Campingurlaub mit Kindern

Kurze Anreise und lange Erholung

Gerade, wenn man mit Kindern unterwegs ist, hilft es, schon im Vorfeld einiges zu beachten

30.05.2023 UPDATE: 30.05.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Foto: Friedrich

Von Geraldine Friedrich

1. Bereits bei der Planung definieren, was jede und jeder genau unter Camping versteht. Zelten mit Schlafsack und Isomatte, Ferien im Mobilhome auf einem Camping-Platz am Meer, Glamping im Holzfass oder romantisch im Kuppelzelt unterm Sternenhimmel. Die Bandbreite von einfachem Zeltplatz im Wald bis Glamping ist inzwischen riesig und auch preislich gibt es alles. Neben Präferenzen der Ausstattung (mit Bad oder ohne) muss man natürlich Wünsche zur Lage und Infrastruktur vorab klären. Berge oder Meer? Mit Spaßbad und Kletterpark oder naturnah?

2.Wer Schlafen auf Isomatte schon als Jugendlicher doof fand, wird auch als Elternteil vermutlich nicht zum begeisterten Zelturlauber mutieren. Wer seinen Kindern zuliebe doch zelten möchte, dem hilft es vorab seine Camping-Toleranz zu testen: einfach mit den Kindern im Schlafsack auf Isomatte auf der eigenen Terrasse ein bis zwei Nächte campieren oder im eigenen Garten das Zelt aufbauen. Die Isomatte ist auch im eigenen Garten hart, Krabbeltiere, und komische Geräusche sind auch dort gratis und: der Weg zum Klo dauert auch schon mal länger als gewohnt.

3.Die bequemste Variante des klassischen Campings ist natürlich das Wohnmobil. Wer das nicht hat – und das soll es trotz Corona-Boom noch geben – kann natürlich auch das Zelt in den Kofferraum des normalen Autos packen und einfach losfahren. Im Gegensatz zum Wohnmobil können Sie allerdings nicht spontan & überall einfach eine Nacht irgendwo ihr Zelt aufbauen. Ausnahme sind Länder wie Norwegen und Schweden, wo das Jedermannsrecht gilt. In Deutschland müssen also einen Campingplatz ansteuern und natürlich bezahlen.

4.Wer große Campingplätze nicht mag, kann über Plattformen wie My Cabin (www.mycabin.eu/about) und Hinterland Camp (www.hinterland.camp) Zelt- und Stellplätze sowie Hütten von Privatpersonen buchen. Vorteil: Auf solchen Plätzen ist man oft für sich, der Kontakt zum Gastgeber ist persönlich. Nachteil: Es gibt keine Infrastruktur wie etwa Spaßbäder oder Minigolf. Aber das braucht man ja vielleicht nicht immer. Für kleines Geld kann man in Deutschlands Mittelgebirgen in sogenannten Trekking-Camps übernachten (Schwarzwald www.trekking-schwarzwald.de und (Odenwald www.trekking-odenwald.de). Diese Camps haben den Hauch von Wildcampen inmitten der Natur, sind aber legal und müssen vorab reserviert werden. Wichtig: Die Abgeschiedenheit der Camps resultiert aus den wenigen Zeltplätzen pro Camp, oftmals nur bis zu drei, sowie dem Umstand, dass man diese meist nur zu Fuß erreicht. Heißt also: Man muss alles tragen: Zelt, Klamotten, Wasser, Essen, Campingkocher.

5.Wer mit Kindern reist, hat andere Bedürfnisse als Studenten oder junge Berufstätige. Es gibt sie natürlich, die eingefleischten Outdoor-Familien, die an einem Tag mit Baby in der Trage 1000 Höhenmeter auf 25 Kilometern zurücklegen. Aber: viele berufstätige Eltern mit Kleinkindern sind schlicht und ergreifend ruhe- und erholungsbedürftig. Seien Sie also vor allem ehrlich zu sich selbst und planen Sie nicht etwas, was Sie eigentlich gar nicht wollen.

6.Was bei Ferien mit Kindern hilft: Eine nicht allzu lange Anreise, möglichst stressfrei, d.h. bei der Bahn-Fahrt möglichst wenig Umstiege, mit dem Auto fährt man idealerweise nicht am ersten Ferienwochenende Richtung Gotthard-Tunnel. Und: Auf die Länge der Wege auf dem Camping-Platz achten. Kurze Strecken zum Spielplatz, zur Toilette und zum Supermarkt sind gerade mit Kleinkindern mindestens so hilfreich wie eine aus Sicherheitsgründen ausreichende Entfernung zum Schwimmbecken, zum See oder zum Meer. Reisen Sie mit einem Einzelkind, das gerne Spielkameraden trifft, ist die Chance darauf andere Kinder zu treffen auf einem Familien-Campingplatz höher als auf dem einsamen Zeltplatz im Wald.

7.Auch für Paare, die das Besondere suchen, gibt es natürlich Glamping-Angebote. Geradezu luxuriös ist die Sternen-Suite im schweizerischen Graubünden, bei der Paare in einem verglasten Kuppeltzelt übernachten (www.madrisa.ch/sternen-suite). Und bei Buchungsportalen wie Glampings finden Sie die Rubrik Romantisches Glamping (www.glampings.de/romantisches-glamping).

8.Camping als Workation: Mittlerweile sind Campingplätze und Glamping-Unterkünfte bestens mit W-Lan ausgerüstet und eignen sich daher auch für Arbeitsurlaube. Das ist gut, wenn man aus dem gewohnten Umfeld ausbrechen möchte, um kreativ und/oder zurückgezogen zu arbeiten. Mit dem Chef oder der Chefin zelten? Vielleicht nicht gerade im Zwei-Mann-Zelt, aber auch Unternehmen nutzen originelle Unterkünfte für Klausurtagungen. Häufig geht’s mehr darum den Team-Geist zu stärken als um das Alltagsgeschäft. Da hilft es übrigens auch enorm, wenn man erst gar kein Wlan-Zugang hat – wie etwa bei Nutchel im Elsass (siehe unten). Man lebt im Hier und Jetzt, ohne Gedaddel und ohne "dringende" Nachrichten, die auch gerne mal ein paar Tage warten können.