Etwas Savoir-Vivre?
Kultur in der Provence, Leben in Paris, Wellen in Biarritz:Die Tage werden länger und sonniger, die Reisesehnsucht wächst und unser Nachbarland Frankreich ist vielseitig. Eben ganz nach dem Motto: Chacun à son goût, jeder nach seinem Geschmack

Von Sandra Ehegartner
Jedes Jahr aufs Neue erwacht mit der Natur auch die Lust aufs Reisen, Neues zu entdecken, Bewährtes zu genießen. Unsere französischen Nachbarn bieten schöne Ziele für den Start in den Frühling. Wir stellen drei Destinationen vor, die für (fast) jeden Geschmack etwas zu bieten haben.
Staunen und Schlemmen in der Provence: Wer gerne gutes Essen mit vielfältiger Kultur und den ersten warmen Sonnenstrahlen verbindet, reist in die Provence. Bei einem Bummel durch Arles können Besucher nicht nur auf römischen, sondern auch auf van Goghs Spuren wandeln. Der Maler liebte hier vor allem das besondere Licht und malte im Akkord. Und so stehen an vielen Orten Staffeleien mit dem jeweiligen Gemälde und einer kurzen Geschichte von Objekt und Malerei. Ein Beispiel ist der Espace van Gogh, Innenhof mit Garten des Krankenhauses, in dem er behandelt wurde, nachdem er sich ein Ohr abgeschnitten hatte. Mindestens einmal während des Stadtbummels kommen Besucher an der "Spinne", wie die Bewohner ihr römische Amphitheater nennen, vorbei. Besonders das Spinnennetz, bestehend aus kleinen Straßen und Gassen um den Römerbau, sind malerisch und voller kleiner Läden und Restaurants.
Architektur- und Kunstfreunde freuen sich besonders auf den Besuch des Luma-Towers von Stararchitekt Frank Gehry. Der 2021 eröffnete Turm aus elftausend Aluminiumkästen spiegelt das Licht der Provence wider und beherbergt Werke aus der Sammlung der Luma-Stiftung.
Bodenständiger geht’s in der Region rund um Maussane-les-Alpilles zu. Sie gilt als Geheimtipp für Liebhaber der herzhaften provenzalischen Küche und bietet zahlreiche stimmungsvolle und typische Restaurants für Gaumen und Geldbeutel aller Art. Wer es leichter und dafür auf Michelin-Niveau schätzt, besucht das Restaurant, L’Aupiho in der "Domaine de Manville" und lässt sich auf der Terrasse mit Blick in den platanenbewachsenen Garten verwöhnen. Viele der dort angebotenen Weine kommen von den umliegenden Weingütern, die ebenfalls einen Besuch wert sind. Zum Beispiel das Château d’Estoublon in Fontvieille oder dreißig Kilometer weiter östlich, am Beginn der Alpilles, die Domaine de Vallon Glauges. Dass aus der bonbonrosafarbenen, eher milchigen Flüssigkeit, die dort in großen Stahltanks lagert, tatsächlich Roséwein, der Exportschlager der Region werden soll, ist schwer zu glauben.

Kunst und Savoir-Vivre in Paris: Frühling in Paris, da schwirren auch bei hartgesottenen Realisten romantische Bilder im Kopf umher. Zart knospende Bäume in den Parks, eine leichte Brise über den Boulevards und Bistrostühle auf den Trottoirs locken Wintermüde hinaus in die Frühlingssonne. Gerade das trendige Viertel Marais lädt zu verliebtem Bummeln ein. Für eine kuschelige Pause gibt es die Cafés und Restaurants auf der eher unbekannten Place de Sainte Caterine. Dort, umgeben von hell begrünten Bäumen lassen sich bei einem Pastis oder Café au lait wunderbare pariserische Frühlingsmomente verleben.
Wer hoch hinaus möchte, wandert durch malerische Kopfsteingassen hinauf zur Kirche Sacre Coeur auf dem Montmartre. So richtig sonnengewärmt sind die Stufen vor der Kirche zwar noch nicht, aber für eine kurze Pause wird’s schon gehen. Und wer dann noch Zeit und Lust hat, der bummelt über die Place du Tertre, vorbei an den Malern und Scherenschnittkünstlern durch einige der zauberhaftesten Pariser Gassen, wie die Rue Cortot oder die anschließende Rue de l’Abreuvoir, den Berg hinab. Hungrige legen im "Maison Rose" eine Pause ein. Das rosafarbene Haus in Rue de l’Abrevouir bietet traditionelle französische Bistroküche, vor allem aber ein reizendes Ambiente. Zum Abschluss geht’s natürlich für ein Selfie vor die Je-t’aime-Mauer im kleinen Park der Place des Abbesses. Auf 612 Emaille-Kacheln ist der Schriftzug "Ich liebe dich" in 250 Sprachen verewigt.

Wer hingegen seinem Jäger- und Sammlerinstinkt nachgeben möchte, besucht den weltberühmten Marché aux Puces, den Flohmarkt an der Porte de Clignancourt. Nicht abschrecken lassen sollte man sich durch das immer gleiche Angebot aus Sport- und Markenartikeln, Tennissocken und Elektronikspielzeug am Rand des Marktes. Im Inneren des ältesten Flohmarkts Frankreichs stoßen Schnäppchenjäger auf das typische bunte Wirrwarr aus alten Schildpattkämmen, wackeligen Fensterläden mit abgeblätterter Farbe – garantiert aus der Provence –, Stühlen mit zerschlissenen Samtbezügen sowie alten Gemälden und Büchern. Wem dieses Sammelsurium an Eindrücken Appetit gemacht hat und eine leicht schrullige Atmosphäre gefällt, der geht ins Restaurant "Chez Louisette" im Herzen des Marktes und isst bei live vorgetragenen Chansons ein Boeuf bourguignon.
Surfen auf Welle Sieben in Biarritz: Einst mondänes Seebad, ist Biarritz heute ein europäisches Surfmekka, das mit nahezu hawaiianischen Wellen aufwarten kann. Die südwestfranzösische Stadt bietet ideale Bedingungen für einen sportlichen Frühjahrsausflug. Dann sind die Wellen relativ konstant und brechen sich in Küstennähe anfängerfreundlich fast ausschließlich auf Sand. Unter den vielen Surfschulen ist für jeden Typ ein Angebot dabei.
Wem an Land wohler ist, der genießt einfach die durchweg entspannte Atmosphäre, wo einem allerorten Surfer mit sandigen Füßen und Boards unterm Arm begegnen. Spätestens dann ergreift auch den hektischsten Großstädter die ganz besondere Chill-Atmosphäre von Biarritz und er nimmt in einem der vielen Cafés an der Grande Plage Platz. Dort ist von fast überall die leuchtend weiße Marienstatue, Schutzheilige der Seeleute, zu sehen. Wer sie näher betrachten möchte, überquert die eigens von Gustave Eiffel konstruierte Eisenbrücke und genießt den Anblick am besten bei Sonnenuntergang. Dann leuchtet sie beinahe schon etwas überirdisch.
Ein besonderes Erlebnis für Frühaufsteher bietet der Morgenmarkt in Les Halles. Dort scheint jeder jeden zu kennen, Scherzworte und Lachen fliegen über die Stände mit frischen Meeresfrüchten und baskischen Spezialitäten. Wer noch nicht gefrühstückt hat, folgt einfach dem Duft der Croissants und nimmt dazu einen Café au lait in der "Bar Jean" nebenan. Überhaupt ist Biarritz, wie die meisten französischen Städte, ein wahres El Dorado für Feinschmecker. Abends geht’s für modern interpretierte baskische Gerichte in luxuriösem Ambiente ins Restaurant "Iqori" mit Meerblick. Ansonsten macht sich die Nähe zu Spanien mit vielen unkomplizierten Tapas-Bars, zum Beispiel "La Bodega" in der Rue des Halles, bemerk- und genießbar.
INFORMATIONEN
Anreise in die Provence: Zum Beispiel mit Lufthansa oder Eurowings nach Marseille, dann weiter mit dem Mietwagen www.marseille-tourisme.com, Restaurant L’Aupiho, www.domainedemanville.fr
Hotel: Domaine de Manville, www.domainedemanville.fr
Paris: Anreise zum Beispiel mit der Bahn von vielen deutschen Bahnhöfen mit dem Europa-Spezialticket ab 39 Euro, Restaurant Maison Rose, https://lamaisonrose-montmartre.com, Hotel: Le Relais Saint Honoré Hotel, www.hotel-relais-saint-honore.com.
Biarritz: Anreise zum Beispiel mit Air France nach Biarritz, meist mit Zwischenstopp in Paris oder Bilbao, Spanien. Hotel Edouard VII, www.hotel-edouardvii.com. Surfschule: École de surf Hastea, www.hastea.com
Einreise: Für die Einreise aus Deutschland nach Frankreich ist ein Impf- bzw. Genesenennachweis oder ein negativer Coronatest erforderlich. Ungeimpfte haben keinen Zugang mehr zu Gastro, Kultur und Fernzügen. Weitere Informationen zum Beispiel auf den Seiten des Auswärtigen Amts, www.auswaertiges-amt.de, oder beim ADAC, www.adac.de



