Ein Urlaubsabenteuer

Der Traum vom Segeln in der Karibik

Mit dem Katamaran entlegene und idyllische Buchten erkunden

14.01.2024 UPDATE: 14.01.2024 06:00 Uhr 3 Minuten, 24 Sekunden
on den Shirley Hights hat man einen einzigartigen Blick auf den English und Falmouth Harbour von Antigua. Foto: Juhran

Von Michael Juhran

Es fällt schwer, dem Lockruf der Karibik zu widerstehen, wenn in Europa ein nasskaltes Wetter die Kleidung durchdringt und die Sonne sich vehement weigert, ihre wärmenden Strahlen über die Landschaft auszubreiten. Von einem Piratenfilm angeregt, reift eine Idee: Wie wäre es, den fiktiven Fluch der Karibik in ein echtes Urlaubsabenteuer inklusive Segeltörn zu verwandeln? Die Anreise mit British Airways über London ist zwar etwas umständlich, aber in Antigua angekommen, macht der warme Passatwind schnell den Kopf frei für das bevorstehende einwöchige Segelabenteuer auf türkisfarbener See. Nach dem Einkauf von Proviant im Supermarkt geht es zur Anlegestelle des Yachtanbieters "Sunsail and The Moorings" in English Harbour im Süden der Insel.

Hintergrund

Infos: 

Anreise: Mit Lufthansa ab Frankfurt nach London Heathrow, weiter mit Virgin Atlantac nach Antigua, hin und zurück ab ca. 780 Euro, oder mit British Airways über London City, eigener Transfer nach Gatwick, weiter nach Antigua, hin und zurück ab ca. 900

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Infos: 

Anreise: Mit Lufthansa ab Frankfurt nach London Heathrow, weiter mit Virgin Atlantac nach Antigua, hin und zurück ab ca. 780 Euro, oder mit British Airways über London City, eigener Transfer nach Gatwick, weiter nach Antigua, hin und zurück ab ca. 900 Euro

Yachtcharter: Auf Antigua und Barbuda bieten Veranstalter Segeltörns mit Skippern und Yachtcharter an, so Sunsail und The Moorings. Eine Woche ab / bis Nelson’s Dockyard in einer Segelyacht kostet ab 2430 Euro und bietet bis zu sechs Personen Platz in drei Kabinen: www.sunsail.de, https://www.moorings.com/de/

Weitere Infos: https://www.visitantiguabarbuda.com/

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Skipper Steve Jackson erwartet seine Gäste bereits. Schnell ist das Gepäck nach einer Begrüßung in den vier Kabinen verstaut, die in den nächsten Tagen als schwimmende Hotelzimmer mit Seeblick dienen. Nach einer Sicherheitseinweisung und Absprache der Reiseroute legt er ab. "Es ist schon optimal, aus seinem Hobby einen Job machen zu können", schwärmt er begeistert und deutet auf die gegenüber liegenden Inseln: "Dort draußen warten Abenteuer und Idylle zugleich, fast menschenleere Strände, farbenprächtige Tauch- und Schnorchelreviere. Nach zweistündiger Tour steuert Steve den ersten Ankerplatz in Falmouth Harbour an und setzt seine Gäste mit einem motorbetriebenen Schlauchboot im Hafen ab.

Mit einem Kleinbus geht es noch einmal zurück nach English Harbour, um die historischen Docks, Werkstätten und Marinegebäude samt Museum zu erkunden. In dem nach Horatio Nelson benannten Nelson´s Dockyard wird die Geschichte wach, als der geschützte Seekriegshafen der britischen Royal Navy vom 17. bis zum 19. Jahrhundert als wichtigste Operationsbasis auf den Kleinen Antillen diente. Der später nach der Schlacht von Trafalgar zu Ruhm gelangte Admiral soll hier drei Jahre, von 1784 bis 1787, das Kommando geführt haben. "So richtig wohl fühlte er sich hier nicht", bemerkt ein Guide im Museum. Nelson und seinen Mannen machten die Hitze, Malaria und das Denguefieber zu schaffen. Tausende britische Soldaten erlagen den Krankheiten, die heute glücklicherweise kaum noch eine Rolle spielen.

Welch enorme Bedeutung die Navy dem versteckten Naturhafen beimaß, wird bei einer Besichtigung der nahe gelegenen Festung Fort Berkeley deutlich. Betritt man die damals massiv ausgebauten, heute weitgehend von der Natur zurückeroberten Festungsanlagen, so bieten sich beeindruckende Ausblicke auf die zergliederte Küste mit ihren grünen Bergen, den ins Meer hineinragenden Halbinseln und den in azurblauem Wasser schaukelnden Segelbooten. Besonders spektakulär sind diese Panoramarundblicke von den Shirley Hights auf English Harbour und die Falmouth Bucht. Hier kann man den Tag im Lookout Restaurant bei Reggae und Calypsomusik ausklingen lassen. Schaut man in die entgegengesetzte Richtung, rückt das Anwesen von Eric Clapton ins Blickfeld, der sich wie auch Phil Collins in Antigua verliebte. 1984 arbeiteten beide Musiker hier an einem gemeinsamen Album. Claptons Refugium am Indian Creek Point kann man übrigens ab 5000 US-Dollar pro Nacht mieten.

Skipper Steve kennt die besten Plätze an den Stränden Antiguas. Mit seinem Katamaran geht es raus aufs weite Meer. Foto: Juhran

Nach einem Abendessen an Land geht es zurück zur Falmouth Bay. Die Sonne versinkt langsam am Horizont und bald darauf spiegelt sich der Mond silbern im Wasser. Sanft rollen die Wellen und eine leichte Brise erfrischt von der Hitze des Tages. Außer dem leisen Surren des Generators an Bord umgibt eine wohltuende Stille den Katamaran.

Am nächsten Tag ist zunächst kaum etwas Wind zu spüren. Die Sonne lässt unbarmherzig ihre brennenden Strahlen auf das Meer und alle, die darauf unterwegs sind, prallen. Da hilft nur Sonnenschutzfaktor 50 auf der etwa zweistündigen Tour zur Carlisle Bay. Nachdem der Katamaran mit Motorkraft die ersten nautischen Meilen hinter sich gelassen hat, nimmt sich Steve dennoch etwas Zeit, um seine "Crew auf Zeit" zumindest in grundlegende seemännische Kenntnisse des Segelns einzuweihen. Vielleicht kann es in den nächsten Tagen doch noch von Nutzen sein, zu wissen, wie man Groß- und Vorsegel bedient, wie man trimmt und viert, wie man ankert und was beim Wendemanöver zu beachten ist.

Selbst für den erfahrenen Skipper ist es immer wieder eine Herausforderung, die seichten und schmalen Gewässer zwischen Korallenriff und Festland zu befahren. Auch wenn die Geschwindigkeit nur drei Knoten beträgt, muss das Boot ständig beim Kreuzen die Richtung ändern, sodass die Winden unablässig surren. Am Folgetag geht es zum Fryes Beach mit einem Abstecher zur Inselhauptstadt Saint John’s. Zurückgekehrt, wartet mit einem Schiffswrack das erste große Schnorchelerlebnis. Papageien- und Napoleonfische, Kaiser- und Königsfische, Gelbschwanz-Schnapper und Engelfische sowie ein Stachelrochen umrunden neugierig die Schnorchler, und Schwärme winziger Fischlein hüllen die Gruppe bald von allen Seiten ein. Beim abendlichen Sundowner werden die Erlebnisse geteilt und die untergehende Sonne wirft einen feuerroten Schleier über den Himmel.

Auf dem Rückweg nach Falmouth Harbour weht eine stärkere Brise und alle Segel werden gesetzt. Auch wenn der niedrige Geräuschpegel des Motors in den vergangenen Tagen nicht wirklich störte, vermitteln die Ruhe und Eleganz des Segelns ein ganz eigenes Wohlgefühl. Das majestätische Dahingleiten ist zweifellos der fahrtechnische Höhepunkt der Tour und es macht Spaß, sich mit einigen Griffen an Bord nützlich zu machen. Zur Belohnung wirft Skipper Steve vor der Rum-Akademie den Anker. Jetzt ist Kreativität bei der eigenen Komposition eines "Spiced Rum" gefordert. Jeder experimentiert mit Aromen von Vanille, Anis, Banane, Mandel, Mango, Kokos, Ingwer oder Limette, bevor es zurück zum Katamaran geht. Allzu gern würden die Segelnovizen ihre Erlebnisreise fortsetzen, doch zum Leidwesen aller sind die Tage an Bord bereits um und die Tour endet dort, wo sie begonnen hat: am Nelson’s Dockyard.