BASF kippt Gewinnprognose für 2015
Der Vorstand sah die Welt vor drei Jahren zu optimistisch - Vorstandschef Kurt Bock sieht "erhebliche Bremsspuren"

Ludwigshafen. Vor drei Jahren, im November 2011, trat das Triumvirat der BASF, gerade ein halbes Jahr im Amt, vor die Öffentlichkeit und stellte seine Strategie vor. Vorstandsvorsitzender Kurt Bock, sein Stellvertreter Martin Brudermüller und Finanzchef Hans-Ulrich Engel legten mit Hilfe einer detaillierten Präsentation dar, warum der Chemiekonzern den Umsatz und den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, im Fachjargon Ebitda genannt, von 2010 bis zum Jahr 2020 mehr oder weniger verdoppeln will.
Dazu wird es möglicherweise nicht kommen, denn gestern wurde das Gewinnziel für die Zwischenetappe kassiert. Die wird bereits im kommenden Jahr erreicht und statt der 14 Milliarden Euro Ebitda, auf die man die ursprüngliche Prognose von 15 Milliarden Euro im vergangenen Jahr bereits reduziert hatte, rechnet die BASF nur noch mit 10 bis 12 Milliarden Euro. Man habe schon zu Beginn des Jahres gesagt, dass man die Ziele nur dann werde erfüllen können, wenn sich die Wirtschaft in den Kernmärkten erhole und sich die Margen bei wichtigen Grundprodukten verbessern würden. Das sei nicht eingetreten, das wirtschaftliche Umfeld habe sich stattdessen weiter eingetrübt. "Wir reden uns nicht in den Abwärtstrend hinein, er ist da", sagte Bock gestern bei einer Telefonkonferenz. "Wir sehen erhebliche Bremsspuren".
Unter anderem soll deshalb der Sparkurs verschärft werden. Ab Ende 2015 sollen die Kosten um 1,3 Milliarden Euro sinken, das sind 300 Millionen Euro mehr als bisher geplant. Die BASF befinde sich "generell im Sparmodus", sagte Bock.
Mit der strategischen Ausrichtung sieht sich der Vorstandsvorsitzende auf Kurs: Es werde in Wachstumsmärkte investiert, Forschung und Entwicklung würden verstärkt - so wird in Schanghai ein neuer Forschungsstandort aufgebaut. Die BASF trennt sich auch von Geschäften, aktuell von den Papier- und Textilchemikalien. Seit 2011 hat die BASF 20 Geschäfte verkauft und gleichzeitig kleinere Käufe getätigt.
Ein Einschnitt wird der Verkauf des Erdgashandelsgeschäfts an den russischen Partner Gazprom sein. Dafür wird die BASF an der Gasförderung in Sibirien beteiligt. Der Tausch sollte schon im vergangenen Jahr über die Bühne gehen, nun ist ein Abschluss noch in diesem Jahr geplant. Derzeit arbeite man noch an "ein paar technischen Fragen". Damit geht ein Umsatz von 12 Milliarden Euro jährlich verloren. Dieses Geschäft war im abgelaufenen dritten Quartal Hauptgrund für ein solides Geschäft mit einem Umsatzanstieg von drei Prozent, zur Verbesserung des Betriebsergebnisses um 150 Millionen Euro trugen neben Öl und Gas auch die Chemikalien bei. Ein deutlicher Rückgang im Pflanzenschutz habe den Ergebnisanstieg gemindert. Der Gewinn nach Steuern ging wegen höherer Steuern und gestiegener Anteile Dritter um fünf Prozent zurück. Für das Gesamtjahr 2014 geht die BASF weiterhin von einer leichten Verbesserung des Gewinns vor Steuern und Zinsen (Ebit) aus.