sich in fast allen Sprachen als weltweit übliche Bezeichnung für diese Art von Vulkanen durchgesetzt.
Viele Wanderwege durchziehen die Landschaft, die zum Unesco-Global-Geopark Vulkaneifel gehört. Von außen betrachtet ist alles sehr friedlich und ruhig. Der Vulkanismus hat eine Pause eingelegt, aber unter der Erde geht es immer noch lebhaft zu. "Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Eifel noch kein erloschenes Vulkangebiet ist. Wir bewegen uns immer noch nach oben, nach im Frühjahr 2020 veröffentlichten neuesten Erkenntnissen bis zu einen Millimeter pro Jahr. Das klingt nicht viel, aber in einer Million Jahren ist das ein Kilometer und im geologischen Zeitverständnis schon ein Fahrstuhl", sagt der Vulkanologe und Geoparkchef Dr. Andreas Schüller.
Auf einem Areal von 30 mal 55 Kilometern zwischen Bad Bertrich an der Mosel bis Ormont an der belgischen Grenze gibt es nicht weniger als 350 große und kleine Eruptionszentren. Davon sind die meisten Schlackenkegel und 75 sind Maarvulkane, von denen zwölf mit Wasser gefüllt sind. Die bekanntesten sind die drei Dauner Maare und das Pulvermaar, das mit 74 Metern zu Deutschlands tiefsten Seen zählt. Zuletzt brach vor 10900 Jahren das Ulmener Maar aus und wurde zu Mitteleuropas jüngstem Vulkan.
Im Eifelort Strohn am Rande der Wartgesberg-Vulkangruppe ist die riesengroße Lavabombe Anziehungspunkt und vor allem beliebtes Fotomotiv. Mit einem Durchmesser von fast fünf Metern ist sie eines der faszinierenden Überbleibsel der Vulkantätigkeit. Im Steinbruch am Wartgesberg-Vulkan fiel sie 1969 kugelrund und 120 Tonnen schwer aus der 15 Meter hohen Abbruchwand. Gleich daneben liegen viele kleine Lavabomben und ein stattliches Exemplar, das aussieht wie ein versteinerter Schildkrötenpanzer. Ihre aerodynamische Form weist sie als es eine echte Lavabombe aus, die nach einem Vulkanausbruch als heißer Feuerball tatsächlich durch die Luft schoss. Immerhin ist sie fast zwei Meter lang und 1,4 Tonnen schwer und damit die größte in der Eifel gefundene Lavaflugbombe.
Irene Sartoris mit der echten Lavabombe in Strohn, die sie fand. Foto: srtZu verdanken ist das dem aufmerksamen und geschulten Blick von Irene Sartoris, damals Museumsleiterin im Vulkanhaus Strohn. Ihr fiel die glatte Oberfläche des von Geröll halb verdeckten Steins bei einem Spaziergang 2007 im Steinbruch auf. "Ich bin schon stolz darauf, dass ich sie nicht übersehen habe", sagt die Finderin, die heute im Geopark Projekte rund um Natur und Landschaft in der Vulkaneifel begleitet. Als Geoparkführerin bringt Sartoris Gästen der Vulkaneifel die Besonderheiten der Landschaft, in der sie aufwuchs, nahe. Dabei verbindet sie Persönliches mit Allgemeinem und Wissen mit spannenden Geschichten, die ihren Zuhörern lange in Erinnerung bleiben.
Am Museum Vulkanhaus Strohn, das wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zurzeit geschlossen hat, beginnt der Vulkanerlebnispfad. Unter dem Motto "Folgt den Bomben" kann man sich dort auf eigene Faust auf eine abenteuerliche Tour auf den Spuren der Lavabomben machen. Markiert ist der rund vier Kilometer lange Rundweg mit kleinen Lavabomben, die einen halben Meter hoch auf Eisenstelen thronen und die Richtung weisen.
Es geht durch die Strohner Schweiz, das urige Durchbruchstal des Flusses Alf. Dieses Tal kennzeichnet der längste Lavastrom der Eifel, der den Lauf des Flusses vor rund 30000 Jahren stoppte. Die Frostsprengungen der letzten Eiszeit und die Kraft des fließenden Wassers machten es möglich, dass sich der Fluss in den vergangenen Tausenden von Jahren sein altes Bett durch das harte Basaltgestein zurückerobern konnte. In der Lavawand in der Strohner Schweiz sind viele kleine Lavabomben und Lavaströme im Querschnitt zu sehen. Der Weg führt in den Ortsteil Sprink zum gleichnamigen Trockenmaar, das von Basalt- und Lavabrocken aus dem Wartgesberg und dem Strohner Lavastrom übersät ist.
Von Sprink kann man dem Vulkanerlebnispfad zurück nach Strohn folgen oder noch ein Stück weiter vorbei an Schutzalf zum Weiher von Mückeln gehen. Auf dem Mühlenbergpfad hat man von der westlichen Abbruchkante des Wartgesberg-Vulkans einen guten Blick in den Vulkan und in den heutigen Steinbruch. Über das Trautzenberger Maar geht es weiter zum Strohner Märchen und zum Pulvermaar oder über Gillenfeld zur Holzmaargruppe und von dort zurück nach Strohn.