Baden wie ein Kaiser
Lustwandeln durch vergangene Zeiten in Opatija: Im mondänen Seebad an der kroatischen Riviera erinnert nicht nur die Küche an Österreich

Von Katharina Eppert
Kaiserschmarrn essen, im mondänen Seebad schwimmen oder auf dem "Kaiser-Franz-Josef-Weg" lustwandeln: Wir sind nicht (mehr) auf österreichischem Terrain. Auch wenn in Opatija vieles danach aussieht: eine luxuriöse Villa im Jugendstil reiht sich an die nächste, Sanatorien auf und ab sowie eine rund zwölf Kilometer Strandpromenade, die mit Denktafeln und Büsten an die österreich-ungarische Monarchie erinnern soll. Die ortskundige Fischerstochter Lili spricht bei einem Stadtrundgang immer wieder von der "k.u.k.-Zeit". Sie erklärt, dass das 12.000- Einwohner-Örtchen einer der ältesten Fremdenverkehrsorte Kroatiens sei.
Hintergrund
Informationen
■ Anreise: Von Frankfurt nach Rijeka zum Beispiel mit Condor (Direktflug, 1 Stunde und 15 Minuten). Von dort mit dem Bus, Zug oder Mietwagen nach Opatija (circa 25 Kilometer). Mit dem Auto sind es von Heidelberg nach
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■ Anreise: Von Frankfurt nach Rijeka zum Beispiel mit Condor (Direktflug, 1 Stunde und 15 Minuten). Von dort mit dem Bus, Zug oder Mietwagen nach Opatija (circa 25 Kilometer). Mit dem Auto sind es von Heidelberg nach Rijeka knapp 10 Stunden.
■ Unterkunft: Das vier-Sterne-Superior-Resort Miramar liegt wenige Gehminuten außerhalb des Zentrums von Opatija in einer ruhigen Bucht direkt am Meer. Besonders schön ist der große Spabereich, die In- und Outdoor-Pollanlage sowie der hoteleigene Fels-Badestrand, der direkt an der historischen Kaiser-Franz-Josef-Uferpromenade liegt, das Personal spricht deutsch. Ein Standard-Doppelzimmer mit Halbpension (4-gängiges Wahlmenü) gibt’s ab 75 Euro pro Person, Infos unter www.hotel-miramar.info
■ Ausflüge: Die Kvarner Küste vom Holzschiff Tornado Blue aus sehen. Die Fischerstochter Lili lässt dabei keine Frage offen, während ihr Mann das Ruder in die Hand nimmt. Verpflegung an Deck. Auch das Bergstädtchen Kastav ist einen Besuch wert.
1844 ließ sich ein wohlhabende Kaufmann aus Rijeka nieder, um ein historisches Herrenhaus zu bauen, die Villa Angiolina mit ihrem zugehörigen Park. Magnolien, Libanonzedern, Himalaya-Zypressen blühten ebenso wie die touristische Entwicklung des Ortes. Eine Reihe von Grand Hotels, Pensionen, Villen, Sommerhäusern, Sanatorien, Pavillons, Badeanstalten, Promenaden und Parks wurde errichtet.
Später entdeckte auch der habsburgische Adel das heilende Klima und die subtropische Vegetation: Opatija wurde - per Dekret - zum ersten heilklimatischen Kurort an der österreichischen Adriaküste erhoben. Kaiser Franz Joseph I. und der deutsche Kaiser Wilhelm II. trafen sich hier, die Kaiserin Elisabeth von Österreich (besser bekannt als Sissi), die deutsche Kaiserin Auguste Viktoria. Mit dem Untergang der Habsburger Monarchie war’s auch mit dem mondänen Opatija aus. Vorerst! Riesige Betonkästen drängen sich in das grazile Stadtbild. Ein Überbleibsel aus dem ehemaligen kommunistischen Jugoslawien.
Doch das Kaiserwetter bleibt. Durch die Verbindung von kontinentalem und mediterranem Klima am Fuß des 1400 Meter hohen Berges Ucka und den Schutz der Inseln von der Meerseite entsteht an der Riviera von Opatija eine Art Mikroklima, das immer etwas wärmer ist. Kein Wunder, dass der einstige Kurort mit dem Ende Jugoslawiens eine Renaissance erleben durfte. "Seit den 90ern ist es wieder äußerst schick, in Opatija zu residieren", meint Lili, die gemeinsam mit ihrem Mann touristische Bootsfahrten auf einem 100 Jahre alten Holzschiff anbietet und dabei frischen Fisch kredenzt. Sie zeigt auf die vielen Häuser an der Kvarner Bucht: "Die Fleischerei da vorne ist nun ein luxuriösen 5-Sterne-Hotel und in dieser Villa da drüben hat einer der reichsten Russen sein Domizil".
Etliche Villen sind in privater Hand und tragen oftmals das Gewand des Wiener Architekten Carl Seidl, einige stehen leer, die Scheiben eingeschlagen wie nach einem Gewittersturm. Dafür gibt es aber illustre Nachbarschaft und selbst bei einem Spaziergang durch den Park Angiolina entdeckt man die High Society - in Stein gemeißelt. Zwischen den Bananenstauden steht zum Beispiel eine Büste Friedrich Schülers und unterhalb der St. Jakobskirche ein Relief des Chirurgen Theodor Billroth, der das Heilklima von Abazzia (so nannten die Italiener Opatija) einst in seinen Schriften rühmte. Nicht weit entfernt, unter Palmen, erinnert eine kleine Statue an die weltberühmte Tänzerin Isadora Duncan, die hier ihre Inspiration fand.
Die lange Uferpromenade zwischen Volosko und Lovran, die von Einheimischen schlicht Lungomare genannt wird, trägt heute wieder einen Namen, der an die einstige Donaumonarchie erinnert: Kaiser-Franz-Josef. Die neue Schickeria aus der Hauptstadt Zagreb verweilt hier - genauso wie die Touristen aus Deutschland, Italien, Österreich und Russland. Der größte Teil der Gäste komme aber aus Österreich, sagt Martina Riedl, Direktorin des Vier-Sterne-Hotels Miramar. Kein Wunder, alles ist so vertraut. Im Café werden "Saher torta" oder Kaiserschmarrn serviert.
Landestypische Töne erklingen allenfalls am Abend, wenn an der Brac gezupft wird und zur kroatischen Folklore die Füße hüpfen. Dann verstummt selbst das Gespräch unter den österreichischen Gästen.