Plus Walldorf/Heidelberg

SAP investiert in KI und Aleph Alpha

Der Einstieg ist offiziell bestätigt. Das Heidelberger KI-Unternehmen bekommt derzeit mehr Geld angeboten, als es braucht.

18.07.2023 UPDATE: 18.07.2023 18:42 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden
Jonas Andruli, CEO von Aleph Alpha. Foto: dpa

Von Matthias Kros

Walldorf/Heidelberg. Lange wurde bereits spekuliert, jetzt ist es offiziell: Der Walldorfer SAP steigt bei der deutschen KI-Hoffnung Aleph Alpha aus dem benachbarten Heidelberg ein. Der Softwarekonzern verkündete am Dienstag "direkte strategische Investitionen" in insgesamt drei Unternehmen für generative künstliche Intelligenz (KI). Neben Aleph Alpha werden auch die beiden amerikanischen Jungunternehmen namens Anthropic und Cohere mit Geld bedacht. 

Die neuen Partnerschaften stärkten den KI-Ansatz des Konzerns, teilte SAP in einer Presseinformation mit. Man setze auf ein "offenes Ökosystem" mit dem Ziel, die KI-Technologie der drei Firmen ins eigene Portfolio zu integrieren und die SAP-Software automatischer und intelligenter zu gestalten. Damit unterstreiche man den eigenen Anspruch, künstliche Intelligenz für Unternehmen anzubieten, die "relevant, verlässlich und verantwortungsvoll" sei. "Wir sind an einem Wendepunkt angelangt, an dem generative KI die Geschäftsabläufe von Unternehmen grundlegend verändern wird", sagte der Strategieverantwortliche von SAP, Sebastian Steinhäuser, der Pressemitteilung zufolge. 

Aleph Alpha wurde im Jahr 2019 von Jonas Andrulis in Heidelberg gegründet. Das Unternehmen hat ein Sprachmodell namens "Luminous" entwickelt, das in der Lage ist, auf dem Niveau von Menschen mit Texten umzugehen, Fragen zu beantworten, Artikel zusammenzufassen und Präsentationen zu erstellen. Fachleute bezeichnen die Technologie daher als generative KI.

Inzwischen gilt "Luminous" als eine der wenigen europäischen Alternativen zu den dominanten US-Anbietern. In standardisierten Leistungsvergleichen hatte das Sprachmodell aus Heidelberg ähnlich gut abgeschnitten wie das weltweit bekannte ChatGPT von OpenAI aus den USA. Dabei richten sich Aleph Alpha und "Luminous" – anders als ChatGPT und OpenAI – nicht an Privatleute sondern positionieren sich als Alternative für den Einsatz in Unternehmen und Verwaltungen. Mit der Stadtverwaltung von Heidelberg läuft beispielsweise seit einigen Monaten im Kundenbereich ein Modellversuch für den Einsatz des Sprachassistenzsystems "Lumi".

Auch interessant
Walldorf: SAP-Chef umschwärmt Aleph Alpha
Walldorf: SAP-Chef bestätigt indirekt Einstieg bei Aleph Alpha
Heidelberger KI-Start-up: Intel hat angeblich Interesse an Aleph Alpha

Zur genauen Höhe der Beteiligungen sowie die Bewertung der Unternehmen teilte die SAP am Dienstag keine Details mit. Der Softwarehersteller sei in den jeweiligen Finanzierungsrunden aber nicht der größte Investor, sagte Steinhäuser gegenüber dem "Handelsblatt". Der Wirtschaftszeitung zufolge erhält Aleph Alpha insgesamt rund 100 Millionen Euro, wobei der Chiphersteller Intel mit einem Anteil von 25 Millionen Euro der Hauptinvestor sein soll. SAP investiert demnach rund zehn Millionen Euro. Auch der Chiphersteller Nvidia soll zu den neuen Geldgebern gehören, hinzu kommen die Alt-Investoren, die bereits an den Heidelbergern beteiligt sind. Aleph Alpha kommentiert diese Angaben nicht. Andrulis sagte gegenüber der "FAZ" lediglich, dass aufgrund des aktuellen Hypes um Künstliche Intelligenz seinem Unternehmen gerade mehr Geld angeboten werde, als es sinnvoll ausgeben könne. "Wir sind überzeichnet und wählen für die Zusammenarbeit die stärksten Partner", sagt der Gründer.

Gegenüber der "FAZ" bezeichnete Andrulis die Zusammenarbeit mit SAP als eine der beiden Schlüsselpartnerschaften des Unternehmens. Die andere bestehe mit dem amerikanischen IT-Konzern HP, der mithilfe von "Luminous" die Steuerung von Maschinen optimiere. Für den Gründer steht beim SAP-Einstieg aber nicht die eigentliche Investition im Mittelpunkt. Die noch engere Kooperation mit dem Softwarekonzern biete Aleph Alpha vor allem wichtige Kompetenzen, die man niemals selbst aufbauen könne. "Niemand managt komplexe Strukturen und Vorgänge in international aufgestellten Konzernen so gut wie SAP", sagt der Andrulis. Die neue Investition von SAP vertiefe die bisherige Zusammenarbeit, bei der es vor allem um die Optimierung von Unternehmensprozessen gehe.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.