Bad Ailbing

Fahrradtour "Stramme Waden"

Bad Aibling ist Bayerns ältestes Moorheilbadund ein idealer Startort für Radabenteuer aller Art.

04.07.2025 UPDATE: 06.07.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Zuerst geht es aus Bad Aibling hinaus und meist an der Mangfall entlang. Foto: Löhle

Von Jürgen Löhle

Oberbayern, klar, da klingelt es: Weißblauer Himmel, Berge, urige Biergärten, Bauernhäuser, deren Balkone schier unter der Last der Blumenkästen zusammenbrechen. Dazu wuchtige Kirchtürme, glitzernde Seen und natürlich Burschen, die Lederhosen tragen und den Händedruck einer Industriepresse haben. Von alldem ist hier nichts zu sehen, mitten in Bad Aibling, mitten in Oberbayern.

Streifzug durch den urban anmutenden Kurpark mit alten Bäumen und sattgrünen Rasenflächen: Mitten drin steht die moderne Therme, eines der Prunkstücke des ehemaligen Gerichts- und Verwaltungssitzes für die Region. Bad Aibling ist Bayerns ältestes Moorheilbad, hier suchen seit 1845 orthopädisch oder rheumatisch Angeschlagene Linderung. Seit 2007 gibt es auch eine moderne Therme mit Mineralwasser, das man 2002 in 2300 Metern Tiefe unter dem Kurort gefunden hat. "Mit dem eher städtischen Ambiente und den alten steinernen Bürgerhäusern rechnet man hier mitten in Oberbayern natürlich erst einmal nicht", sagt Thomas Janz, der Kurdirektor, der mit seinem unüberhörbar schwäbischen Akzent auch nicht so recht ins Mangfalltal passen will.

Hintergrund

Infos: 
Anreise: Mit dem Auto auf der A5 bis Karlsruhe, dann auf der A8 über Stuttgart und München Richtung Salzburg bis zur Ausfahrt 100a Bad Aibling. Mit der Bahn über Mannheim nach München. Von München Hauptbahnhof mit der Bayerischen

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Infos: 
Anreise: Mit dem Auto auf der A5 bis Karlsruhe, dann auf der A8 über Stuttgart und München Richtung Salzburg bis zur Ausfahrt 100a Bad Aibling. Mit der Bahn über Mannheim nach München. Von München Hauptbahnhof mit der Bayerischen Regiobahn nach Bad Aibling. Ab 78 Euro mit einmal umsteigen.

Unterkunft: Das B&O Parkhotel ist gut erreichbar, liegt direkt an einem Radwegund verfügt über einen Pool, Schwimmteich und einen Wellness-Bereich. Preis pro Nacht im Doppelzimmer mit Frühstück ab 179 Euro:
www.bo-parkhotel.de 

Direkt am Kurpark liegt das familiengeführte Hotel Johannisbad. Von dort kann man zu Fuß in die Therme und ist auch nah an den Restaurants in der Innenstadt, wobei Hotelchef Maximilian Lindner auch einen sehr guten Ruf als Koch hat. Doppelzimmer mit Frühstück ab 109 Euro: www.hoteljohannisbad.de 

Weitere Infos:
www.bad-aibling.de 
www.therme-bad-aibling.de
www.bad-aibling.de/radfahren 

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Rechnen kann man dagegen als Besucher damit, dass sich der Ort die Gesundheit und das Wohlergehen seiner Besucher auf die Fahnen schreibt. Und das ganz offiziell, sozusagen als Motto. Fit und gesund durch Wasser und Ruhe ist das eine, zum Wohlfühlen gehört aber auch die Bewegung. Das geht hier gut, vor allem im Sattel, also auf dem Rad. Das Charmante dabei – von Bad Aibling aus hat man sozusagen alle Möglichkeiten, die sich so auf dem Velo anbieten. Flach und entspannt geht es auf dem Tourenrad an der Mangfall entlang und an kleinen Badeseen vorbei, die Berge im Blick, aber nicht in den Beinen. Oder mit dem Rennrad oder Gravelbike Richtung Süden in die nahen Berge: Da gibt es dann Touren mit Namen wie "Stramme Wadeln" und die braucht es dann auch. Oder alternativ einen E-Antrieb, der den Anstiegen die Schärfe nimmt.

Für sportive Fahrer empfiehlt sich übrigens das Gravelbike, da kann man dann auch mal weg von der Straße auf schöne Nebenstrecken, die aber nicht immer komplett asphaltiert sind. Doch es lohnt sich – wenn man sich auskennt. Winfried Holzapfel kennt sich aus und bietet geführte Radtouren an. Zuerst geht es aus Bad Aibling hinaus und meist an der Mangfall entlang. Beim lockeren Einrollen bleibt Zeit zum Ratschen, wie es hier heißt, da die Wege breit und der Radelverkehr außer an Wochenenden überschaubar ist.

Dann aber führt Winfried einen weg vom Wasser und rein ins Alpenvorland. Also eher auf und ab. Und das auf Wegen, die teilweise nicht einmal gute Rad-Apps kennen. Ratschen hat jetzt Pause, es heißt: treten, atmen, treten. Nach einer schier endlosen Steigung weicht der Wald grünen Wiesen auf den immer wieder – wie ein paar bunte Tupfen – Bauernhäuser liegen und Kühe weiden. Und dann fällt der Blick nach unten, wo das Idyll von einem Stück Autobahn auseinandergeschnitten wird. Dieses Stück Straße kennen viele – wie sind ein paar Höhenmeter über dem berühmten Irschenberg auf der A8 von München nach Salzburg. Und trotzdem mittendrin im weißblauen Idyll.

Von hier rollt man zurück an den Rand von Bad Aibling, wo man dann in der Schlossbrauerei Maxlrain die Beine unter den Tisch streckt und urigste Biergartenkultur erlebt. Wer sich hier ein Bier ohne Mengenangabe bestellt, bekommt eine Maß. Aber die ist ja verdient, besonders wenn man eine Tour wagt, die sich so nicht in den gängigen Tourkarten findet.

Von Bad Aibling aus geht es über Miesbach und am Schliersee vorbei, über den Sudelfeldpass nach Brannenburg und von dort über Großholzhausen und Kolbermoor auf der ausgeschilderten Route "Rad 8" zurück zum Start. Das macht gute 85 Kilometer mit knapp 1000 Höhenmetern. Da darf es dann vor der Maß auch gerne noch ein alkoholfreies Weißbier zur Regeneration sein. Diese Tour sollte man aber nur mit einer soliden Kondition angehen. Und nur unter der Woche wegen der vielen Motorräder am Sudelfeld. Die Straße ist zwar in Richtung Bayrischzell für Biker von elf Uhr an gesperrt, aber in die andere Richtung herrscht freie Fahrt. Das heißt, es kommt einem zwar keiner entgegen, aber von hinten genug, zumindest am Wochenende. Wer die Tour gepackt hat, verträgt dann auch einen Schweinsbraten im Maxlrain. Oder er fährt in die Stadt zum Italiener oder Griechen. Wie gesagt, Bad Aibling ist das etwas andere Oberbayern.