Adventszeit

Schwimmende Friedenskerze im Wolfgangsee

Mit der WolfgangseeSchifffahrt haben die Besucher die Möglichkeit, zwischen den idyllischen Orten St. Gilgen, Strobl und St. Wolfgang zu pendeln

10.12.2023 UPDATE: 10.12.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 2 Sekunden
Die 16 Meter hohe, schwimmende Laterne vor St. Wolfgang ist das Symbol des Wolfgangseer Advents. Foto: Mija Geh

Von Noemi Girga

Eine rasante Fahrt durchs Schneegestöber mit klingelnden Glöckchen und Rentieren, die einen großen Schlitten ziehen: So stellen sich viele die romantische Fortbewegung in der Weihnachtszeit vor. Schiffe spielen in der adventlichen Fantasie meist eine eher untergeordnete Rolle. Vermutlich aber nur für diejenigen, die noch nie den Wolfgangseer Advent besucht haben. Gemütlich schippern wir vom Bootsanleger in St.Gilgen über den See nach St. Wolfgang. Vom Wasser aus blicken wir auf die schneebedeckten Berge des Salzkammerguts, die der Überfahrt einen romantischen Touch verleihen und die Umgebung in einen Weihnachtszauber aus Kindertagen hüllen.

"Der Adventsmarkt in St. Wolfgang ist einer der schönsten in ganz Österreich", hat uns zuvor Stephanie Ouvrard erzählt. Gemeinsam mit ihrer Schwester Daniela Kari leitet sie in dritter Generation das "Ebner’s Waldhof am See", ein Wellness- und Spa-Hotel direkt am Fuschlsee, wo wir uns einquartiert haben. Das Hotel bietet einen Shuttle-Service zu dem kleinen Anleger im rund fünfzehn Minuten entfernten St. Gilgen an. Und wenn man auf dem dortigen "barocken Advent" genug gestöbert hat, heißt es ab aufs Boot. "Wir wollen nicht, dass unsere Gäste, wenn sie den einen oder anderen Glühwein getrunken haben, noch fahren", erklärt Ouvrard das Transportangebot. Und "Glühli" gibt es auf allen drei Märkten des Wolfgangseer Advents reichlich.

Hintergrund
Info:
Anreise: Mit dem Auto sind es von Heidelberg rund 520 Kilometer bis zum Wolfgangsee. Über die Autobahn in Richtung München, dann Salzburg. Die Strecke ist gebührenpflichtig. Also rechtzeitig an die Vignette
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Info:
Anreise: Mit dem Auto sind es von Heidelberg rund 520 Kilometer bis zum Wolfgangsee. Über die Autobahn in Richtung München, dann Salzburg. Die Strecke ist gebührenpflichtig. Also rechtzeitig an die Vignette denken. 

Unterkunft: Das Wellness- und Spa-Hotel Ebner’s Waldhof am See liegt direkt am Fuschelsee im Ort Fuschel am See. Es gibt verschiedene Angebote und Pauschalen, u. a. auch direkt zum Wolfgangseer Advent; www.ebners-waldhof.at

Schifffahrt: Bis 23. Dezember verkehren die Adventschifffahrten der Wolfgangse-Schifffahrt zwischen den Adventsorten St. Gilgen, St. Wolfgang und Strobl. Die Fahrpläne sind zu beachten; www.kurzelinks.de/1i11

Adventsmärkte: Der Wolfgangseer Advent dauert noch bis zum 23. Dezember an. Die Öffnungszeiten sind zu beachten. 

Weitere Infos: www.austria.info/de, www.wolfgangseer-advent.at

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Vor genau 20 Jahren schlossen sich die Gemeinden St. Wolfgang (wo alles begann), Strobl und St. Gilgen zum wohl erfolgreichsten Adventprojekt Österreichs zusammen. Als sich dann zwei Jahre später auch noch die Wolfgangseeschifffahrt anschloss, wurde der Adventszauber perfekt. Dabei hat jede Gemeinde ihren eigenen Schwerpunkt gesetzt. Während der Weihnachtsmarkt in St. Wolfgang eher traditionell ist, steht St. Gilgen unter dem Motto Barock. "Das ist eine Auflage. Wer sie nicht erfüllt, darf seinen Stand hier nicht aufbauen", meint Stephanie Ouvrard. Ins Krippendorf Strobl, das kleinste Mitglied der adventlichen Trias, kommen wir an diesem Tag nicht. Wir erfahren aber, dass es dort seit diesem Jahr etwas Neues gibt: Eine mehr als vier Meter breite und etwa zweieinhalb Meter hohe Kastenkrippe an der Seepromenade.

Eines haben alle Märkte gemeinsam: Kitsch und Tand sucht man hier vergebens. Ihr Fokus liegt auf Tradition und Handwerk, Ursprünglichkeit und Brauchtum. Es ist angenehm, dass einem nicht die Mainstream-Weihnachtslieder zum hundertsten Mal um die Ohren schallen. Wir sind in der "Last Christmas"-freien Zone. Keine grellbunten, blinkenden Lichter verbreiten eine eher unbesinnliche Hektik. Authentizität und der Geruch nach gebrannten Mandeln und Waffeln liegen in der Luft. "Ein Advent wie damals", diesen Slogan, mit dem die Gemeinden werben, trägt der Wolfgangseer Advent zurecht.

Und noch etwas fehlt: der Weihnachtsmann. Vermisst haben wir ihn nicht und realisieren seine Abwesenheit auch erst, als die Hotelleiterin uns darauf hinweist. "Der hat in dieser Region keine Tradition. Bei uns kommt das Christkind." Pech für Santa, Glück für uns. Denn wir dürfen miterleben, wie hier die eigentliche Bedeutung von Weihnachten noch gewahrt wird.

Wer hier im Gegensatz zu dem rot-weiß-gewandeten Mann jedoch Tradition hat, sind die "Engerl". Vier Meter hoch flankieren sie den Eingang zum Markt, der mit riesigen Kerzen und Tannenbäumen bestückt ist. Ganz traditionell eben. Wir laufen vorbei an handgemachtem Christbaumschmuck, Holzspielzeug und einer Glückshufeisenschmiede. Immer weiter durch den historischen Ortskern mit all seinen süßen und herzhaften Verlockungen, achten nicht auf den Weg, lassen uns treiben und stehen plötzlich wieder am See – mit Blick auf eine 16 Meter hohe, schwimmende Laterne: Das ORF-Friedenslicht. "Das Wahrzeichen des Wolfgangseer Advents und zugleich ein Symbol für den Wert des Innehaltens und Besinnens in jener besonderen Zeit", heißt es.

Der Schnee, der die Kulisse in eine Puderzuckerwelt verwandelt hat, ist inzwischen einem kontinuierlichen Nieselregen gewichen. Es ist nass, uns ins kalt, wir wollen zurück ins Hotel und in die Sauna. Also verlassen wir nicht nur St. Wolfgang – auf einem zum Glück gut geheizten Schiff –, sondern auch gleich das Bundesland. Denn durch den Wolfgangsee verläuft die sogenannte Seidenfadengrenze. Wir steigen in Oberösterreich ein und erblicken nach rund 20 Minuten Fahrt die elf Meter hohe Kerze direkt am Seeufer von St. Gilgen, die uns aus dem Bundesland Salzburg entgegenleuchtet. Am Anleger wartet schon Stephanie Ouvrard mit dem Shuttle. Auch wenn wir es eher auf heiße Schokolade als auf Glühwein abgesehen hatten, möchten wir diesen Service (und den vorgeheizten Minibus) nicht missen. Jetzt heißt es erst einmal die Vorzüge des Spabereichs auskosten.

Am nächsten Morgen ist am Fuschelsee alles weiß. Es schneit weiter und wir stapfen abends mit Schneestöcken ausgerüstet rund eine Viertelstunde zur Waldhof-Alm hinauf. Empfangen werden wir von der Almwirtin mit (diesmal unumgänglich) Glühwein, Eisstockschießen und Nageln, bevor wir uns auf eine "Schmankerlreise" durch die österreichische Küche begeben. Und wieder begegnen wir dem Thema Authentizität. Ganz ohne blinkende Lichter, Kitsch und Tand, einfach nur alte Traditionen wahrend, die so schön sein können. Runterzugs hätte jedoch wohl keiner etwas gegen eine rasante Schlittenfahrt gehabt ...

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