MVV setzt auf erneuerbare Energien: "Die Energiewende ist keine Bedrohung"
Der Mannheimer Energieversorger will die Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien ausbauen - Aktionäre kritisieren den Juwi-Einstieg

Gilt als Verfechter der Energiewende: MVV-Chef Georg Müller auf der Hauptversammlung im Mannheimer Rosengarten. Foto: Rinderspacher
Von Daniel Bernock
Mannheim. Kaum eine Branche durchläuft derzeit einen größeren Wandel als der Energiesektor. Strom wird immer weniger zentral in großen Atom- oder Kohlekraftwerken erzeugt, der Anteil der erneuerbaren Energien, die dezentral über das Land verteilt sind, steigt konstant. Durch das Überangebot sinken die Strompreise an den Börsen, hochmoderne Kraftwerke laufen zum Teil nicht mehr wirtschaftlich. Das Netz selbst ist keine Einbahnstraße mehr, Privatleute konsumieren nicht nur Strom, sie erzeugen ihn teilweise auch selbst und speisen ihn in das Netz ein. Diese Umbrüche bereiten vielen Energiekonzernen Kopfschmerzen - und sorgen teilweise für tiefrote Zahlen. Eon etwa musste jüngst einen Rekordverlust von 3,16 Milliarden Euro vermelden. Auch RWE und EnBW leiden.
Entspannter sieht da die Situation beim Energieversorger MVV aus. Zwar merkt das Mannheimer Unternehmen die gesunkenen Strompreise an der Börse, was im vergangenen Geschäftsjahr zu einem sechs Prozent geringeren Umsatz führte. Unterm Strich ist der Energieversorger aber deutlich schwächer von der Energiewende betroffen als die Konkurrenz. Der Gewinn lag im vergangenen Geschäftsjahr wie im Vorjahr konstant bei 85 Millionen Euro. Die Ausschüttung für die Aktionäre bleibt ebenfalls stabil 90 Cent je Aktie.
"Die Energiewende ist keine Bedrohung, die Energiewende ist eine Chance", sagte gestern der Vorstandsvorsitzende der MVV, Georg Müller vor rund 1200 Aktionären im Mannheimer Rosengarten. Der wahre Zustand der Energiewende sei besser als ihr Ruf. Der Energieversorger produziert nach eigenen Angaben mittlerweile 51 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien und Kraft-Wärme-Kopplung. Im laufenden Geschäftsjahr will das Unternehmen bis zu 500 Millionen Euro in den weiteren Ausbau der Erneuerbaren investieren. Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) lobte die konstante Ausschüttung der vergangenen Jahre, seit 2008 liegt die Dividende bei 90 Cent. Auch für das breite Portfolio der MVV, von konventionellen Energien wie das Steinkohlekraftwerk GKM in Mannheim über Müllverbrennungsanlagen bis hin zu erneuerbaren Energien, gab es Lob. "Wenn ich das Risiko nicht kenne, muss ich breit streuen. Das ist der MVV gelungen", sagte Klose.
Kritik gab es von einigen Aktionärsvertretern an der Übernahme des Winkraft- und Solarprojektierers Juwi. Ende 2014 hatte die MVV für fast 100 Millionen Euro 50,1 Prozent der Anteile des Unternehmens aus Wörrstadt übernommen. Zuvor war das Unternehmen vor allem wegen der gesunkenen Einspeisevergütungen in Schieflage geraten und machte Verluste in Millionenhöhe.
Ein Vertreter der Verbraucherzentrale für Kapitalanleger (VzFK) nannte den Einstieg einen "katastrophalen Fehler", der das Unternehmen noch viel Geld kosten würde. Die Geschäftspraktiken seien "höchst dubios" gewesen, ähnlich wie bei dem insolventen Windenergie-Anbieter Prokon. Derzeit würden Klagen gegen Juwi vorbereitet, so der VzFK-Vertreter.
Zu den Vorwürfen der Juwi-Geschäftspraktiken in der Vergangenheit und den laufenden Ermittlungen äußerte sich die MVV gestern nicht. MVV-Chef Müller verteidigte aber das Investment. Das Unternehmen habe sich von Altlasten getrennt und sei nun "schlanker und wettbewerbsfähiger", so Müller. Alles was nicht zum Kerngeschäft gehörte, sei beendet worden. Der Fokus liege wieder auf der Entwicklung von Photovoltaik- und Windkraftanlagen.