Mit dem Lama zum Gin-Tasting
In der Schönecker Schweiz in der Eifel bei Prüm wurden die Leidenschaften einer wahren Lamaflüsterin und eines Aroma-Genies zur Erfolgsgeschichte.

Von Heidrun Braun
Neugierig und doch sehr gelassen taxieren sechs Lamas das Grüppchen Menschen, das sich vor ihrem Gatter unterhalb der Schönecker Burgruine versammelt hat. Sie wissen schon, was jetzt kommt, es geht wieder auf Tour. Eigentlich ein bisschen zu warm dafür an diesem Tag, aber ihre Chefin, Julietta Baums von den Eifelnomaden, wird schon ein paar schattige Wege durch den Wald auf der Strecke eingebaut haben.
Luiz, Sonny, Luca, Turron, Amur und Arkan gehören zur Herde aus insgesamt 14 flauschig-knuffigen Lamas und zwei Alpakas. Von Anfang an fällt das vertraute Verhältnis zwischen den Lamas und Julietta Baums auf. Sie ist eine wahre Lamaflüsterin. Die Archäologin und Fernreiseveranstalterin ist auf die perfekte Organisation von Trekking- und Privatreisen im arabischen Raum spezialisiert. Als während der Corona-Pandemie Fernreisen so gut wie nicht mehr möglich waren, erinnerte sich die gebürtige Kölnerin an die Wanderungen und die Abenteuerromantik in ihrer Kindheit. So gingen ihre Bodenständigkeit, Professionalität und Abenteuerlust eine glückliche Allianz namens "Eifelnomaden" ein. Die verschiedenen Angebote von der Lamawanderung bis zum mehrtägigen Trekking in der Eifel wurden zur Erfolgsgeschichte.
Hintergrund
Infos:
Anreise: Von Heidelberg nach Schönecken sind es mit dem Auto rund drei Stunden. Der Weg führt über die A6, A62, A1 und A60. Dann die Ausfahrt Waxweiler nehmen und an der Nims entlang bis Schönecken.
Angebote: Am 22. Juni
Infos:
Anreise: Von Heidelberg nach Schönecken sind es mit dem Auto rund drei Stunden. Der Weg führt über die A6, A62, A1 und A60. Dann die Ausfahrt Waxweiler nehmen und an der Nims entlang bis Schönecken.
Angebote: Am 22. Juni findet ab 17 Uhr eine Mittsommerwanderung mit Lamas statt (59 Euro pro Person inkl. Grillbuffet). Die nächste Wanderung mit Gin-Tasting gibt es am 20. September um 18 Uhr. Gruppen ab acht Personen, die eine individuelle Lamawanderung buchen, können im Anschluss an einem Gin-Tasting bei Euelsberger teilnehmen. Der Paketpreis dafür liegt bei 200 Euro. Der Preis der Lamawanderung ist abhängig von der Dauer und Anzahl der Personen. Anmeldungen unter: www.eifelnomaden.de
Weitere Infos: www.eifel.info www.rlp-tourismus.de/eifel, www.eulsberger.com
Die Lamas sind es gewohnt, gemeinsam mit den Menschen auf Wanderschaft zu gehen. Die Wege sind ihnen vertraut, doch heute ist eine Premiere. Julietta hat eine Route gewählt, auf der alle Zutaten für den mehrfach preisgekrönten Euelsberger Gin Nr. 4 wachsen, den Stephan Thomé als Hommage an die Eifel ganz in der Nähe in dem kleinen Ort Dingdorf brennt. Dazu gehört an erster Stelle – natürlich – der Wacholder. Zu ihm gesellen sich in der Rezeptur dann Fichtensprossen, Eichenrinde, Ginster, Efeu, Fichtennadeln, Blatt und Kern der Haselnuss, Moos, Buchweizen, Eschenrinde, Apfel, Schlehe und Eberesche. Mit dem neuen Wissen um die Ingredienzen steht für die Wanderer am Ende der Tour die Verkostung des schon legendären Eifel-Gins in Aussicht.
Bevor es losgeht, machen sich die noch unerfahrenen Lamaführer mit drei wichtigen Regeln vertraut, die es zu beachten gilt, damit sich Mensch und Tier gleichermaßen wohlfühlen. Die erste: Beide Hände halten die Leine, das Lama folgt mit einem kleinen Abstand, denn es liebt die Distanz, vor allem am Anfang der Tour, wo man sich erst einmal kennenlernen muss. Es braucht keine Befehle, sondern reagiert auf die Körpersprache seines Guides. Bleibt er stehen, geht auch das Lama nicht weiter.
Regel zwei: Die Lamas dürfen unterwegs nicht fressen, denn auch in einem Naturschutzgebiet wie der Schönecker Schweiz gibt es giftige Pflanzen. Eine Herausforderung für Mensch und Tier, denn die Verlockungen in der grünen Eifel sind unterwegs groß. Spätestens nach drei Versuchen, den Kopf ins Gras zu senken, haben die Lamas ein Einsehen. Belohnung gibt es bei einer Pause auf einer schattigen Waldlichtung, wo sie fressen dürfen, so viel sie mögen. Und schließlich die dritte Regel: Alle Lamas laufen hintereinander. Das hat mit dem Herdenverhalten zu tun. Amur, der Herdenchef, geht hinten und bestimmt das Tempo. Ab und zu signalisiert er mit einem zufriedenen Brummen, dass alles in Ordnung ist.
Und schon geht es los zur ersten schönen Aussicht vom Plateau Burgfrieden. Unten im Tal fließt der Altburgbach, dessen Lauf das Naturschutzgebiet prägt. Der Weg über Wiesen und durch den Wald führt hinunter ins Altburgtal und auf der anderen Seite wieder in den Südhängen hinauf. Während die einen oder anderen beim Aufstieg schon mal nach Luft schnappen, macht das den Lamas gar nichts aus. Sie könnten viel steilere Wege mühelos gehen.
Apropos gehen, der Passgang – bei jedem Schritt werden Vorder- und Hinterbein auf einer Seite gleichzeitig nach vorn gesetzt – verleiht den Lamas einen sehr eleganten, geradezu hoheitsvollen Gang mit hocherhobenem Haupt auf einem langen Hals. Je näher die heimische Weide kommt, umso eiliger haben es einige Lamas und nehmen es mit der Distanz jetzt nicht mehr so genau, was auch ein Zeichen dafür ist, dass sie mit ihrem Führer im Reinen sind. Im Schatten der Bäume sind Stühle um einen reich gedeckten Tisch gestellt: Käse und Wurst aus der Eifel, Datteln aus dem Oman, eingelegter Knoblauch, Thunfischcreme und selbst hergestellter Mosto Chiar (persischer Joghurt).

An der Stirnseite des Tisches hat Stephan Thomé den Eifel-Gin und die Gläser mit den getrockneten Zutaten aufgebaut. Die Lamas tollen fröhlich auf ihrer Weide und die Wandergruppe lässt sich tiefenentspannt am Tisch nieder. Der Brennmeister hat nun die ganze Aufmerksamkeit und erzählt, wie er in seiner Wahlheimat Eifel auf den Gin kam, sein aromatisches Gedächtnis und damit eine ganz neue Seite von sich kennenlernte. Alles begann damit, dass seine Frau Claudia und er die vom Urgroßvater auf dem Euelsberg angelegte Streuobstwiese geschenkt bekamen. Stephan ließ sich zum Brennmeister ausbilden und begann zunächst damit – wie es in der Eifel lange Tradition ist – Obstbrände herzustellen. Aus dem Kälberstall der Schwiegereltern wurde eine kleine Brennerei und aus dem Hobby eine Leidenschaft – vor allem für den Gin, mit dem der Elektroingenieur von Anfang an sehr erfolgreich viele Preise einheimste. Der Umzug von Berlin in die Eifel ergab sich dann von selbst.
Die Zutaten für den Eifel-Gin machen die Runde und bei der Verkostung steigt aus dem Glas der Duft von Wacholder, Nadelholz und Nuss angenehm in die Nase. Schön, dass wir hier noch zusammensitzen, gemeinsam essen und trinken und nicht gleich nach der Tour jeder seiner Wege ging, ist die einhellige Meinung. Stephan schenkt noch einmal ein, und nach der eher leisen Lamatour sind nun die Gespräche um Gin, die Lamas und das Leben in vollem Gange.
Stephan Thomé erzählt von seiner kürzlich gegründeten Gin School. Dazu hat er direkt neben der kleinen Brennerei den Kälberstall zum modernen Tasting-Raum umgebaut. Altes verbindet sich harmonisch mit neuem Design. Besondere Hingucker sind der mit Eifeler Spaltholz verkleidete Tresen und die Aromenwand mit vielen Gläsern, die mit mehr als 250 Botanicals gefüllt sind: Blätter, Kräuter, Beeren, Blüten, Wurzeln und über 70 Pfeffersorten aus aller Welt.