Wiesloch

Heidelberger Druck schreibt rote Zahlen

Die Auftragslage sei aber besser. Der Vorstand spricht von "grundsätzlich zu hohen Personalkosten".

01.08.2024 UPDATE: 01.08.2024 09:57 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Bei Heidelberger Druck läuft es derzeit nicht rund. Foto: dpa

Von Matthias Kros

Wiesloch. Die Heidelberger Druckmaschinen AG ist mit roten Zahlen in das Geschäftsjahr 2024/2025 gestartet. Im ersten Quartal  (1. April bis 30. Juni 2024) sank das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) gegenüber dem Vorjahresquartal um mehr als 50 Millionen Euro auf minus neun Millionen Euro. Hauptgrund dafür seien schwache Umsätze gewesen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit und sprach von "Nachwirkungen einer Auftragsflaute".

Viele Kunden hätten sich im Vorfeld der wichtigen Branchenmesse Drupa, die im Mai in Düsseldorf stattfand, mit ihren Bestellungen zurückgehalten, da sie zunächst die dort präsentierten Neuigkeiten abwarten wollten. So sanken die Erlöse im ersten Quartal um mehr als ein Viertel auf 403 Millionen Euro deutlich. 

Die Messe selbst bescherte dem weltgrößte Druckmaschinenbauer dann aber einen wahren Umsatzschub. Der Ordereingang in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres übertraf mit 701 Millionen Euro das Vorjahresquartal um fast ein Fünftel. Das Unternehmen hatte hier selbst nur rund 650 Millionen Euro erwartet. Der beste Auftragswert in einem Quartal seit 2016 bilde damit eine starke Grundlage für das gesamte Geschäftsjahr mit einem hohen Auftragsbestand von 923 Millionen Euro (Wert 31. März: 652 Millionen).

Die Regionen Europa (plus 25 Prozent) und Amerika (plus 30 Prozent) hätten besonders hohe Zuwächse verzeichnet. Lediglich in Asien war das Wachstum etwas schwächer (plus drei Prozent), weil das Vorjahr wegen der Branchenmesse Print China besonders stark ausgefallen sei.

An der Jahresprognose rüttelt der neue Vorstandsvorsitzende Jürgen Otto jedenfalls nicht. Wie sein Vorgänger Ludwin Monz erwartet er bei gleichbleibendem Umsatz eine stabile Ergebnisentwicklung. "Die starke Erholung unseres Auftragseingangs lässt uns mit großer Zuversicht auf das Gesamtgeschäftsjahr blicken", sagte Otto bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

"Das erfreuliche Auftragspolster von der Fachmesse Drupa wird in den kommenden Monaten gegenüber dem ersten Quartal zu steigenden Umsätzen führen. Gleichzeitig arbeiten wir an unserer Kostensituation und den grundsätzlich zu hohen Personalkosten."

Der neue Konzernlenker hatte bereits in den vergangenen Wochen mehrfach angekündigt, dass die Beschäftigten den Gürtel enger schnallen müssten. Er brachte am Donnerstag in diesem Zusammenhang noch einmal einen Zukunftsfonds für Heideldruck ins Spiel, aus dem künftige Investitionen, zum Beispiel in der IT, bezahlt werden sollten. Gespeist werde solle der Fonds mit finanziellen Zugeständnissen der Beschäftigten, sagte Otto.

Hier schloss er obere Führungsebenen und den Vorstand ausdrücklich nicht aus. Wie genau die Zugeständnisse ausfallen sollen, dazu befinde man sich in "konstruktiven Gesprächen" mit Betriebsrat und IG Metall. Es gebe bereits Ideen, mit denen man "große Einschnitte" vermeiden könne. Er denke zum Beispiel an das Streichen übertariflicher Leistungen.

Auf der anderen Seite will Otto das Unternehmen auch wieder auf Wachstum trimmen. Chancen sieht er im Verpackungsbereich und in einer weiteren Globalisierung des Geschäfts. Zudem brachte der Vorstandsvorsitzende am Donnerstag auch das Industriegeschäft ins Spiel, also Auftragsfertigungen. Wachsende geopolitische Risiken ließen viele Unternehmen umdenken, glaubt er. Sie wollten Abhängigkeiten in ihrer Lieferkette vermeiden und setzten wieder verstärkt auf eine Fertigung in Deutschland, die Heideldruck mit seinem hohen technologischen Know-how übernehmen könne. 

Die im SDax notierte Aktie des Unternehmens stieg kurz nach der Eröffnung des Börsenhandels bis zu fünfeinhalb Prozent, drehte anschließend aber schnell ins Minus. Das Analysehaus Warburg Research beließ die Einstufung für Heidelberger Druck mit einem Kursziel von zwei Euro auf "Kaufen".

Das erste Geschäftsquartal bestätige den erwartet schleppenden Jahresstart, schrieb Analyst Stefan Augustin am Donnerstag in einer ersten Reaktion. Auch die Baader Bank beließ die Einstufung mit einem Kursziel von zwei Euro auf "Kaufen". Sowohl der starke Auftragseingang als auch sehr geringe Umsätze und ein operativer Fehlbetrag lägen im Rahmen der Erwartungen, schrieb Analyst Peter Rothenaicher.

Update: Donnerstag, 1. August 2024, 16.03 Uhr

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