Von Basel nach Amsterdam

Flusskreuzfahrt auf der MS Thurgau Gold

Eine Genussreise auf dem Rhein.

03.12.2023 UPDATE: 03.12.2023 06:00 Uhr 5 Minuten, 8 Sekunden
Die MS Thurgau Gold bei ihrer Station in Köln. Fotos: shy / Thurgau Travel

Von  Sarah Hinney

Am dritten Tag unserer Fluss-Kreuzfahrt auf dem Rhein stehe ich mit einer Mitreisenden an Bord, als unser Schiff den Anlegeplatz ansteuert. Malerisch präsentiert sich uns der Kölner Dom, als mir die Dame gesteht, dass sie dieselbe Reise wenige Monate zuvor schon einmal unternommen – und gleich noch mal gebucht hat, weil es ihr so gut gefiel.

Ich kann sie verstehen, bin ich doch schon nach wenigen Stunden an Bord dem Reiz dieser Art des Reisens erlegen, die so vieles miteinander vereint: Wunderschöne Landschaften, weltberühmte Städte, beeindruckende Industriekultur, abwechslungsreiche Ausflüge, gutes Essen, luxuriöses Ambiente und maximale Erholung. Neun Tage dauert die Rhein-Flusskreuzfahrt auf dem Fünf-Sterne-Schiff MS Thurgau Gold – jede Minute ist ein Genuss. Kein Wunder also, dass nicht nur die Dame, sondern die allermeisten Flusskreuzfahrer Wiederholungstäter sind. Alle, mit denen ich mich im Laufe der Reise unterhalte, waren schon auf ähnlichen Schiffen unterwegs.

Unsere Reise auf dem Rhein gehört zu den Klassikern der deutschen Flussreisen und besticht durch ihren Abwechslungsreichtum. Von Basel geht es über Speyer und Köln nach Dordrecht, Rotterdam und Amsterdam, zurück gibt es Stopps in Duisburg, Koblenz und Baden-Baden. Und das ganz ohne Hektik.

Mein persönlicher Höhepunkt ist Tag vier. Bei Sonnaufgang erreichen wir das beschauliche Dordrecht und sind über Nacht in einer anderen Welt angekommen. Die schneeweiße Klappbrücke öffnet sich für unser Schiff, die Sonne spiegelt sich in den Scheiben der pittoresken schwimmenden Wohnungen gegenüber des Anlegers – Holland-Feeling pur. Nach dem Frühstück teilt sich die Gruppe. Der Bus wartet schon zur Abfahrt zu den 19 Windpumpen von Kinderdijk, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in den Niederlanden. Ich begleite die zweite, kleinere Gruppe und schlendere zu Fuß durch das beschauliche Städtchen zur Destillerie Rutte.

Seit 1872 werden dort Gins, Genever und Liköre nach traditionellen Methoden mit natürlichen Zutaten hergestellt. Es ist zehn Uhr morgens und eigentlich zu früh, um Gin zu kosten, aber da kommen wir nicht drumherum. Nach einer Besichtigung geht es ums Riechen und Schmecken und dann darf selbst gemischt werden. Wacholder – natürlich – ich entscheide mich zusätzlich für eine Spur Orange, Zimt und Walnuss. Unsere eigene Gin-Kreation dürfen wir mitnehmen und gehen beschwingt, nur zum Teil dem Alkohol geschuldet, zurück an Bord.

Blick in eine Kabine auf dem Oberdeck der Thurgau Gold.

Der Ausflug in die Welt des Gins ist Teil eines speziellen Genuss-Pakets, mit dem Thurgau-Deutschland-Geschäftsführer Tim Starke gezielt ein jüngeres, deutsches Publikum für Flusskreuzfahrten begeistern will. Thurgau Travel ist eigentlich ein Schweizer Unternehmen und in 25 Ländern auf 50 Flüssen mit 40 Schiffen unterwegs. Seit 2022 bemüht es sich um den deutschen Markt und erobert hier auch kleinere Flüsse wie Oder, Havel, Neckar oder Saar.

Wir sind nun aber erst mal auf dem Weg nach Rotterdam. Die Einfahrt in die zweitgrößte Stadt Hollands mit ihrer beeindruckenden, modernen Architektur bei strahlendem Sonnenschein genießen fast alle Reisenden an Deck. Eine anschließende Stadtrundfahrt führt zu den bekanntesten Gebäuden, etwa vorbei an der Markthalle und den berühmten Würfelhäusern bis zum Euromast. Voll von Eindrücken kommen wir am Abend zurück an Bord, wo uns – wie jeden Abend – ein mehrgängiges Menü im Restaurant serviert wird.

Apropos Essen: Auch den Rest des Tages muss auf der Thurgau Gold niemand hungern. Einem reichhaltigen Frühstücksbuffet folgt ein mehrgängiger Lunch im Restaurant oder ein "Light Lunch" im Panorama-Saal. Für Spätaufsteher gibt es dazwischen einen Snack in der Bar am Bug. Gäste, die nachmittags auf dem Schiff bleiben, können sich über Kaffee und Kuchen freuen. Wer etwas Besonderes sucht, kann auch ein "Private Dining" buchen. Serviert werden dabei vegetarische Gerichte kreiert durch den Schweizer Kochbuchautor Pascal Haag. An einem unserer Reisetage gibt es ein Barbecue auf dem Sonnendeck und am vorletzten Abend darf natürlich auch das Kapitänsdinner nicht fehlen – inklusive Torten, Wunderkerzen und Traumschiff-Musik. Es fehlt eigentlich nur noch Sascha Hehn.

Das klingt nach Völlerei, die Küche besticht aber nicht durch ihre Menge, sondern durch Qualität, Geschmack und Einfallsreichtum. Dazu kommt das aufmerksame Personal, das Sonderwünsche gern erfüllt und ausgesprochen herzlich miteinander und mit den Gästen umgeht.

Morgendämmerung auf dem Rhein. Foto: Michael Siegel

Nach dem Abendessen trifft man sich in der Panorama-Bar auf einen Drink. Ein umfängliches Unterhaltungsprogramm gibt es allerdings nicht. Ein bisschen Piano-Spiel am Abend, ein Quiz, kurze Vorträge, hier und da wagt ein Paar einen Tanz – spätestens um 23 Uhr ist die Bar jedoch leer gefegt und auch auf dem Deck finden sich nur ganz vereinzelte Gäste. Dabei haben das sanfte Dahingleiten auf dem Wasser, die vorbeiziehenden Landschaften und die beleuchteten Industrieanlagen im Ruhrgebiet in der Dunkelheit noch mal eine ganz eigene Faszination. Andererseits lässt sich diese auch aus den luxuriösen Kabinen genießen. Und die meisten Flusskreuzfahrer sind Frühaufsteher. Nachdem ich den ersten Sonnenaufgang an Bord erlebe, weiß ich auch, warum. Außerdem ist tagsüber natürlich jede Menge Programm. Dabei gilt: Alles kann, nichts muss. Die meisten Reisenden sind jedoch begeistert dabei, genießen die geführten Stadtrundgänge und nutzen anschließend gern Freizeit, um ein bisschen zu Shoppen oder die Städte auf eigene Faust zu erkunden.

Ein Großteil des Ausflugsprogramms orientiert sich auf unserer Reise an den Bedürfnissen Älterer: kleinere, geführte Stadtrundgänge, etwa durch Heidelberg, Köln oder Baden-Baden, die auch zu schaffen sind, wenn man nicht mehr so gut zu Fuß ist. Für größere Entfernungen, wie den Besuch im Rijksmuseum Amsterdam am fünften Tag unserer Reise, kommen Reisebusse fast bis zur Anlegestelle.

Rotterdam besticht durch seine Architektur.

Als ich am Morgen erwartungsvoll die Vorhänge vom Panoramafenster meiner Kabine beiseiteschiebe, ist von Amsterdam allerdings nichts zu sehen. Stattdessen blicke ich zu meiner Überraschung auf einen nur halb bekleideten Mann. Zum ersten Mal hat unser Kapitän Attila keinen Platz in erster Reihe ergattert, wir liegen im "Päckchen" so dicht neben der Konkurrenz, dass ich das Nebenschiff fast berühren kann. Um an Land zu gehen, müssen wir über das Schiff hinüber, das ist etwas lästig. Aber schließlich schafft es selbst die älteste Dame an Bord – und die ist 96. Die abendliche Grachtenfahrt, ein Muss in Amsterdam, lässt sie sich nicht entgehen.

Zwei Tage Programm von morgens bis abends in den Niederlanden liegen hinter uns, als wir am nächsten Vormittag zurück in Deutschland an Bord die Seele baumeln und die Kraftwerke und Industrieanlagen des Ruhrgebiets vorbeiziehen lassen. Am Nachmittag steht dann ein Besuch im Gasometer Oberhausen an. Leider dauern An- und Abfahrt zu diesem Industriedenkmal länger, als Zeit für die Besichtigung vor Ort ist.

Ein weiteres Angebot des Genuss-Programms erwartet uns am nächsten Morgen in Koblenz – die originellste und authentischste Stadtführung der gesamten Reise. Unter dem Titel "Heilije, Hexe, Huckeweiwer" führt Marktfrau Lisbeth zu den besonderen Orten der Altstadt und lässt uns Gebäck und Likör kosten – das mit dem Alkohol am Morgen reißt langsam ein bisschen ein.

Der Nachmittag gehört dann zu den weiteren Höhepunkten der Reise. Drei Stunden fahren wir bei strahlendem Sonnenschein den romantischen Rhein mit seinen unzähligen Burgen, lieblichen Weinbergen und der berühmten Loreley entlang. Und dieser Abschnitt des Rheins macht unsere Reise endgültig zu einem unvergesslichen Erlebnis.


> Kabinen: Die MS Thurgau Gold bietet Platz für 182 Gäste. Alle 87 Kabinen und vier Suiten sind Außenkabinen und mit Dusche/WC, Föhn, Safe, TV/Radio, Telefon, Tisch, Stühlen und individuell regulierbarer Klimaanlage ausgestattet. Die Betten können auch getrennt zu Einzelbetten gestellt werden. Die Zwei-Bettkabinen Standard auf dem Hauptdeck sind 14 Quadratmeter und die Superieur- sowie Deluxe-Kabinen auf dem Mittel- und Oberdeck 16 Quadratmeter groß.

> Das Schiff: Das Schiff ist das neuste und modernste des Schweizer Unternehmens Thurgau Travel, hatte erst im Juli Jungfernfahrt und gilt als fortschrittlichstes und umweltschonendstes Kreuzfahrtschiff. Motoren der neusten Generation tragen zur Kraftstoffeinsparung bei. Die in die Reling des Schiffes integrierten Solarzellen etwa sammeln Sonnenlicht, das in den Energiefluss des Schiffs gespeist wird. Auf dem Zwischendeck befinden sich der Eingangsbereich mit Rezeption, Panorama-Salon und Bar. Im Heckbereich des Oberdecks befindet sich eine Brasserie und auf dem Hauptdeck ein Fitness-/Wellnessbereich. Schönster Platz ist das große Sonnendeck mit Windschutz, Sonnensegel, Liegestühlen, Sitzgelegenheiten und Bar. Das Haupt-, Mittel- und Oberdeck sind mit einem Lift verbunden.

> Weitere Infos: Preise und Reisetermine für sämtliche Schiffe der Thurgau-Flotte gibt es unter www.thurgautravel.de

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