Eng an den neuen Golf angelehnt: Der Caddy von Volkswagen. Werksfoto
Von Heiko P. Wacker
Düsseldorf. Schon in seinen ersten Anfängen hatte der Caddy eine Menge mit dem erfolgreichsten aller Volkswagen gemein: Im Prinzip teilte sich dieses Kind der 1970er-Jahre den gesamten Vorderbau mit dem Einser-Golf. Und auch die neueste Generation schmiegt sich eng an den Golf an, an den aktuellsten natürlich. Das macht Generation fünf zum digitalen Caddy, und das spiegelt sich auch in der Optik wider.
Enthüllt wurde die Neuauflage in Düsseldorf, eine alte Fabrik bot den passenden Rahmen. Immerhin hat der Caddy in den letzten vier Jahrzehnten nicht nur Familien beglückt, sondern auch Handwerker oder die Jungs vom Bau. Das wird auch künftig so sein, der charmante Allrounder hat kein einziges Talent verloren, er hat im Gegenteil etliche hinzugewonnen.
Doch der Reihe nach, schauen wir erst einmal ins Gebälk des kleinsten Buben aus Hannover, der längst die stolze Marke von drei Millionen geknackt hat. Dabei war vor allem die jüngste Zeit eine sehr erfolgreiche, die dritte Generation alleine kam in elf Jahren auf 1,6 Millionen, die 2015 im polnischen Poznan vorgestellte "Nummer 4" brachte es in der vergleichsweise kurzen Spanne auf eine dreiviertel Million. So darf es gerne weitergehen, und dafür soll auch der MQB sorgen.
Das Kürzel steht für den "Modularen Querbaukasten", der eine ganze Latte an Assistenzsystematik erlaubt, von 19 Systemen ziehen sechs erstmals im Caddy ein, der aus dem Crafter bekannte "Trailer-Assist" sei hier nur beispielhaft genannt. Es ändert sich aber auch die bauliche Struktur, denn Radstand und Länge wuchsen um 7,3 und 9,3 Zentimeter, die Höhe sank um derer zweieinhalb, ohne dass sich die Innenhöhe verringerte. Weil nun der Caddy aber auch in der Breite zulegte, wuchs der Platz zwischen den Radkästen auf 123 Zentimeter. Jetzt passt die omnipräsente Europalette auch quer in den Laderaum, der 3,3 Kubikmeter schluckt. Im Falle des etwas verzögert anrollenden Caddy Maxi mit seinem um 215 Millimeter längeren Radstand sind es noch einmal 700 Liter mehr. Hier passen zwei Europaletten rein.
Und damit die das Gebälk nicht durchbiegen, setzt VW hinten auf die bekannte, freilich komplett neu entwickelte, an Längslenkern geführte Starrachse mit Panhardstab. Selbiger stammt konstruktiv aus dem 19. Jahrhundert, ist aber nach wie vor eine geniale Konstruktion, die die Querführung der Achse übernimmt, deren Blatt- von Schraubenfedern in Rente geschickt wurden. Das vergrößert den Platz zwischen den Radhäusern, Stichwort Europalette, erlaubt aber auch die Integration verschiedener Antriebskonzepte. Front- und Allradantrieb sind bekannt, doch spricht VW auch von "alternativen Antriebssystemen". Der absolut empfehlenswerte Erdgasantrieb ist hierbei schon gesetzt, ein Plug-in-Hybrid ist in Arbeit.
Vorerst werden ein 2-Liter-TDI mit 75, 102 und 122 PS, ein 1,5-Liter-Turbo-Benziner mit 116 PS und ein auf 130 PS erstarkter Erdgasmotor mit ebenfalls 1,5 Litern für Schub sorgen, die bereits die Abgasstandards des Jahres 2021 erfüllen, und zudem sparsamer sein sollen. Die TDI werden zudem mit "Twindosing" an den Start gehen, der zweistufigen AdBlue-Einspritzung. Erkennen wird man den neuen Caddy ganz unabhängig von der Motorisierung – und zwar alleine an der deutlich rundlicheren Front, die an den ID.3 erinnert, das Design wirkt für ein Nutzfahrzeug stylisch und mutig, vor allem wegen des gelochten Stoßfängers oder der weit nach oben reichenden Heckleuchten.
In der Seitenansicht wiederum wirkt der als Kastenwagen, Kombi oder maximal siebensitziger Familien-Van konzipierte Caddy eher wie eine Skulptur, wobei die Unterkante der Seitenscheiben einen Knick beschreibt, und die Schienen der Schiebetüren sichtbar auftragen, bei den Vorgängern wurde dieses Technikdetail noch "unter Putz" verbaut.
Apropos Technik: Der Caddy passt sich der Zeit an, die Kombination aus "Digital Cockpit" und 10-Zoll-Navi sorgt für eine digitale Landschaft der Anzeigen- und Bedienelemente. Die Nähe zum jüngsten Golf ist deutlich spürbar, eine Gesten- oder Sprachsteuerung ist deshalb ebenso möglich wie mobile Online-Dienste.
Los geht es im vierten Quartal 2020 zunächst mit den beiden größeren Selbstzündern, danach wird die Palette nach und nach erweitert. Bestellbar wird dann auch ein fast schon verspieltes Detail sein, das grandiose, 1,4 Quadratmeter große Panoramaglasdach nämlich. Der Caddy wird eben nicht nur digital, sondern auch luftig.