Mannheim verliert ein Stück seiner Kultur
Mannheim. Der gedruckte Duden wird in Zukunft in Berlin hergestellt. Eine kleine digitale Einheit bleibt in der Quadratestadt

Mannheim. Die Quadratestadt verliert ein gutes Stück ihrer Kultur: Nach dem Brockhaus verlässt auch der gedruckte Duden den Traditionsstandort Mannheim. Wie der Cornelsen-Verlag am Mittwoch mitteilte, sollen alle Buchaktivitäten in Berlin zusammengeführt werden. Außer dem Rechtschreib-Duden werden in Mannheim noch viele andere Nachschlagewerke unter dem Namen Duden sowie Atlanten wie Meyers Weltatlas produziert.
Der Name Duden wird jedoch nicht ganz aus Mannheim verschwinden. Die Abteilung Sprachtechnologie soll in Mannheim bleiben. 30 Mitarbeiter entwickeln und vertreiben Korrekturlösungen wie den Duden-Korrektor für den PC und Intranets. Diese Einheit gehört zum neuen Unternehmensbereich "Digital". Ab dem kommenden Jahr will die Franz Cornelsen Bildungsgruppe ein Beteiligungsportfolio mit Bildungsunternehmen im Internet aufbauen. In den Ausbau sollen etwa 50 Millionen Euro investiert werden, die aus dem Verkauf von Unternehmensteilen stammen soll. "Wir müssen uns stärker auf die digitale Welt ausrichten", sagte Geschäftsführer Alexander Bob der Financial Times Deutschland. Er erwartet, dass sich künftig auch an den Schulen digitale Angebote durchsetzen werden. Cornelsen wolle dabei eine gestaltende Rolle einnehmen. Auch im Hochschulbereich soll die Digitalisierung verstärkt werden. Neben dem Ausbau von Fernstudiengängen ist ein Online-Campus geplant, über den Studenten ihr Studium organisieren können.
Auch hier ist Mannheim betroffen. Das beim Bibliographischen Institut in Mannheim angesiedelte Geschäftsfeld "Kinder und Jugendbuch" mit 40 Mitarbeitern soll verkauft werden. Wie ein Unternehmenssprecher gegenüber der RNZ sagte, will sich der Verlag auf Geschäfte konzentrieren, in denen man Marktführer oder unter den ersten drei platziert sei. Das sei im Kinderbuchbereich nicht der Fall, hier rangiere Cornelsen etwa auf Rang 15. Ob die Arbeitsplätze in Mannheim bleiben, sei offen, bis ein Verkäufer gefunden sei. Der Verkaufsprozess sei erst eingeleitet worden.Insgesamt sind in Mannheim 190 Mitarbeiter beschäftigt, davon 30 in der Sprachtechnologie und 40 beim Kinderbuch. Die restlichen 120 Arbeitsplätze beim Duden, sowie in Verwaltung und Vertrieb stehen zur Disposition. Wie der Unternehmenssprecher sagte, würden nun die Gespräche mit dem Betriebsrat beginnen. Viele der Mitarbeiter würden mit nach Berlin kommen, für alle anderen sollen möglichst sozialverträgliche Lösungen gefunden werden. Was mit dem Verlagsgebäude in der Dudenstraße passieren wird, sei noch nicht entschieden.
Die Cornelsen-Gruppe erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 429 Millionen Euro, beim Bibliographischen Institut in Mannheim waren es 40 Millionen Euro. Für dieses Jahr werden 35 Millionen Euro Umsatz und ein Verlust erwartet. Das Bibliographische Institut, das viele Jahre zu Langenscheidt gehörte, kündigte vor gut vier Jahren an, dass es keine weitere Ausgabe des Brockhaus-Lexikons geben werde. Ein Jahr später wurde der Brockhaus an Bertelsmann verkauft. Im gleichen Jahr verkaufte Langenscheidt und die Familie Brockhaus den Verlag an Cornelsen. Geschäftsführer Alexander Bob war mehrere Jahre Vorstand des Bibliographischen Instituts.