Ängste nehmen und Aufstehen üben – Kinder auf die Schule vorbereiten

Ein bisschen Angst oder pure Freude? Kinder blicken ihrer Schulzeit ganz unterschiedlich entgegen. Eltern können und sollten einiges tun, um sie zu unterstützen. Das reicht von den Pflichten bis zu Freundschaften.

25.06.2015 UPDATE: 25.06.2015 09:18 Uhr 2 Minuten, 49 Sekunden
Ängste nehmen und Aufstehen üben – Kinder auf die Schule vorbereiten

Mit Zuckertüte und Schulranzen beginnt für Kinder nach der Einschulung ein neuer Lebensabschnitt. Foto: dpa

Von Tom Nebe

Erkelenz (dpa/tmn) – Die Augen leuchten, der Ranzen sitzt auf dem Rücken: Für Kinder ist die Einschulung ein großes Erlebnis, ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Experten erklären, wie Eltern ihren Nachwuchs - und sich selbst - am besten darauf vorbereiten.

- Entspannt bleiben: Kinder blicken zu ihren Eltern auf, nehmen sie als Vorbild wahr. Gerade sie sollten also entspannt auf das neue Kapitel Schule blicken, empfiehlt Waltraut Barnowski-Geiser. Sie ist Lehrerin, Musiktherapeutin und Autorin des Buches "Keine Angst vor der Schule – Was Eltern tun können". Der Umgang der Eltern mit Stress, Leistung und der eigenen Schulvergangenheit habe großen Einfluss auf die Kinder. Sind Vater und Mutter unsicher angesichts des nahenden Schulbeginns, färbt das auf den Nachwuchs ab.

- Pflichten auch daheim: Auf den Lehrer hören, Hausaufgaben machen, pünktlich aus der Pause zurück sein: Mit Schulbeginn warten Pflichten auf das Kind. Besser klappt das, wenn Kinder das von daheim gewohnt sind. "Sechsjährige sollten schon ein kleines Maß an Selbstorganisation mitbringen", findet Maresi Lassek. Sie ist Direktorin einer Bremer Grundschule und Bundesvorsitzende des Grundschulverbands. Selbst das Zimmer aufräumen, morgens alleine anziehen und die Zähne putzen - kennt das Kind solche Routinen, fällt es ihm auch in der Grundschule leichter, Pflichten zu erfüllen.

- Leistungsdruck abfedern: Mit Schulbeginn tritt das Kind offiziell in die Leistungsgesellschaft ein. Eltern macht das oft nervös: Ist mein Kind gut genug, kommt es mit dem Stoff mit? Auf keinen Fall sollten Eltern Sohn oder Tochter diese Sorgen vorher spüren lassen, rät Barnowski-Geiser. Besser seien Zuspruch und Vertrauen.

- Nicht zwanghaft Rechnen und Lesen üben: Zählen und Lesen lernen Kinder in der Schule. Wenn sie es schon ein bisschen können, ist das toll. Eltern sollten das aber vorher nicht zwanghaft mit dem Nachwuchs üben, sagt Stefan Drewes, Vorsitzender der Sektion Schulpsychologie beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). "Eltern fördern Kinder besser spielerisch bei Fertigkeiten, die sie schon beherrschen. Sei es beim Malen oder ersten Schreibversuchen."

- Schule und Schulweg zeigen: Um Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt zu wecken, können Eltern mit dem Kind vorab die neue Schule besuchen. "Eventuell kann dabei bereits ein Blick ins Klassenzimmer geworfen werden", sagt Lassek.

Bereits vor Schulstart sollten Kinder den Schulweg kennenlernen. Dabei gilt grundsätzlich: Den sichersten, und nicht den kürzesten Weg wählen. Eltern müssen dem Kind Gefahrenstellen zeigen und erklären, sagt Lassek. Zunächst kann das Kind kleine Etappen des Weges alleine gehen, ehe es irgendwann selbstständig in die Schule marschiert. "An den ersten Tagen ist es aber für Kinder eine tolle Unterstützung, wenn Vati oder Mutti sie zur Schule bringen", sagt die Grundschulrektorin. Auch den Eltern gebe das ein sicheres und gutes Gefühl.

- An neuen Tagesablauf gewöhnen: Jeden Morgen klingelt der Wecker zur gleichen Zeit – fünf Tage die Woche. Am besten üben das Kinder schon in den Wochen zuvor, rät Lassek. "Früh zu festen Uhrzeiten aufstehen und gemeinsam in Ruhe frühstücken, abends feste Schlafzeiten etablieren." Ansonsten könnte das Kind in den ersten Wochen müde im Unterricht sitzen. "Der Schulstart wird so unnötig belastet", sagt Lassek.

Auch die Erwachsenen müssen ihren Tagesablauf anpassen, was nicht immer einfach ist – etwa, wenn alle berufstätig sind. Wer ist etwa morgens daheim, wenn das Kind sich für die Schule fertig macht? "Ein Erstklässler kann früh nicht komplett auf sich allein gestellt sein", betont Psychologe Drewes. Der Ranzen soll ordentlich gepackt, die Stullen müssen für die Pausen eingepackt sein. Wenn das Kind nach einem ereignisreichen Tag aus der Schule zurückkommt, sollte ebenfalls jemand daheim sein, rät Drewes.

- Arbeitsplatz einrichten: Für die Hausaufgaben sollten Eltern ihrem Kind einen kleinen Arbeitsplatz einrichten. "Auf den sind Kinder dann oft richtig stolz", sagt Drewes. Dort sollten die Schüler in Ruhe arbeiten können. "Eltern nehmen sich dabei lieber so weit wie möglich zurück und unterstützen die Kinder schrittweise beim selbstständigen Arbeiten."

- Bestehende und neue Freundschaften fördern: Mit der Einschulung ändert sich das gewohnte Lebensumfeld des Kindes radikal. Bestehende Freundschaften – etwa aus dem Kindergarten – sollten dann weiter gepflegt werden. Und zwar auch, wenn der Kita-Kumpel auf eine andere Schule geht. "Gerade wenn das Ankommen in der neuen Klasse nicht so leichtfällt, sind solche Kontakte Balsam", sagt Barnowski-Geiser. Aber Eltern sollten ihr Kind auch bei neuen Freundschaften unterstützen - beispielsweise, indem sie den Nachwuchs zum Kindergeburtstag des neuen Kumpels fahren. "Mit einem guten Freund an der Seite stehen Kinder vieles in der Schule besser durch", sagt die Expertin.