Flumserberg

Einsteigerglück auf Brettern

Am Flumserberg ist ein leichter Wiedereinstieg oder Neustart in den Wintersport möglich.

11.02.2024 UPDATE: 11.02.2024 06:00 Uhr 4 Minuten, 3 Sekunden
Die Zacken der Churfirsten-Bergkette sind das Wahrzeichen der Berglandschaft. Foto: Julia Scholz

Von Julia Scholz

Vor gut zwei Jahren waren meine Familie und ich das erste Mal Skifahren. Im Berner Oberland sind wir auf den Geschmack gekommen. Danach war für uns klar: Wir wollen wieder in die schneebedeckten Berge zurückkehren.

Das Konzept der Schweizer Skischulen "Swiss Ski School" ist landesweit einheitlich und erlaubt den Einstieg und das Weiterlernen in jeder der 169 Ski- und Snowboardschul-Standorte. Schülerinnen und Schüler erhalten einen Ausweis, das sogenannte "Swiss Snow League Booklet" in dem die Fortschritte festgehalten werden. Vom Einsteiger über Fortgeschrittene bis zum Könner – je nach Einstiegsalter geht es vom "Swiss Snow Kids Village", dem Kinderhügel, auf dem zumal auch erwachsene Einsteiger erste Versuche auf den Brettern wagen, über das blaue Level "Blue League" weiter zum roten Level "Red League" bis hin zum schwarzen Level, der "Black League". Dies gilt analog zur erlernten Fähigkeit, die blaue, rote oder gar schwarze Piste eigenständig befahren zu können.

Das Skigebiet am Flumserberg ist ideal für Anfänger und bietet auch Könnern schwarze Pisten. Foto: Julia Scholz

Obwohl wir den blauen Grad bereits erreicht haben, melden wir uns vorsichtshalber erneut als Ski-Einsteiger an – diesmal im Ferienort Flumserberg. Die schneesichere Gegend liegt im Heidiland in der Ostschweiz im Grenzgebiet der Kantone St. Gallen und Graubünden.

Circa eine Autostunde von Zürich und Konstanz entfernt warten in luftigen Höhen 65 Kilometer Piste in allen Schwierigkeitsgraden darauf, befahren zu werden. Winterwandern, Schlittenfahren, immer freitags Nacht-Skifahren und 18 Kilometer Langlaufloipen in der grandiosen Bergwelt runden das Angebot ab. Über dem Städtchen Flums windet sich die Straße elf Kilometer zu der über den Berghang verstreuten Siedlung Flumserberg. Auf der gegenüberliegenden Seite hebt sich die zackige Gipfelkette der sieben Churfirsten empor, deren Felswände in den Walensee abfallen. Die Zacken des Flumserbergs bilden oft eine wahrhaft krönende Hintergrundkulisse und sind das Wahrzeichen der hiesigen Berglandschaft.

Über Tannenheim auf 1220 Metern und Tannenbodenalp auf 1342 Metern führen Sessel- und Gondelbahnen zum Prodkamm auf 1939 Metern. Mit der Kabinenbahn "Bergjet" gondelt man schließlich von der Tannenbodenalp bis zum Maschgenkamm auf 2020 Meter mit Blick auf den Walensee im Tal, gegenüber auf die Gipfel der Churfirsten und bei klarer Sicht bis zum Zürichsee. Von hier aus können Geübte mit dem Sessellift bis zum Leist auf 2222 Metern und anschließend auf die schwarzen Pisten.

Frühmorgens geht es in voller Montur los: erst zur Skischule für die Ski-Unterricht-Tickets, dann zum Bergbahn-Schalter für die Skipässe. Im Intersport Verleih erhalten wir im Handumdrehen unsere Ski- und Snowboardausrüstung.

Die Piste ist bedeckt mit pulvrigen Neuschnee. Sonnenstrahlen scheinen durch die löchrige Wolkendecke und lassen die weißen Pisten hell leuchten. Klare Bergluft, weit oben in der Natur – ein perfekter Tag, um wieder reinzukommen. Dass die Anfängerkurse zum Jahreswechsel ausgebucht waren, sieht man an den Sammelpunkten am Fuße der Piste auf der Tannenbodenalp.

Die dreitägigen Skikurse starten immer montags und sind ganztägig angelegt, jeweils von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Für Kinder kann man bei Bedarf ein Mittagessen in der Gruppe hinzubuchen. Von 10 bis 16 Uhr sind sie somit durchgängig betreut.

Das Konzept sieht vor, dass Neulinge nach den drei Tagen die Grundlagen des Skifahrens können und am Ende vielleicht bereit sind für die blaue Piste. Wer mehr Übung braucht – und das trifft bei den meisten zu, die nicht gerade ein Naturtalent mitbringen – der wiederholt den Grundlagenkurs so oft bis es irgendwann "Klick" macht.

Unsere Tochter kann ihr persönliches nächstes "Klick" kaum abwarten und stapft ohne zu zögern auf den Wink einer Skilehrerin bestens gelaunt davon in den Kreis ihrer Gruppe auf dem Kinderhügel. Wir Erwachsenen werden zusammen getrommelt von einer Frau mit cooler Sonnenbrille im typischen roten Ski-Anzug der Trainer. Iris stellt sich vor, gleicht unsere Namen mit ihrer Liste ab und kündigt an "We are an international group – Wir sind eine internationale Gruppe", der Kurs werde deshalb auf Englisch stattfinden.

Hintergrund

Info: 

Anreise: Mit dem Zug von Heidelberg nach Unterterzen oder Flums in fünf bis sechs Stunden ab circa 120 Euro pro Person und Fahrt.

Das Skigebiet ist das einzige der Schweiz mit S-Bahn-Anschluss. Vom Zürcher Hauptbahnhof

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Info: 

Anreise: Mit dem Zug von Heidelberg nach Unterterzen oder Flums in fünf bis sechs Stunden ab circa 120 Euro pro Person und Fahrt.

Das Skigebiet ist das einzige der Schweiz mit S-Bahn-Anschluss. Vom Zürcher Hauptbahnhof fährt die S2 direkt nach Unterterzen. Von hier kommt man mit der Luftseilbahn in zwölf Minuten auf die Tannenbodenalp direkt an die Piste.
Vom Flumser Bahnhof fährt mehrmals täglich auch der öffentliche Postbus hinauf.
Mit dem Auto in circa 4,5 Stunden über die A5 Richtung Karlsruhe, Stuttgart, bei Basel auf A3 Richtung Zürich bis Ausfahrt Flums, Flumserberg.

Unterkunft: Apartment Wohnen auf Zeit, Mindestaufenthalt 3 Nächte bei Doppelbelegung ab 128 CHF die Nacht, 30 Euro je zusätzliche Person: www.veltus.ch/waz-home

Alte Sektion Alpenblick, einfach ausgestattet, Preis pro Person ab 65 Franken / Kinder 45 Franken mit Frühstück: www.altesektion.ch/unsere-haeuser

Hotel Tannenboden, Doppelzimmer ab 130 Franken die Nacht.

Hotel Eddy Broggmann, Doppelzimmer ab 160 Franken die Nacht.

Ski-Kurse: Ganztags-Gruppenkurs Erwachsene an drei aufeinanderfolgenden Tagen 225 Franken und für Kinder 220 Franken. Mittagsbetreuung und Essen für Kinder täglich 30 Franken. Private Einzelstunde 105 Franken: www.flumserberg.ch/de/Winter-erleben/Skischule-Flumserberg

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Die Gruppe besteht aus acht Personen. Darunter etwa zwei deutsche Frauen, Eva und Kerstin; die eine pendelt der Liebe wegen vierzehntägig in die Gegend, die andere hat hier eine Arbeit aufgenommen und den Lebensmittelpunkt hierher verlagert, einfach "weil es hier schöner ist". Karim, ein junger Erwachsener, pendelt täglich von Konstanz aus zum Kurs. Er hat gerade sein Studium beendet und in der wieder gewonnenen Freizeit probiert er jetzt Wintersport aus. Kevin aus Indien ist der Arbeit halber nach Zürich gezogen, wo gefühlt jeder skifahren kann, außer ihm. Das möchte er jetzt mit dem Skikurs ändern.

Rund 125 Snowboard- und Skilehrerinnen und Lehrer sind am Flumserberg im Einsatz. Unsere durchtrainierte Trainerin Iris ist gebürtige Niederländerin. Als Einjährige war sie zum ersten Mal im Familienurlaub am Flumserberg und hat Laufen und Skifahren quasi zeitgleich gelernt. Seit einem Jahr hat sie die Ski-Lehrer-Lizenz und unterrichtet uns die nächsten drei Tage.

Bei den Kindern gleich nebenan läuft Musik als Stimmungsmacher zur Auflockerung. Ein Blick über das bunte Banner des Kinderschneedorfs "Kids Snow Village" verrät, die Atmosphäre ist bestens: Die Kleinen sind quietschfidel und machen Aufwärmspiele, wie zum Beispiel "Fangen auf nur einem Ski". Da ist viel Bewegung drinnen und wer hinfällt, bleibt nicht lange liegen. So erklärt uns unsere Tochter beim Abholen nach dem ersten Tag und dem täglichen Abschieds-Tänzchen mit dem Maskottchen Schneehase Snowli, sie habe ein neues Wort gelernt: "Ufstah" – "Aufstehen".

Am zweiten Tag klagen die meisten Erwachsenen über schmerzende Gliedmaßen und Muskelkater vom Vortag, doch aufgeben will niemand. Einzelne wechseln die Gruppe, damit alle entsprechend ihrer Lernfortschritte trainieren können. Iris übt mit uns den sogenannten Hockey-Stopp und bringt uns anschließend erstmals mit dem Sessellift hoch auf die Piste. Nicht zur reinen Freude aller; Bedenken und erhöhte Herzfrequenz kommen auf beim Anblick des Abwärtshangs vor uns.

Iris erinnert uns mit einem Lächeln: "Versucht ein Gefühl für die Bewegung zu entwickeln und schaut nicht auf die Skier, sondern auf die wunderschöne Umgebung". Abschnitt für Abschnitt schwingen und pflügen wir gemeinsam hinunter. Nicht ohne Stürze, aber ohne größere Blessuren bis ans Ende der Piste. Für alle ein erstes Erfolgserlebnis.

Bei Sonnenschein und knallblauem Himmel präsentiert sich der Flumserberg am letzten Tag. Iris führt uns auf einen Naturerlebnis-Ausflug an. "In den magischen Wald", wie sie verspricht, geht es abseits des Rummels über blaue Pisten mit herausfordernden Abschnitten an einem kleinen vereisten Wasserfall vorbei. Und hier ist es wieder, genau wie schon am Ende des ersten Ski-Kurses: nach den vielen bewegten Stunden mit Aufs und Abs auf der Piste stellt es sich ein: das reine Glücksgefühl. Ganz sicher, das wollen wir wieder erleben. Und nächstes Mal wird vielleicht schon die rote Liga anvisiert.