Australien

Explorers Way - Von der Küste ins Outback

Unser Tipp für alle Selbstfahrer: der 3300 Kilometer lange Explorers Way von Darwin nach Adelaide

12.05.2022 UPDATE: 14.05.2022 06:00 Uhr 4 Minuten, 12 Sekunden
Unterwegs in Northern Territory. Unten: Ein Wohnmobil-Urlaub in Australien oder Wandern im Kakadu Nationalpark. Fotos: srt

Von Christian Haas

Auf der einzigen Straßenverbindung von Nord- nach Südaustralien kommen selbst im Zeitalter klimatisierter Autos und asphaltierter Straßen große Abenteuergefühle auf – soviel ist klar. Schließlich bestimmen in weiten Teilen karge Landschaften und Salzseen die rund 3300 Kilometer lange Route. Mitunter müssen die Fahrer Hunderte Kilometer zurücklegen, ohne durch eine Stadt oder ein Dorf zu kommen oder wenigstens ein Haus zu sehen. Da ist ein gutes Tankmanagement das A und O. Und Zeitdruck sollte man besser auch keinen haben. Allein für die Hauptstrecke sind rund zwei Wochen zu veranschlagen. Will man die Sehenswürdigkeiten am Wegesrand ausgiebig erleben und größere Abstecher zum weltberühmten Felsen Uluru oder in die Flinders Ranges unternehmen, ist eine weitere Woche einzuplanen. Mindestens.

Ein Wohnmobil-Urlaub in Australien.

Bereits ein, zwei Autostunden nach dem Start in Darwin könnte der Zeitplan ein erstes Mal ins Wanken geraten. Im tropisch-grünen Litchfield National Park lässt sich ein halber Tag, aber auch eine halbe Woche verbringen. Eilige klappern zumindest die eindrucksvollsten der vielen Wasserfälle ab, Tolmer, Florence und Wangi Falls. Sie speisen die schönsten Badestellen des australischen Nordens. Reisende mit mehr Zeit schnüren die Wanderschuhe. Von kleinen Touren bis zum 39 Kilometer langen Tabletop Walk ist für jeden etwas dabei.

Via Adelaide River und Pine Creek führt die zweispurige Asphaltstraße nach Katherine. Freizeitaktivität Nummer eins hier: Boot- respektive Kanufahren in der einmaligen Katherine Gorge. Die besteht aus 13 Schluchten. Für feucht fröhliches Vergnügen sorgen im Nitmiluk National Park zudem die Edith Falls sowie eine Reihe ungefährlicher Schwimmlöcher.

Hintergrund

Einreise: Beim Check-in am Ausgangsflughafen ist von allen Reisenden ein aktueller negativer Covid-19-Test vorzulegen. PCR-Tests dürfen bei Abflug nicht älter als 72 Stunden sein, inzwischen ebenfalls zugelassene, unter medizinischer Aufsicht durchgeführte Antigen-Tests

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Einreise: Beim Check-in am Ausgangsflughafen ist von allen Reisenden ein aktueller negativer Covid-19-Test vorzulegen. PCR-Tests dürfen bei Abflug nicht älter als 72 Stunden sein, inzwischen ebenfalls zugelassene, unter medizinischer Aufsicht durchgeführte Antigen-Tests höchstens 24 Stunden alt. Nicht-Geimpfte benötigen neben dem regulären Online-Visum noch eine weitere Genehmigung, https://travel-exemptions.homeaffairs.gov.au/tep.

Mietwagen:Camper, 4 x 4 oder "normal" - was ist das richtige Auto? Das hängt auch davon ab, wo man hin will. Auf dem asphaltierten Explorers Way selbst geht alles; wer die Variante des Red Centre Way und manch anderen Abstecher plant, braucht ein Allradfahrzeug. Einen internationalen Führerschein und eine Kreditkarte benötigt jeder Ausleiher.

Geführte Touren: Den Explorers Way bereisen die meisten individuell im Auto - oder mit dem Hotelzug "The Ghan". Deutsche Veranstalter wie Explorer Fernreisen (www.explorer.de) und Dertour (www.dertour.de) planen, ihre im australischen Lockdown eingestellten Angebote wieder aufzunehmen. Diese Packages reichen vom organisierten Tagesausflug bis zur 14-tägigen Mietwagenreise samt gebuchten Unterkünften, sowohl mit als auch ohne Guide.

Beste Reisezeit:Der Norden ist tropisch, der Süden wartet mit gemäßigten Temperaturen auf, die "große Mitte" ist trocken und heiß. Dennoch ist der Explorers Way ganzjährig befahrbar.

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Auf dem Explorers Way den Blinker setzen? Bei Mataranka bietet sich dazu die seltene Gelegenheit. Der Grund: die Bitter Springs, ein 34 Grad warmer Naturpool unter Bäumen und doch mitten im Outback. Das präsentiert sich im weiteren Verlauf eher eintönig. Hallo wach dann in Daly Waters. Schwere Offroad-Fahrzeuge, laute Musik und das Schild "Benzin? Frag’ im Pub" verraten an der Tankstelle, dass in dem 16-Seelen-Weiler noch mehr los sein muss.

Tatsächlich: In der legendären Outback-Kneipe hängen BHs von der Decke, die Jukebox kämpft gegen das Gegröle bärtiger Tattoo-Träger, Bardamen zapfen Bier. Erst 14 Uhr? Egal, Zeit spielt keine Rolle. Auch Geld oder Beruf scheinen unwichtig – zumindest amüsieren sich Trucker und Viehzüchter, Minenarbeiter und Touristen bestens miteinander. Danach heißt es ab in den Wagen, ab in den Süden. Und zwar mehr oder weniger direttissimo. Nach mehr als 400 Kilometern dann ein überbordendes Pausenangebot in Tennant Creek: Goldschürfkurse, Geschichtsstunde in der ehemaligen Telegrafen-Relaisstation, viele Läden und Einblicke in die Kunst der Aborigines.

Die größte Sehenswürdigkeit liegt jedoch mit den Devils Marbles rund 100 Kilometer südlich. Viele der "Teufelsmurmeln" balancieren bedenklich instabil aufeinander. Fakt ist, dass die überdimensionalen Granitformationen eine teuflisch gute Sehenswürdigkeit hergeben. Gut auch – der Tag war lang –, dass nach einer Dreiviertelstunde der Wycliffe Well Holiday Park auftaucht. Hier lässt sich günstig Diesel tanken. Und Bier. Mehr als 55 Sorten, so viele wie nirgends im Northern Territory. Mit ein Grund, dass sich in dem Miniort angeblich so gerne Außerirdische blicken lassen? Hunderte ausgestellte Zeitungsartikel über Sichtungen, jede Menge "Warnschilder" und zwei lebensgroße Aliens zeugen von der besonderen Aura der "Ufo-Hauptstadt Australiens".

Nach Alice Springs ist es weit, zumindest für irdische Wesen in irdischen Gefährten. Da kommt Freude auf, wenn "The Alice" nach vier, fünf Stunden erreicht wird – das Zentrum des Kontinents. Nirgendwo sonst findet man auf so konzentriertem Raum so viele Galerien, die Aborigines-Kunst ausstellen. Was man in der 27.000-Einwohner-Stadt auch findet: jede Menge Infos und Informanten für die Detailplanung der nächsten Tage.

Auch wenn der Explorers Way weiter nach Süden verläuft, empfiehlt sich der Red Centre Way in die westlichen MacDonnell Ranges mit großartigen Schluchten, Felsspalten und Badestellen. Der Kings Canyon im Watarrka National Park, begrenzt von bis zu 270 Meter hohen Felsen, trägt seinen Namen zu Recht. Allein die Anfahrt über die unbefestigte Mereenie Loop Road hat es in sich (ohne Allrad bleibt nur der Umweg über Alice Springs). Und dann erst der "Rim Walk", der Wanderern irre Blicke in die Tiefe beschert. Doch es geht noch besser. Der Uluru erhebt sich aus brettflacher Ebene um 350 Meter und glänzt je nach Sonnenstand in schillernden Rottönen.

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Danach geht es schnurstracks nach Osten, wo man beim Erldunda Roadhouse wieder auf den eigentlichen Explorers Way trifft. Auf dem Weg nach Süden bleibt neben dem Grün der Vegetation das Rot der Erde die vorherrschende Landschaftsfarbe. Auch jenseits der Grenze zu South Australia, wo der Weiler Marla als Übernachtungsort beliebt ist. Die nächste Station Richtung Süden ist Coober Pedy – "Des weißen Mannes Loch", so der Aborigine-Begriff – , das einem nach den letzten Outbackstunden wie eine Kleinstadt vorkommt.

Die "Opal-Hauptstadt der Welt" ist indessen nicht nur für die weißen Edelsteine berühmt, sondern auch für Wohnhäuser, Läden, gar Kirchen, die Bürger auf der Flucht vor der gnadenlosen Sonne unter der Erde gebaut haben. Down Under im doppelten Sinn. Was sie auch gebaut haben, teils in den Höhlen einer alten Mine: das Desert Cave Hotel, einziges Viersternehotel der Welt unter Tage. Für Abkühlung sorgt neben den natürlich-kühlen Räumen auch der Höhlen-Pool. Und ein Frozen Cocktail an der unterirdischen Bar.

Wandern im Kakadu Nationalpark.

Road Trains, bis zu 100 Meter lange Laster, sind zweifellos die Könige der Straße, Abermilliarden Buschfliegen die Herren der Lüfte, sonst regiert die Sonne. "A lot of nothing" nennen Aussies die Buschlandschaft, die drei Viertel des Kontinents einnimmt, aber nur von 0,3 Prozent der Bevölkerung bewohnt wird. Auf dem langen, von etlichen unwirtlichen, aber stimmungsvollen Salzseen gesäumten Weg nach Port Augusta scheint die Einwohnerdichte noch geringer. Da ist man über jede Begegnung froh, etwa im Glendambo Roadhouse. Oder in Woomera, wo alte Raketen sowie andere Anlagen der ehemaligen militärischen Sperrzone besichtigt werden können.

In Port Augusta trifft einen die Zivilisation wieder mit voller Wucht. Und der Anblick des Meeres signalisiert ein baldiges Ende der Tour. Wer das nicht wahrhaben will, flüchtet ins Wadlata Outback Centre, das zu einer gut inszenierten Zeitreise bis ins Dinosaurierzeitalter einlädt, oder setzt den Blinker erneut Richtung Landesinneres, wo die 500 Kilometer langen Flinders Ranges angesichts tiefer Schluchten und schroffer Felsformationen für spannende Fotomotive am laufenden Band sorgen.

Keine Zeit mehr? Dann ab nach Adelaide! Die letzte Etappe zeigt sich lieblich, geradezu mediterran. Erst kommt das Clare Valley, das zu Australiens besten Weinregionen zählt, und dann die sanfte Hügellandschaft rund um Adelaide. Insbesondere das Barossa Valley hat sich unter Weinkennern einen Namen gemacht. Dort sitzen große Weinproduzenten. Wer nicht mehr von Kellerei zu Kellerei fahren, möchte, kann in der dortigen Wined Bar des australischen Weinzentrums 120 edle Tropfen vom fünften Kontinent verkosten. Ein würdiger Abschluss für ein großes Abenteuer.