Wien/Innsbruck (dpa) - Standard-Doppelbett, Holzkommode, Teppich, Schreibtisch: Die Einrichtung im Hotelzimmer ist nicht selten langweilig und austauschbar. In Österreich gehen viele Hoteliers einen anderen Weg. Sie versprechen geschmackvolles und individuelles Interieur in ihren Design-, Boutique- oder Lifestyle-Hotels. Eine vermeintliche Exklusivität, die natürlich auch ihren Preis hat.
Manche Hotels tragen ihren Anspruch schon im Namen wie das "Manggei Designhotel" in Obertauern. Bei anderen soll der Name für Modernität stehen wie beim "m3Hotel" in St. Anton am Arlberg, dem "Q!Resort" in Kitzbühel, dem "Zhero" in Ischgl und dem "Stage 12" in Innsbruck.
Oder das Hotel trägt einen Artikel im Namen: "Das Tirol" hat die Kempinski-Gruppe ihr Hotel in Jochberg genannt, "Das Max" steht in Seefeld, "die berge" in Sölden und "Das Triest" in Wien.
So unterschiedlich die Namen sind, so sehr unterscheiden sich die Einrichtungsansätze. Während ein Haus klare Linien und puristische Architektur als Design verkauft, sind es beim anderen Alpenschick und stilisierte Hirschgeweihe an den Wänden.
Klar definiert oder gar rechtlich geschützt sei der Begriff Designhotel nicht, sagt Torsten Kirstges, Professor für Tourismuswirtschaft an der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. "Im Prinzip kann jeder Hotelier sein Haus so nennen." Damit das Label aber kein leeres Versprechen bleibt, sollte das Hotel eine gewisse Individualität ausweisen. Das könne idealerweise das gesamte Gebäude, also die Architektur, betreffen oder auch nur die innere Gestaltung.
Designhotels in ÖsterreichAuch der Zusatz "Boutique-Hotel" soll ausdrücken: Mainstream findet ihr woanders. Diese Häuser sind meist eher klein, inhabergeführt und haben ein Motto oder eine Philosophie, mit der sich die Betreiber von der Konkurrenz abheben wollen. Das Boutique-Hotel "Träumerei #8" in Kufstein mit seinem bonbonfarbenen Interieur gehört zum Beispiel ebenso dazu wie "Arx" in Schladming oder "Das Tyrol" in Wien.
In Österreich keine Seltenheit sind Häuser, die von außen zwar imposant aussehen - aber eben auch ein bisschen altbacken. Diese Hotels schmücken sich mitunter mit traditionellen Namen, die nicht vermuten lassen, was sich im - neu hergerichteten - Inneren verbirgt.
Da ist zum Beispiel das Haus Hirt in Bad Gastein. Es wirkt wie eine alte Burg am Hang, zumindest auf den ersten Blick. Ein Haus aus den 1920er Jahren, so modern hergerichtet, dass sich mancher Gast daran stößt. Jedes Zimmer ist komplett anders gestaltet, so eben, wie es die Gegebenheiten dieses alten Hauses hergaben.
Ähnlich ist es bei den Hotels "Schwarzer Adler" und "Weißes Rössl" in Kitzbühel. Traditionell scheinen die Häuser nur von außen. Innen gibt es hochmoderne, puristische Innenarchitektur, handgezimmerte Eiche-Möbel, hochwertige Materialien und immer wieder den typischen Filz. Der Pool auf dem Dach des "Schwarzer Adler" ist mit dem Österreichischen Staatspreis Architektur dekoriert worden.
Das "Hotel Stein" in Salzburg hat im alten Gemäuer und unter den Stuckdecken die neue Zeit einziehen lassen: Es wurde im Jahr 2018 umfassend saniert und wird jetzt unter dem Motto "Salzburg meets Venice" vermarktet. Nun also gibt es in dem Haus Leuchten und Glaskunstwerke der venezianischen Manufaktur, Stoffe aus der Lagunenstadt und allerlei Kunst.
Auch das sind Elemente, die ein Designhotel ausmachen: "Das können besondere Möbel, Ausstellungsstücke, Dekorationen, Farbgestaltungen sein", sagt Kirstges. Jedoch: Manche Hotels hätten eine künstlerische Note, "andere wiederum schmücken sich mit dem Begriff, obwohl sie nur einige relativ unbedeutende Designelemente bieten".
Unter den rund 65 000 Betrieben, die in Österreich mehr als eine Million Betten an Urlauber vermieten, wird die Anzahl der Vier- und Fünf-Sterne-Hotels größer. In absoluten Zahlen wurde das Angebot in Tirol, Salzburg und Wien am meisten ausgebaut, wie Holger Sicking, Statistik-Experte bei der Österreich Werbung, erklärt. Auch das Burgenland und Kärnten holten in diesem Bereich auf.
Zwar bedeutet das Label "Designhotel" nicht, dass es sich immer um ein teures Haus handelt. In der Regel sind die Preise aber zumindest gehoben. Dahinter steckt Kalkül. "Hoteliers, die eine jüngere und zahlungskräftige Zielgruppe ansprechen wollen, versuchen sich von dem angestaubten Image der Urigkeit und Alpenrosenzimmer abzuheben, indem sie ein Designhotel bieten", sagt Kirstges.
Andere bauen, wie sie schon immer gebaut haben - und mit dem Material, das besonders häufig vorkommt: Holz. Der Bregenzerwald ist so eine Region, in der gebaut wird wie schon vor Jahrzehnten. Dennoch reihen sich Hotels wie das "Rössle" oder das "Krone" in Au oder das "Hubertus" in Mellau nahtlos in die Liste der Designhotels ein.
Auch die überall aus dem Boden schießenden Chaletdörfer sind im Alpenschick gestaltet - und der kann immer anders aussehen. So kommt das "Bergwiesenglück" im Paznauntal puristisch und mit klaren Linien daher, während zum Beispiel das "Prechtlgut" in Wagrain oder das "WNDRLX" im Pitztal bei seinen Chalets Anleihen an die traditionellen Häuser der Region nimmt. Innen ist alles schick, modern und gleichzeitig auch praktisch gestaltet - der durchschnittliche Urlauber bleibt schließlich eine Weile und will sich einrichten können.